Die Staufer und ihre Zeit
Friedensabkommen, eingefädelt am besten durch eine klug arrangierte Hochzeit.
Das Vorhaben scheiterte, Bertha kam wieder ins Spiel. Im Januar 1146 heiratete sie Manuel. Der Ehebund besiegelte
das Bündnis zwischen den beiden wichtigsten europäischen Mächten, dem noch relativ jungen Stauferreich und dem altehrwürdigen Byzanz, wo Kunst und Wissenschaften blühten. Es sollte eine wechselvolle Verbindung werden, zwischen zwei christlichen Imperien, die ähnliche Interessen hatten, aber einander stets misstrauten.
Beide einte das Bestreben, Einfluss auf der italienischen Halbinsel zu bekommen. Dort machte sich neben dem Papsttum seit 1030 eine aufstrebende Macht breit: die Normannen, Nachfahren der Wikinger, die bereits den Unterlauf der Seine besetzt hatten und in England eingefallen waren. Nun beanspruchten sie Süditalien und Sizilien, ein Gebiet, das stark griechisch beeinflusst war, aber auch von den Deutschen seit der Zeit der Ottonen als Bestandteil des Reiches betrachtet wurde. Gemeinsam, so der Plan, werde man die Eindringlinge vertreiben.
Doch wer sollte dabei die Führung übernehmen? Byzanz war kulturell überlegen, keine Stadt im Abendland konnte es mit den Palästen und Märkten Konstantinopels aufnehmen. Das Stauferreich nahm im zersplitterten Westeuropa eine Schlüsselstellung ein. Beide Mächte strebten nach Höherem. Manuel wollte über eine so große Sphäre gebieten wie einst Justinian oder Konstantin, die Staufer trieb die Vision von einem starken Kaiserreich unter ihrer Führung an.
Das musste zum Konflikt führen, Historiker bezeichnen den Gegensatz heute als »Zweikaiser-Problem«: Das Römische Reich hatte eben zwei Nachfolge-Staaten hinterlassen, ein Ostreich und ein Westreich. Es war eine Konstellation, die das gesamte Mittelalter bis zur Eroberung Konstantinopels durch die Türken prägen sollte.
So gerieten auch die Eheverhandlungen zu diplomatischem Gerangel. Der Staufer Konrad bezeichnete sich in dem Briefwechsel anmaßend als »Kaiser der Römer«, obwohl er
nur die Königskrone trug. Seinen Konterpart Johannes redete er hingegen mit »Kaiser von Konstantinopel« an, was dieser als Beleidigung empfinden musste.
Im Gegenzug bewies auch Byzanz Talent für protokollarische Sticheleien. Konrad musste seine Schwägerin erst adoptieren, um sie für den Ehehandel aufzuwerten. Und während Bertha in Konstantinopel wartete und Manuel mit den Normannen verhandelte, hielt eine Delegation aus Byzanz den Staufer-Herrscher hin. »Hätte dieser Dein Gesandter Nike-phoros unseren einzigen Sohn Heinrich vor unseren Augen getötet, der Zorn unserer Majestät hätte nicht größer sein können«, zürnte Konrad in einem Brief an Manuel.
Auch danach stand das Bündnis unter keinem guten Stern. Die Staufer setzten ihre militärische Macht nicht so ein, wie sich Byzanz das vorgestellt hätte. Während Normannenherrscher Roger II. von Sizilien die zum byzantinischen Reich gehörende Insel Korfu eroberte, schlossen sich die Staufer lieber den Kreuzfahrern an – eigentlich hatte Konrad Manuel versprochen, 2000 bis 3000 Ritter gen Korfu zu senden, so die Überlieferung.
Die türkischen Seldschuken setzten dem Kreuzfahrerheer mit ihren berittenen Bogenschützen arg zu, die vom langen Marsch übermüdeten Ritter konnten die wendigen Angreifer nicht stellen: Der Zweite Kreuzzug geriet zum militärischen Desaster. Heerführer Konrad wurde schwer krank, Bertha, die als byzantinische Kaiserin den Namen Irene angenommen hatte, musste ihn von Ephesus nach Konstantinopel geleiten, wo die Hofärzte ihn gesund pflegten.
Ihm sei in Konstantinopel so viel Ehre zuteil geworden wie keinem seiner Vorgänger, schwärmte Konrad – freilich war vor ihm noch kein deutscher König jemals einem byzantinischen Kaiser leibhaftig begegnet. Er konnte Manuel im Gegenzug nur erneute Versprechen bieten. Der gemeinsame Feldzug
gegen die Normannen blieb in weiter Ferne, dafür stellte der 58-jährige Konrad, inzwischen Witwer, 1151 in Aussicht, er werde selbst eine byzantinische Prinzessin heiraten. Es kam nicht dazu, im folgenden Februar starb Konrad.
Sein Nachfolger Friedrich Barbarossa fühlte sich dem Koalitionspartner im Osten noch weniger verpflichtet. Er betrieb nun seinerseits ein falsches Heiratsspiel. Ab 1154 verhandelte ein Gesandter Barbarossas ein Jahr lang in Konstantinopel über ein Ehebündnis, dann aber wandte sich der deutsche Herrscher in eine ganz andere Richtung: Er ehelichte die minderjährige Beatrix von
Weitere Kostenlose Bücher