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Die Steine der Fatima

Die Steine der Fatima

Titel: Die Steine der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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ein Verbrechen begangen«, sagte Mirwat ungerührt. »Du hast Nuh II. angegriffen und ihm die Nase gebrochen. Ich an seiner Stelle hätte dich für immer in den Kerker gesperrt.«
    Beatrice schüttelte aufgebracht den Kopf. »Hör zu, Mirwat. Als du damals im Bad zu mir sagtest, Fatma habe es verdient, dass Nuh II. sie zusammengeschlagen hat, konnte ich dein Verhalten nicht verstehen. Ich vermochte nicht zu begreifen, wie man es als gerecht empfinden kann, wenn jemand einem anderen absichtlich Schmerzen zufügt. Aber es ist kein Geheimnis, dass du Fatma nicht besonders magst und sie dich auch nicht und dass ihr zwei immer noch um den ersten Platz neben Nuh II. streitet. Aber wir beide, Mirwat, du und ich, waren Freundinnen. Und das, was Nuh II. mir angetan hat…«
    »Du hast doch eben selbst gesagt, dass es falsch ist, jemand anderem absichtlich Schmerzen zuzufügen«, unterbrach Mirwat sie heftig. »Dabei bist du doch diejenige, die Nuh II. die Nase gebrochen hat, oder etwa nicht?«
    Beatrice sprang wütend auf. »Das Schwein wollte mir Gewalt antun. Hätte ich mich nicht so erfolgreich gewehrt, wäre er über mich hergefallen und hätte mich vielleicht noch übler zugerichtet als Fatma. Du kannst doch Nuhs willkürliche, ungezügelte Gewalt beim besten Willen nicht mit Notwehr vergleichen.«
    Mirwat schüttelte den Kopf. »Ich glaube, du verstehst vieles nicht, Beatrice. Du bist Nuhs Frau. Wenn er dich bittet… «
    »Er hat mich aber nicht gebeten, er wollte mich zwingen«, fiel Beatrice Mirwat ins Wort. »Und das lasse ich nicht mit mir machen! Er hat kein Recht dazu!«
    »Du irrst dich, Beatrice. Natürlich hat er das Recht, von dir zu verlangen, ihm zu Willen zu sein. Du bist seine Frau, und deshalb hast du die Pflicht…«
    »Nein!«, stieß Beatrice empört hervor. »Ich bin nicht freiwillig in seinem Harem. Er hat mich erworben, gekauft wie ein Stück Vieh auf dem Markt. Doch damit besitzt er noch lange nicht die Rechte an mir. Es ist immer noch meine Entscheidung, ob und mit wem ich schlafen will.
    Und niemand, hörst du, niemand hat das Recht, mich dazu zu zwingen!«
    »Ich verstehe dich nicht. Was ist denn schon so schlimm daran?«
    »Ganz einfach! Es ist erniedrigend, entwürdigend. Es ist so ekelhaft, dass ich mich jetzt noch am liebsten übergeben würde, wenn ich daran zurückdenke.«
    Mirwat schüttelte erneut den Kopf. »Und warum gehst du dann hin und lässt dich von den anderen als Heldin feiern? Wenn du dich nicht berühren lassen willst, so ist es deine Sache. Aber weshalb verdirbst du die anderen Frauen mit deinen seltsamen Ideen? Weißt du, dass sich immer mehr von ihnen weigern, mit Nuh II. zusammen zu sein? Er weiß schon gar nicht mehr, was er tun soll.«
    »Der Ärmste, mir kommen gleich die Tränen.« Beatrice verschränkte die Arme vor der Brust. »Mirwat, beantworte mir doch bitte eine frage. Wenn es den anderen Frauen bislang so viel Freude bereitet hat, mit Nuh II. das Bett zu teilen, weshalb weigern sie sich dann jetzt?«
    Mirwat dachte eine Weile nach. »Wahrscheinlich sind sie deinen Einflüsterungen erlegen. Du hast sie verhext, ihnen den Verstand verwirrt und…«
    »O Mirwat, wenn du dich nur hören könntest!« Beatrice schüttelte lächelnd den Kopf. »Du bist doch eine kluge junge Frau. Wenn du nachts allein in deinem Bett liegst, kommt dir dann nicht auch manchmal der Gedanke, dass du Unsinn erzählst? Soweit ich es beurteilen kann, bist du hier die Einzige weit und breit, die Nuh II. liebt. Den anderen ist er bestenfalls gleichgültig, viele hassen ihn sogar, er widert sie an. Du magst dich auf das Zusammensein mit ihm freuen und es genießen, aber damit stehst du fast alleine da. Für die meisten anderen sind die Nächte mit ihm eine Zumutung. Und so war es schon lange, bevor der Emir überhaupt auf die Idee kam, mich zu kaufen. Diese Frauen brauchten nur jemanden, der ihnen klarmacht, dass sie sich nicht alles gefallen lassen müssen, dass sie Rechte haben, die sie durchzusetzen in der Lage sind. Und dass sie das, was ich kann, ebenfalls können.«
    »Soll ich dir mal sagen, was ich glaube?«,erwiderte Mirwat nach einer kurzen Pause. »Ich glaube, du bist den Umgang mit Männern nicht gewohnt. Du hast Angst vor ihnen. Weiß man in deiner Heimat nichts von den Freuden der Liebe? Hast du sie noch nie kennen gelernt?«
    Beatrice schüttelte heftig den Kopf. »Das ist doch völliger Unsinn. Du…«
    »Ich habe recht, nicht wahr?«, sagte Mirwat verächtlich. »Dich hat noch

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