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Die Staufer und ihre Zeit

Die Staufer und ihre Zeit

Titel: Die Staufer und ihre Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Pieper , Annette Großbongardt
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einträgliches Dasein führten. In der Regel war dem Krieg jedoch eine knapp bemessene Zeitspanne im Jahr eingeräumt. Im Spätsommer und Frühherbst, wenn die Ernte eingefahren war, die Verkehrswege nicht mehr allzu staubig und die Temperaturen weder zu warm noch zu kalt waren, zogen die Reiter in die großen Schlachten des Mittelalters.
    Dass die Ritter in bleischweren Rüstungen steckten, war ein lange verbreiteter Irrtum. Zu Zeiten der Staufer war jener Plattenharnisch noch völlig unbekannt, der heute als geschmiedete eiserne Montur in etlichen Museen zu besichtigen ist. Die Recken zogen sich ein langes und eng am Körper anliegendes Kettenhemd über, das in Handarbeit von Panzerhemdmachern aus einzelnen Messingringen geknüpft und genietet wurde. Darunter trugen sie ein Stoffhemd. Auch Beine und Hände waren durch derlei Drahtgeflechte bedeckt.
Den Kopf schützte über viele Jahrzehnte der so genannte Nasalhelm, der in ganz Europa verbreitet war. Augen und Mund blieben frei.
    Die Einführung des Kübelhelms im 13. Jahrhundert war einerseits ein Fortschritt, weil nun der gesamte Kopf schützend in der eisernen Schale verborgen war. Allerdings berichteten Chronisten auch von augenscheinlichen Nachteilen des modernen Rüstzeugs. Für ein Sommerturnier in Neuss 1241 etwa sind die Todesfälle mehrerer Teilnehmer verbrieft, die unter ihrem Helm erstickten oder einen Hitzschlag erlitten.
    Lange hingen Historiker der irrigen Lehrmeinung an, dass die Schwerter der Krieger sechs bis sieben Kilogramm und mehr gewogen hätten. Nur die wenigsten Ritter wären in diesem Fall in der Lage gewesen, ihr Kampfgerät dauerhaft zu stemmen. Sehr viel wahrscheinlicher fochten die Virtuosen des Zweikampfs mit Waffen, die kaum mehr als drei Pfund gewogen haben dürften.
    Überschätzt wurde auch die Größe der Pferde, wie Skelettfunde bezeugen. Der Ritter zog vermutlich mit einem Streitross in den Kampf, das kaum größer war als ein Haflingerpony. Die Tiere wurden im Kampf verschont. Sie waren so kostbar, dass sie zum Beutegut gehörten. Auch der auf dem Feld unterlegene Ritter konnte damit rechnen, im Fall seiner Niederlage mit dem Leben davonzukommen. Für den Feind war es allemal lukrativer, dem geschlagenen Gegner die wertvolle Rüstung zu rauben und für seine Geisel ein Lösegeld herauszuschlagen.
    Zur Verteidigung der eigenen Ehre wurden im Mittelalter etliche blutige Konflikte angezettelt. Das gesamte Fehdewesen basierte auf zumindest unterstellten Ehrverletzungen, für die bittere Rache genommen werden musste. Für zahlreiche Attacken gab es gleichwohl keinen anderen Anlass als einen klammen Fürsten, der seine Kasse auffüllen musste.

    Immer wieder versuchten zu diesem Zweck engagierte Kommandos sogar, ganze Festungen einzunehmen. Der Erfolg solch heikler Missionen entschied sich häufig recht bald: Gelang es den Angreifern, die Burg zügig im Sturm zu erobern, war der Sieg gewiss. Lange und überaus kostspielige Belagerungszeiten hingegen mündeten meist in Niederlage und Rückzug.
    Schwert und Lanze waren bei solchen Überraschungsangriffen zunächst wirkungslos. Als äußerst effektive Waffe bei der Burgerstürmung erwies sich hingegen eine oft tonnenschwere Schleuder aus Holz, »Blide« genannt, die im 12. Jahrhundert zum Einsatz kam. Die Bliden sorgten für Angst und Schrecken hinter den Burgmauern. Massive Steinblöcke rissen Löcher in das Mauerwerk. Besonders gefürchtet waren Bomben aus ungelöschtem Kalk, die bei ihren Opfern schmerzhafte Verätzungen hervorriefen. Die Kreativität der Angreifer in der Wahl der Munition war beinahe grenzenlos. Der Feind schleuderte Tierkadaver und Bienenkörbe über die Burgmauern. Auch die abgeschlagenen Köpfe von Gefangenen und sogar lebende Gefangene wurden in die Blide gespannt.
    Der Kirche waren die kaum zu kontrollierenden Fehden ein Dorn im Auge. Wiederholt wetterten Bischöfe und Priester gegen das gottlose Treiben der Rittersleute, die einzig zum eigenen Vorteil kämpften und alle Ehrenregeln fahren ließen, denen sie einst gehuldigt hatten.
    Der Ausweg lag in einem »heiligen Krieg«, wie ihn Papst Urban II. zum ersten Mal im November 1095 ausgerufen hatte, um Übergriffe auf christliche Jerusalem-Pilger im Oströmischen Reich zu rächen. Die Idee der Kreuzzüge war geboren, eine zählebige Schöpfung, die Kirche und Krieger trefflich vereinte: der »Ritter Christi«, der sein mörderisches Handwerk nunmehr für Gottes gerechte Sache ausüben durfte und den kein

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