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Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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können.«
    »Leider sind wir besser darin, uns in den Haaren zu liegen, als zusammenzuarbeiten.« Jean vermied es, Nikolai anzusehen, und beschäftigte sich mit ihrem Brot und Käse.
    Sie mussten Liebende werden, hatte Adia gesagt. Weil die Vereinigung männlicher und weiblicher Energie von essentieller Bedeutung war. Nikolai beschloss, dass es Zeit für ein paar offene Worte war. »Es gab sehr viel, worin wir uns nicht einig waren, Jean, aber ich habe dich von Anfang an begehrt. Und ich glaube, dass es dir andersrum ebenso ergeht. Warum gehen wir also so misstrauisch miteinander um?«
    Sie lachte ein bisschen und warf ihm einen schrägen Blick zu. »Hast du vergessen, dass du mich zu Anfang noch als deinen Feind betrachtet hast? Du wolltest mich sogar für die Sünden meines Vaters büßen lassen. Eine solche Haltung kann man wohl kaum romantisch nennen.«
    Wann hatte sie aufgehört, sein Feind zu sein? Schritt für Schritt hatte sie seine Wut und Verbitterung abgebaut und Mut und Vernunft als Handwerkszeug dazu benutzt. »Komisch, aber irgendwie sind wir Freunde geworden«, sagte Nikolai.
    Sie wandte sich ihm mit brennenden Augen zu. »Oh, nein, Captain, Freunde sind wir ganz bestimmt nicht!«
    Sie hatte recht, Freundschaft war etwas anderes. Aber sie konnten - mussten - Liebende sein. Und darum beugte er sich vor und küsste sie.
    Jean schnappte verblüfft nach Luft. Vielleicht hätte sie sich ihm entziehen können, doch seine dunklen Augen hielten sie gefangen wie der hypnotische Blick einer Schlange ein Kaninchen. All seine Kraft und sein unbeugsamer Wille konzentrierten sich auf sie, und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als diese Eigenschaften in sich aufzunehmen. Doch irgendwie spürte sie auch, dass eine intime Beziehung zu diesem Mann den Kern dessen, was sie ausmachte, zerstören würde.
    Aber die Einsätze waren hoch, und es ging um weitaus mehr als ihrer beider Leben. Als wieder die schon vertraute Energie zwischen ihnen aufflammte, zwang sich Jean, sie anzunehmen, statt den Rückzug anzutreten. Gregorio zu küssen war, wie sich in ein Feuer zu stürzen und Teil der Flammen zu werden, ohne davon verzehrt zu werden. Spontan hob sie die Arme und legte sie ihm um den Nacken. Mit einem erstickten Laut umarmte er sie und zog sie an seinen muskulösen Körper, der Schutz und zugleich auch Gefängnis war.
    Mit Robbie hatte Jean die Süße der ersten Liebe erfahren. Sie hatten sich schon ihr Leben lang gekannt, waren als Kinder in den Hügeln herumgetobt, hatten zusammen Streiche ausgeheckt und immer viel gelacht. Als er gestorben war, war ein Teil von ihr mit ihm gestorben.
    Gregorio dagegen erfüllte sie mit Leben, glühendem Leben, das ebenso beängstigend wie berauschend war. Seine Hand bewegte sich zu ihrer Brust. Sie wollte sich an sie drücken, aber das zu tun, wäre ungefähr so, wie über den Rand des Abgrundes zu treten. Deshalb entzog sie sich ihm. »Es besteht kein Zweifel daran, dass wir uns zueinander hingezogen fühlen«, sagte sie mit unsicherer Stimme. »Aber ich bin noch nicht bereit, danach zu handeln, Captain Gregorio. Und ich weiß nicht, ob ich überhaupt je bereit dazu sein werde.«
    Nikolai griff nach ihr, ließ die Hände dann aber wieder sinken und ballte sie zu Fäusten. »Ich will dich, Jean, doch ich habe Angst, dass du mich ganz und gar verrückt machen würdest. Obwohl ich mir nicht einmal sicher bin, ob das so schlecht wäre.«
    Sie lächelte. »Mit dieser Furcht bist du nicht allein, Captain.«
    »Mein Name ist Nikolai. Wenn du willst, dass ich dich Jean nenne, dann hör bitte auch mit diesem ›Captain‹ auf«, entgegnete er, während er sich abwandte, und blickte mit ausdrucksloser Miene zur See hinaus. »Seit meiner Kindheit haben mich nur wenige Menschen Nikolai genannt.«
    »Also gut, Nikolai«, sagte Jean und berührte seine Hand. »Was meinst du - bist du jetzt so weit, zum Dorf zurückzukehren?«
    Als etwa einen Meter von ihren Füßen eine große Welle an die Mauer schlug, drehte er sich um und fragte: »Würdest du mich heiraten, Jean? Das würde uns einander näherbringen.«
    Sie wich erschrocken zurück. Das konnte doch wohl nur ein Scherz sein! Aber seine dunklen Augen waren völlig ernst. »Du liebe Güte, nein! Adia sagte, wir müssten Gefährten sein, doch sie hat nie vom Heiraten gesprochen. Ich kenne dich nicht gut genug, um dich zu heiraten.«
    »Aber schlafen würdest du mit mir?«, versetzte er mit einem Lächeln, das seine Augen nicht erreichte. »Ich

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