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Die Steine der Fatima

Die Steine der Fatima

Titel: Die Steine der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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Schlaf.«
    »Sehr wohl, Herrin. Ich werde Euch nur noch rasch die Kissen bringen.«
    Der alte Diener humpelte mühsam davon. Offensichtlich litt er an einer schweren Hüftgelenksarthrose. Bei der sicherlich angeborenen Wirbelsäulenverkrümmung und der dadurch bedingten jahrzehntelangen Fehlbelastung eine logische Folge. Beatrice seufzte und setzte sich auf die Bettkante. Sollte sie jemals mit Ali vernünftig reden können, würde sie mit ihm über eine wirksame Therapie sprechen. Es konnte doch wohl nicht angehen, dass ausgerechnet der persönliche Diener des angeblich besten Arztes von Buchara vor Schmerzen kaum mehr laufen konnte. Doch was die Hygiene dieses Krankenzimmers betraf, war sie vorbildlich. Ali hatte sogar daran gedacht, Stoffe und alle überflüssigen Gegenstände zu entfernen, in denen sich Krankheitserreger einnisten konnten. Damit war er seiner Zeit weit voraus.
    Vermutlich ist das hier der einzige Raum in ganz Buchara, in dem man sogar Operationen durchführen könnte, dachte Beatrice voller Anerkennung.
    Als Selim endlich mit den versprochenen Kissen zurückkam, fielen Beatrice bereits die Augen zu. Sie dankte dem Alten von ganzem Herzen, wünschte ihm eine gute Nacht und verschloss hinter ihm die Tür. Ihr war schon fast übel vor Müdigkeit, als sie endlich ihren Schleier ablegte und sich entkleidete.
    Brautschleier!, dachte sie kopfschüttelnd, als sie das kostbar bestickte Gewand sorgfältig zusammenlegte. Was sich Nuh II. nur dabei gedacht hatte?
    Ali schien ebenso wenig von dieser Idee begeistert gewesen zu sein wie sie selbst.
    Doch mittlerweile war sie viel zu müde, um wütend zu sein. Plötzlich fiel ihr ein, dass sie weder Kleidungsstücke noch andere notwendige Dinge mitgenommen hatte. Niemand hatte ihr etwas gesagt, bevor sie in den Festsaal geführt worden war. Abgesehen davon, dass sie kein Nachthemd hatte und deshalb wohl oder übel in ihrem Unterkleid schlafen musste, würde sie morgen wieder gezwungen sein, in dem Brautgewand herumzulaufen. Sie besaß noch nicht einmal eine Bürste, um sich das Haar zu kämmen.
    Morgen werden ich den armen alten Selim ziemlich herumscheuchten müssen, dachte sie. Es sei denn, der Emir lässt mir ein paar Sachen schicken.
    Doch daran konnte sie nicht so recht glauben. Nuh II. war zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um an andere, noch dazu an eine seiner Frauen zu denken.
    Müde streckte sich Beatrice aus, stopfte sich die Kissen unter den Kopf und deckte sich mit dem dünnen Laken zu. In der Tat war das Bett ziemlich hart und schmal wie eine Gefängnispritsche oder das Bett im Ärztezimmer der Notaufnahme.
    Auch Beatrice hatte stets über das Bett geschimpft. Und jetzt hätte sie ihr Leben dafür gegeben, wieder in der Notaufnahme zu sein.
    Vielleicht wache ich morgen im Ärztezimmer auf, und alles war nur ein Traum, ein langer, verrückter Traum. Über diesem Gedanken schlief sie ein.

    Ali hatte gerade seinen letzten Patienten für diesen Vormittag fortgeschickt und freute sich auf die Stunden der Mittagsruhe, in denen er endlich wieder lesen konnte. Vor Kurzem hatte ihm ein fahrender Händler ein Buch aufgedrängt, das er dem Mann schließlich für den Preis von drei Dinaren abgekauft hat.
    Erst zu Hause hatte sich herausgestellt, welchen Schatz er erworben hatte.
    Die Schriften des Aristoteles kannte er seit frühester Jugend. Er hatte sie so oft gelesen, dass er sie mittlerweile auswendig konnte. Allerdings hatte er zu seinem großen Kummer bisher kein einziges Wort davon verstanden. Nun entpuppte sich ausgerechnet dieses Buch, das er eigentlich gar nicht hatte kaufen wollen, als Antwort auf alle seine Fragen. Es war geschrieben von einem arabischen Gelehrten, der sich ausführlich mit den Schriften des Aristoteles befasste. Und zum ersten Mal in seinem Leben begriff Ali, worum es dem großen griechischen Philosophen ging.
    Seit diesem Tag konnte er die Zeit der Mittagsruhe kaum erwarten.
    Ali legte sich das Buch zurecht, strich fast zärtlich über den Einband und schlug es dann auf der Seite auf, auf der er das letzte Mal stehen geblieben war. Er hatte gerade mit dem Lesen begonnen, als Beatrice sein Arbeitszimmer betrat. Entgeistert starrte er sie an.
    Dass diese Frau von nun an in seinem Haus wohnte, hatte er völlig vergessen.
    »Verzeiht die Störung«, sagte sie, und entgegen seiner Erwartung hatte er den Eindruck, dass sie es tatsächlich ernst meinte. »Ich weiß von Selim, dass Euch die Mittagszeit heilig ist, aber ich muss

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