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Die Steine der Fatima

Die Steine der Fatima

Titel: Die Steine der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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unbeschreiblich hässlich. Ihr Körper war schwammig und aufgedunsen, eine unförmige Masse Haut, Fett und Fleisch ohne jegliche Konturen. Der kahl geschorene Kopf war mit dunklen Altersflecken übersät. Die Frau saß dort auf ihren Kissen wie eine fette, schleimige Kröte oder wie eine Spinne in ihrem Netz, gemästet von ungezählten Opfern, die sich unvorsichtigerweise in ihre Nähe gewagt hatten. Beatrice war drauf und dran, sich einfach umzudrehen und wieder zu gehen. War das wirklich Sekirehs Ernst? Hatte Hannah sie deshalb durch halb Buchara geschleift? War das etwa Samira, die so viel Weisheit besitzen sollte, dass sogar die Herrscherfamilie um ihren Rat bat?
    »Du kannst deinen Augen trauen, ich bin Samira. Wissen und Weisheit lassen sich nur schwer mit dem ersten Blick entdecken«, sagte die Frau, als könnte sie Beatrices Gedanken lesen. »Nun komm schon her, dann redet es sich leichter.«
    Die Stimme der Frau war tief und voll und umschmeichelte Beatrice wie Samt. Ohne länger nachzudenken, trat sie näher und erschrak im nächsten Augenblick über sich selbst. Irgendein Zauber ging von dieser Stimme aus, dem Beatrice nicht widerstehen konnte. Wahrscheinlich hätte diese Stimme sie in den sicheren Tod schicken können, und sie wäre ihr willenlos gefolgt.
    »Siehst du, es ist doch gar nicht so schwer«, sagte Samira und lachte.
    Wenn irgendein Lachen auf dieser Welt in der Lage war, einen Menschen zu umarmen, so war es dieses Lachen. Von einer Sekunde zur nächsten fühlte sich Beatrice sicher und geborgen. Hatte sie wirklich diese Frau hässlich und abstoßend gefunden? Hatte sie allen Ernstes geglaubt, diese Frau würde sie in eine Falle locken wollen? Sie war wunderschön, auf eine bizarre, ungewöhnliche Weise zwar, aber schön. Sie war eine gütige Mutter, eine liebevolle Schwester, eine verständnisvolle Freundin…
    »Wie ich sehe, verlierst du allmählich deine Scheu«, sagte Samira, lachte wieder und schwemmte mit diesem Lachen Beatrices letzte Zweifel fort, die sich ohnehin nur noch zaghaft tief in ihrem Inneren geregt hatten. »Nun kommt schon und setzt euch.«
    Auch Hannah schien unter dem Zauber der Stimme ihre Furcht vergessen zu haben. Gehorsam und vertrauensvoll wie zwei Kinder ließen sich Hannah und Beatrice auf den Kissen nieder, die zu Samiras Füßen lagen.
    »Seht ihr, so ist es doch viel besser. Und nun erzählt mir, weshalb ihr den weiten Weg vom Palast zu mir unternommen habt.«
    Hannah öffnete überrascht den Mund. »Aber woher…?«
    »Ich kenne dich, du kommst oft an diesen Ort«, sagte Samira zu Hannah und lachte wieder. »Seit über dreißig Jahren begleitest du Sekireh, die Mutter des edlen Nuh II. ibn Mansur, auf ihrem Weg zu mir. Also lasst diese Heimlichtuerei, ihr macht euch nur lächerlich. Wie heißt ihr?«
    »Ich bin Hannah, und Sekireh ist in der Tat meine Herrin«, antwortete Hannah stotternd und wurde dunkelrot im Gesicht. »Und dies ist Beatrice.«
    »Beatrice«, wiederholte Samira und nickte zufrieden. »Die Frau aus dem barbarischen Norden. Jene Frau, von der man erzählt, dass sie eine Heilkundige sei, die mit ihrer Kunst sogar der Lieblingsfrau des Emirs das Leben gerettet hat.« Sie lächelte freundlich. »Es freut mich, dich endlich bei mir zu sehen. Ich habe schon lange auf dich gewartet.«
    »Du hast auf mich gewartet?«, platzte Beatrice überrascht heraus. »Aber wieso… woher…?«
    Samira winkte lächelnd ab. »Dies ist eine lange Geschichte, meine Tochter, die ich dir vielleicht noch erzählen werde – später. Allein. Aber ich denke, dass ich dir helfen kann.« Sie klatschte zweimal in die Hände, und die jüngere Frau erschien wieder.
    »Ja?«
    »Bring Hannah hinaus, Mahtab«, befahl sie. »Ich möchte mit der edlen Dame allein sprechen.«
    Hannah sprang erfreut auf, als hätte sie insgeheim gehofft, den Raum verlassen zu dürfen. Doch schon im nächsten Augenblick zeichnete sich deutlich das schlechte Gewissen auf ihrem Gesicht ab, und Beatrice konnte förmlich sehen, wie ihre Angst vor Samira gegen ihre Verantwortung für Beatrice kämpfte.
    »Geh schon, Hanna«, sagte Beatrice und lächelte der Dienerin aufmunternd zu. »Ich muss mit Samira ein Gespräch unter vier Augen führen. Du kannst mir dabei nicht behilflich sein.«
    Hannah warf einen scheuen Blick auf Samira. »Herrin, seid Ihr sicher?«
    »Ja.«
    Es gelang Hannah nur schwer, ihre Erleichterung zu verbergen.
    »Gut, Herrin, wie Ihr wollt. Aber wenn Ihr mich braucht, so ruft nach mir,

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