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Die Steine der Fatima

Die Steine der Fatima

Titel: Die Steine der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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der Hand. Sie schrie vor Angst auf, drehte sich um und lief zu einem der Ausgänge.
    »Ich muss hinunter«, sagte Beatrice in dem Moment, in den sie sah, dass Jambala vergeblich an einer der Türen rüttelte. Diese Kerle wollten der jungen Frau nicht einfach nur Angst einjagen, sie waren gekommen, um sie zu verprügeln, und das musste sie verhindern, egal wie. Doch Sekireh hielt Beatrice zurück.
    »Wozu?«
    »Vielleicht kann ich die Männer aufhalten. Jambala trifft keine Schuld, sie…«
    »Beatrice, Jambala ist freiwillig ohne Schleier vor die Augen der Männer getreten. Wenn du jetzt hinuntergehst, wirst du gar nichts erreichen, außer dass die Soldaten dich auch noch bestrafen. Sei vernünftig und bleibe hier.«
    »Aber sie haben Knüppel!«, rief Beatrice aus. »Sie werden…«
    »Und genau aus diesem Grund musst du hier bleiben. Was willst du gegen die Waffen der Soldaten ausrichten?« Sekireh stieß einen Seufzer aus und schüttelte verzweifelt den Kopf. »Ich empfinde genauso wie du, aber wir können zurzeit nichts tun. Es hilft Jambala nicht, wenn du dich auch noch in Gefahr begibst.«
    »Aber…«
    »Was auch immer gleich vor unseren Augen geschehen wird, es wird schrecklich genug sein. Wir können nur hoffen, dass es die anderen wieder zur Vernunft bringt.«
    Beatrice wollte sich von Sekireh losreißen, aber die alte Frau umklammerte ihren Arm so fest, dass es ihr nicht gelang. Schließlich gab sie es auf. Mit Tränen in den Augen verfolgte sie Jambalas Flucht quer durch die Halle. Wie ein Tier hetzte die junge Frau durch den Garten, sprang über Beete, schlug sich durch Büsche. Aber sie hatte von Beginn an keine Chance. Die Soldaten liefen nicht einmal hinter ihr her. Das hatten sie gar nicht nötig – die Tore waren schließlich alle versperrt. Ruhig und gelassen warteten sie auf Jambala wie Jäger auf ihre Beute. Knüppelschwingend und mit schrillen Schreien trieben sie sie einander zu und bildeten dabei mehr und mehr einen Kreis. Ein Kreis, der sich wie eine tödliche Schlinge immer mehr um Jambala zuzog. Verzweifelt rannte die junge Frau hin und her, schrie auf, wenn sie wieder einem Soldaten begegnete, änderte die Richtung und lief weiter, bis sie auf den nächsten stieß. Schließlich hatten die Soldaten sie so eng umringt, dass ihr keine Fluchtmöglichkeit mehr blieb. Schwer atmend stand Jambala in ihrer Mitte, der Schweiß rann ihr über das Gesicht, ihre Arme waren zerkratzt, der Saum ihres Kleids war zerrissen. Voller Panik drehte sie sich im Kreis und starrte die Männer an, die sich ihr drohend näherten. Schließlich packte einer der Soldaten sie von hinten. Und während Jambala schrie und um sich trat und schlug, stülpte ihr ein anderer einen Sack über den Kopf.
    »Jetzt bist du endlich sittsam verhüllt«, sagte er höhnisch.
    Unter dem johlenden Gelächter der anderen Soldaten fesselte er Jambala mit einem dicken Tau und stieß sie von sich. Blind und ohne dass sie ihre Arme bewegen konnte, stolperte sie in einen anderen Soldaten, der ihr einen Hieb mit seinem Knüppel versetzte und sie dann wieder von sich stieß, in die Arme des nächsten. Sprachlos vor Entsetzen sahen die Frauen das grausige Schauspiel mit an. Jambala wurde hin und her gestoßen, geschlagen und getreten. Ihr schmerz- und angstvolles Weinen wurde zuerst immer schriller und ging schließlich in ein klägliches Wimmern über. Erst als sie sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte, sondern mühsam auf allen vieren vorankroch, um den Hieben zu entgehen, ließen die Soldaten von ihr ab.
    Einer von ihnen hob sie hoch und warf sie sich wie einen Stoffballen über die Schulter. Lachend verließen sie die Halle, die Knüppel hin und her schwingend wie Baseballspieler nach einem erfolgreichen Match.
    Auf der Galerie war es still geworden. Die Frauen hielten sich aneinander fest, viele weinten still vor sich hin, andere schüttelten immer wieder stumm den Kopf oder waren einfach erstarrt in ihrem Entsetzen. Keine von ihnen konnte so recht glauben, was dort unten in der Halle geschehen war, keine sagte ein Wort. Die Träume von einer besseren Zukunft, von Gleichberechtigung schienen sich von einem Augenblick zum nächsten verflüchtigt zu haben. Langsam und still löste sich die Menge auf, wie eine Schar von Gespenstern zogen sich die Frauen in ihre Gemächer zurück. Auch Sekireh und Beatrice machten sich schweigend auf den Weg. Als sie schließlich vor ihrer Zimmertür standen, wandte Sekireh sich doch noch einmal an

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