Die Staufer und ihre Zeit
Kampfes.
Knapp 40 Jahre später, 1187, fiel Jerusalem wieder in die Hände der Muslime. Jetzt trat ein Mann auf den Plan, der als vornehmster Herrscher der lateinischen Christenheit galt – und der, schreibt Eickhoff, »aus dem Scheitern der buntscheckigen und glücklosen Massenexpedition von 1147/48 gelernt« hatte: Friedrich I., Kaiser Rotbart. Barbarossa organisierte seinen Kreuzzug monatelang mit großer Präzision. Pilger, die mittellos waren und keine Rüstung besaßen, wurden nicht rekrutiert, er beschränkte den Tross und ordnete an, jeder habe Geld und Verpflegung für zwei Jahre mit sich zu führen.
Schließlich standen um die 15 000 Mann an seiner Seite, es war vermutlich das größte Kontingent eines einzelnen Herrschers während aller Kreuzzüge. Im Mai 1189 brach das Kreuzfahrerheer auf, mit dabei war auch Barbarossas ältester Sohn Friedrich. Der Kaiser achtete auf eiserne Disziplin; ein Jahr später schlug er bei Ikonion (heute Konya in der Türkei) eine Armee der Seldschuken, musste aber selbst große Verluste hinnehmen. Kurz darauf ertrank er, und sein Heer, verstört durch den plötzlichen Tod des Oberbefehlshabers, löste sich auf. Viele Staufer-Kreuzfahrer traten die Heimreise an, andere raffte eine Seuche dahin. Sohn Friedrich schloss sich mit einem kleinen Haufen Getreuer dem englischen König Richard Löwenherz und dessen französischem Kollegen
Philipp II. August an, vor Akko starb auch er. In einer Chronik heißt es, nun »folgte ein Todestag dem anderen«.
Barbarossas Enkel, Friedrich II., hatte bei seiner Krönung zum König im Juli 1215 gelobt, selbstverständlich das Kreuz zu nehmen – mehrfach verschob er freilich den Starttermin, schließlich exkommunizierte ihn deshalb der Papst. Trotz des Bannstrahls brach Friedrich im Juni 1228 mit 40 Schiffen auf, ein Teil seines Heeres hatte schon vorher den Orient erreicht.
Es ist ein denkwürdiges historisches Ereignis: Ein Exkommunizierter engagiert sich dennoch für seine Kirche. Und ihm gelang ein diplomatisches Meisterstück – ganz ohne Gewalt, in direkten Verhandlungen (Friedrich sprach wohl Arabisch), die Freigabe von Jerusalem, Betlehem und Nazaret zu erreichen; allerdings schloss diese Übereinkunft den Felsendom und die Aksa-Moschee nicht ein. Kein Sarazene aber durfte danach bewaffnet die Städte betreten, alle kriegsgefangenen Christen kamen in Freiheit.
Wer will, der kann Friedrich als den eigentlichen Erfüller der Kreuzzüge betrachten, als einen, der mit Weitsicht und Geschick an ein überaus heikles Unternehmen heranging. Er habe damit, urteilt Eickhoff, die »kaiserliche Politik in eine neue, grenzdurchbrechende Dimension« geführt.
Dennoch, schon damals gab es heftige Kritik der Staufer, und man stellte sich die Frage, warum eigentlich Missionen nach dem vermeintlichen Willen des Herrn so erfolglos waren. Die Menschen, hieß es, seien zu sündhaft, zu lax im Lebenswandel, zu stolz, zu habgierig. Oder hatte Gott auf das falsche Personal gesetzt?
Noch zwei große Kreuzzüge sollten folgen, mit vielen Opfern, bis 1291 in Akko die letzte Kreuzfahrerfestung an die Mamluken fiel. Die staufische Herrschaft im Heiligen Römischen Reich war da schon längst vorbei.
BERTHA IN BYZANZ
Das schwierige Bündnis der Staufer mit Konstantinopel
Von Jan Friedmann
Arme Bertha von Sulzbach. Da wartete sie nun in der fremden Metropole Konstantinopel, weggelockt aus ihrer fränkischen Heimat mit der Aussicht, einen Prinzen zu heiraten. Doch Manuel, Sohn des byzantinischen Kaisers Johannes Komnenos, ließ sich bitten: Drei lange Jahre sondierte er, ob nicht eine bessere Partie zu machen sei als die Schwägerin des Staufer-Herrschers Konrad III.
Seit dem Heiratsversprechen hatte sich Dramatisches ereignet: Manuels Vater war gestorben, als er sich bei der Eberjagd mit einem vergifteten Pfeil in den Finger stach. Krankheiten hatten zwei der älteren Brüder dahingerafft, der Dritte musste schließlich Manuel den Vortritt lassen: Im August 1143 wurde der junge Byzantiner Kaiser. Der orthodoxe Christ herrschte über das mächtige oströmische Reich, das sich vom Bosporus am Schwarzen Meer entlang, von Kleinasien über Griechenland bis auf den Balkan erstreckte.
Während die Elite der Reichshauptstadt die junge Deutsche kritisch beäugte – ein Chronist bemängelte etwa, Bertha lege keinen Wert aufs Schminken, zum Beispiel aufs Nachziehen der Augenbrauen –, machte Manuel Weltpolitik. Er verhandelte mit den Normannen über ein
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