Die Staufer und ihre Zeit
Burgund und stärkte so den Einfluss seines Hauses in einem Gebiet, wo es traditionell schwach ausgeprägt war.
Manuel wollte indes nicht von seinen Italien-Plänen lassen. Auf eigene Faust unternahm er einen Vorstoß gegen die Normannen, der jedoch 1156 vor Brindisi scheiterte. Die Expedition entfachte die antibyzantinischen Ressentiments im Westen. Byzanz musste mit den Normannen einen auf 30 Jahre angelegten Friedensvertrag schließen, der aber Ostrom nicht vor künftiger Aggression bewahrte.
1204 eroberten und plünderten die Kreuzfahrer auf ihrem vierten Feldzug Konstantinopel – eine groteske historische Pointe, schließlich hatte Byzanz rund hundert Jahre zuvor die katholischen Ritter als Verbündete gegen die Türken angefordert. Das Zweckbündnis war endgültig zerrüttet und in offenen Konflikt umgeschlagen.
Und wie erging es der Fränkin Bertha von Sulzbach, die mit ihrer Heirat die Ost-West-Koalition begründen sollte? Glaubt man den Chronisten, arbeitete sie sich rasch in das Hofzeremoniell ein, nahm an Sitzungen des Senats teil und vertrat ihren Mann, wenn der im Felde stand. Die Katholikin wechselte zur Orthodoxie über, ohne damit das Establishment Konstantinopels überzeugen zu können – das nahm
ihre angeblich schroffe deutsche Art aufs Korn. Sie starb bereits 1160, nachdem sie zwei Töchter geboren hatte.
Die Leichenrede hielt der damals berühmte Theologe Basileios von Achrida. In ihr wird der ganze Zwiespalt der Allianz von Staufern und Byzantinern deutlich. Der Redner würdigte die Tugenden der Kaiserin – der Eintritt ins Paradies sei ihr sicher. Doch zugleich sei Bertha eine typische Repräsentantin ihres Volkes gewesen: Die Deutschen seien es gewohnt, über andere zu herrschen. Sie ertrügen es aber nicht, selbst beherrscht zu werden.
TEIL III
ALLTAG IM STAUFERREICH
RITTER GNADENLOS
Schöne Frauen, Ruhm und Ehre, tollkühne Kämpfe: Die Krieger des Mittelalters umweht der Duft des Abenteuers. Tatsächlich fochten sie in unfassbar brutalen Schlachten – wenn sie nicht betrunken vom Pferd fielen oder vor Kälte zitterten.
Von Frank Thadeusz
Als Sir John de Stricheley am 10. Oktober 1341 mit gerade mal Mitte zwanzig starb, hatte er der englischen Krone schon erheblichen Blutzoll entrichtet. Dem Ritter wurde im Schlachtgetümmel eine ganze Reihe Zähne ausgeschlagen. Einer seiner Gegner verpasste ihm überdies einen veritablen Axthieb.
Eine Delle im Schädelknochen de Stricheleys bezeugt diesen brachialen Übergriff. Doch auch diese Attacke überstand Sir John mannhaft. Zum Verhängnis wurde dem Recken allerdings die Verletzung durch einen Pfeil. Das Geschoss traf ihn, als der Kämpfer das von den Schotten belagerte Stirling Castle verteidigte.
Schon vor über zehn Jahren haben Archäologen das Skelett des Kriegers aus dem 14. Jahrhundert geborgen. Erst jüngst jedoch gelang es den Ausgräbern, die Überreste zu identifizieren. Britische Anthropologen rekonstruierten zudem das Gesicht des Adligen. Das Resultat verblüfft: Der kantige Kopf sieht aus, als wäre Stricheley ein früher Verwandter des bulligen englischen Fußballers Wayne Rooney. Tatsächlich hatte der Haudrauf von einst ähnlich wie der Kicker aus der Gegenwart erhebliche athletische Qualitäten: »Er war ein
sehr starker und durchtrainierter Edelmann mit der Physiognomie eines professionellen Rugbyspielers«, berichtet der Archäologe Richard Strachan.
Die neuesten Funde begeistern die Wissenschaftler. Derart profunde Erkenntnisse über die Kriegerkaste des Mittelalters sind noch immer selten. Sie erinnern daran, dass Menschen aus Fleisch und Blut in den eisernen Rüstungen steckten, die ihr Leben immer wieder aufs Neue in aus heutiger Sicht unfassbar brutalen Schlachten riskierten. Umso drängender stellen Historiker die Frage nach den Lebensumständen, in denen sich die Waffenträger in der Zeit vom 12. bis zum 15. Jahrhundert bewegten. Warum zwängten sich junge und zum Teil auch ältere Männer überhaupt in die eisernen Panzer, stets begleitet von dem Risiko, von einer Streitaxt erschlagen oder einer Lanze durchbohrt zu werden?
Den Kämpen war ihr Schicksal schon früh vorherbestimmt. Häufig wurden die Jungen bereits im Alter von sieben Jahren von den Eltern fort und an die Burg des Lehnsherren geschickt, um unter dessen Obhut die Ausbildung zum Ritter zu beginnen. Ein halbwegs erfolgreiches Ritterleben erfüllte sich dann mit Anfang vierzig und einem Alterssitz in einem Kloster.
Ihren Ruhestand konnten die
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