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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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tot.“
    â€žDas ist nicht besonders witzig.“
    â€žSieh selbst.“
    Eddie ging, vom Inspector gefolgt, hinter die Trennwand. Serena Fernandes lag rücklings auf einer Matratze auf dem Boden. Sie trug noch immer den Sari vom letzten Abend. Es war Eddie ein Rätsel, wie sie das machte, aber wie immer – egal, ob sie ein Kleid, eine Shalvar-Kamiz oder einen Sari trug – war nicht eine Knitterfalte an ihr zu sehen. Er betrachtete ihr Gesicht. Wie hatten ihre Eltern gleich bei ihrer Geburt wissen können, was für ein Temperament ihre Tochter haben würde? Sie hätten ihr keinen passenderen Namen geben können. Serena: die Heitere.
    Mrs Fernandes sah so heiter und friedvoll aus, dass Eddie sich am liebsten neben sie auf den Fußboden gelegt hätte und eingeschlafen wäre. Eines war sicher: Sie war nicht tot. Inspector Gupte lag eindeutig daneben. Er wusste nicht, dass sie und Eddie beinahe bis zum Morgengrauen wach gewesen waren. Verständlicherweise wollte sie jetzt den Kater der letzten Nacht ausschlafen. Er bückte sich, um sie zu wecken, als Inspector Gupte ihn abrupt wieder hochzog.
    â€žNichts anfassen! Das ist Beweismaterial. Ich gehe gleich runter und rufe in der Zentrale an, damit ein Gerichtsmediziner vorbeikommt.“
    â€žWie kann sie tot sein? Ich war bis drei Uhr früh hier.“
    â€žWarum so lange?“
    Doch Eddie wollte nicht über die vergangene Nacht reden. „Die Neujahrsnacht ist nie vor dem Morgen zu Ende.“
    â€žWas faselt der alte Wichser?“ Eddie wünschte, Gupte würde Mr Fernandes nicht als „alten Wichser“ bezeichnen, jedenfalls nicht in dessen Gegenwart.
    â€žIch verstehe ihn auch nicht, wenn er so aufgeregt ist.“
    â€žReden Sie langsam, Fernandes“, ermahnte ihn der Inspector.
    â€žEr sagt: Nachdem du gegangen bist, ist sie hier hereingekommen.“
    â€žIch war gar nicht hier, du Arschloch! Und was heißt überhaupt ‚du‘?“
    â€žEr meint mich.“
    â€žUnd was ist dann passiert?“
    Lester Fernandes unternahm heldische Anstrengungen, langsam zu sprechen, aber meistens verstand man kein Wort, und er wurde von Minute zu Minute wütender auf Eddie und noch mehr auf sich selbst.
    â€žSie hat sein Bett gerichtet“, übersetzte Eddie Lesters abgehackte Worte. „Sie hat … Er sagt, sie hat ihn zugedeckt. Bitte langsam, Mr Fernandes. Okay, ich hab verstanden. Mit einem sauberen Laken und ihm einen Gutenachtkuss gegeben. Ich komm nicht mit, wenn Sie so weinen. Dann hat sie … dann hat sie seine Schlaftabletten genommen und sie in die Flasche Vat 69 geschüttet. Sie hat die Hälfte davon getrunken und versucht, ihm den Rest einzuflößen.“
    Lester Fernandes lief die Nase, und er konnte nicht aufhören zu schluchzen. Eddie nahm ein Taschentuch, das neben seinem Bett lag, und hielt es ihm an die Nase. „Schnäuzen, Mr Fernandes, fest schnäuzen!“
    Lester Fernandes schenkte ihm keine Beachtung. Er hatte eine Frage, und er würde Eddie nicht gehen lassen, bis sie beantwortet war.
    â€žWas wird aus ihm?“, fragte Eddie den Inspector.
    â€žWoher zum Teufel soll ich das wissen? Was sagt er?“
    Eddie zuckte die Achseln.
    â€žEr fragt dich was.“
    â€žIch versteh kein Wort.“ Doch Eddie wusste es, er wusste es, seitdem Lester die Frage zum zweiten Mal gestellt hatte. Er brachte es nur nicht über sich, sie zu übersetzen. „Warum hast du Serena letzte Nacht das Herz gebrochen?“ Die Frage würde Eddie für den Rest seines Lebens verfolgen. Meinte Lester wirklich, was er da sagte? Wie hätte er sich Serena gegenüber verhalten sollen? Hatte er, Eddie Coutinho, sie praktisch umgebracht? Vielleicht war es gar nicht so einfach, Recht von Unrecht zu unterscheiden. Vielleicht, manchmal vielleicht, war es besser, das Falsche zu tun.
    â€žDer Laden gehört jetzt dir. Du bist die neue Auntie.“
    â€žKein Interesse. Ich hab bereits vor einer Woche bei Mrs Fernandes gekündigt. Der einunddreißigste Januar ist mein letzter Arbeitstag.“
    â€žDie Wache wird die ersten zwei Monate auf ihre Gebühren verzichten. Danach läuft es weiter wie gehabt.“
    Eddie lächelte. „Das ist doch gar nicht mein Lokal.“
    â€žWird es aber bald sein. Wir werden uns mit dem Krüppel hier einigen. Du kümmerst dich um ihn, dafür erlaubt er dir, das Lokal zu

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