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Die Staufer und ihre Zeit

Die Staufer und ihre Zeit

Titel: Die Staufer und ihre Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Pieper , Annette Großbongardt
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nicht, in einer im ganzen Reich verbreiteten Erklärung festzustellen, er brauche keinen Papst, er habe »Königtum und Kaisertum durch die Wahl der Fürsten allein von Gott empfangen«. Diesmal schickte Hadrian eine Erläuterung – er habe »Wohltat« gemeint, nicht »Lehen«.
    Als der Papst im September 1159 starb, vereinbarten die Kardinäle, dass sein Nachfolger einstimmig gewählt werden müsse. Die Mehrheit votierte für Bandinelli, doch eine kaisertreue Gruppe wählte einen Gegenkandidaten. Als die Anhänger Bandinellis ihrem Mann den päpstlichen Mantel umlegen wollten, entriss ihnen der unterlegene Kandidat das gute Stück. Die Wahlversammlung versank im Tumult, und Bandinelli und seine Anhänger mussten sich in einem Turm in Sicherheit bringen. Erst gut zwei Wochen nach der chaotischen Wahl konnte er als Alexander III. gekrönt werden.
    Barbarossa erkannte nicht ihn, sondern den kaiserfreundlichen Kandidaten als Papst an, der sich Viktor IV. nannte. Es kam zur Spaltung der Kirche, zum Schisma. Die beiden Päpste exkommunizierten sich wechselseitig, Alexander III. verhängte über Barbarossa den Kirchenbann, musste aber nach Frankreich flüchten.
    Der Kaiser, der das Reich von der Nordsee bis Sizilien ausdehnen und zu neuer Blüte bringen wollte, verstrickte sich hoffnungslos in die Kämpfe mit den Städten in Norditalien.
Mit deren lombardischem Städtebund paktierte wiederum Papst Alexander. Im Mai 1176 konnte er sich freuen, dass die Lombarden dem Heer Barbarossas unweit von Mailand eine vernichtende Niederlage beibrachten. Sie erbeuteten Schild, Fahne, Kreuz und Lanze des Kaisers sowie große Mengen von Silber und Gold. Während ranghohe Reichsfürsten in Gefangenschaft gerieten, konnte Friedrich I. knapp entkommen.
    So war der pompös zelebrierte Frieden von Venedig, die Pax Veneta, im Jahr darauf auch ein persönlicher Triumph Alexanders III. über seinen alten Feind Barbarossa. Wenige Monate später konnte er nach Rom zurückkehren, wo er im März 1179 das Dritte Laterankonzil einberief. Um weitere Schismen zu vermeiden, so die wichtigste Entscheidung, wurden die Regeln der Papstwahl verändert. Nur die Kardinäle durften künftig den Papst küren, und eine Zweidrittelmehrheit reichte dafür aus.
    Allerdings musste Alexander III. es noch hinnehmen, dass Barbarossa nun gezielt den Erwerb des Königreiches Sizilien und damit die Umzingelung des Kirchenstaates betrieb. Sein Sohn Heinrich VI. heiratete 1186 die Normannin Konstanze, damals schon mögliche Erbin des Königreiches Sizilien. 1189 war der Thron in Palermo tatsächlich verwaist, und fünf Jahre später hatte Heinrich VI. es geschafft: Er wurde zum König von Sizilien gekrönt.
    Der Kirchenstaat war jetzt vom italienischen Reich der Staufer eingeschlossen, und die Päpste taten alles, um diese Belagerung aufzubrechen. Spätestens jetzt waren die Schwaben in ihren Augen zum »genus persecutorum« geworden, zum verhassten Geschlecht von Kirchenverfolgern, das man auslöschen müsse.
    So wie die italienischen Päpste die Ressentiments gegen die deutschen Herrscher pflegten, machten Deutsche Stimmung gegen die Päpste. Walther von der Vogelweide, der
bedeutendste Lyriker des Hochmittelalters, geißelte in seinem »Unmutston« genannten Zyklus von Sprüchen Innozenz III., den »bâbest«, wie er auf Mittelhochdeutsch hieß. Hintergrund war der Thronstreit zwischen Staufern und Welfen um 1200.
    »Ei, wie christlich nun der Papst lacht, wenn er seinen Welschen sagt, ›Ich habe es so gemacht!‹«, dichtete Walther. »Er sagt ›Ich habe zwei Deutsche unter eine Krone gebracht, damit sie das Reich verunsichern und verwüsten sollen, währenddessen wühlen wir in ihren Kasten. Ich habe sie an meinen Opferstock getrieben, ihr Gut ist alles mein, ihr deutsches Silber fährt in meinen welschen Schrein. Ihr Pfaffen, esst Hühner und trinkt Wein, und lasst die Deutschen fasten.‹«
    Barbarossas Enkel Friedrich II. gefielen die frechen Zeilen, er schenkte Walther von der Vogelweide sogar ein Lehen. Aber die historische Wahrheit sah anders aus. Viele Päpste mögen über die Thronstreitigkeiten erfreut gewesen sein, aber ausgelöst haben sie ohne Zweifel die deutschen Fürsten.
    Innozenz III., der den Zwist zwischen Welfen und Staufern geschickt ausnutzte, leistete für die Sache der Päpste Großes. Als Lotario dei Conti di Segni um 1160 unweit von Rom geboren, hatte der Sohn eines begüterten Grafen in Paris Theologie und Recht studiert. Er galt als

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