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Die steinerne Pforte

Die steinerne Pforte

Titel: Die steinerne Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prevost Andre
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um jeden Preis haben. Weil es dem Stein Schutz bot!
    »Ich danke Ihnen, Max, diese beiden Münzen haben wirklich in meiner Sammlung gefehlt! Wenn ich etwas von Papa höre, lasse ich es Sie wissen.«
    Sie verzichteten höflich auf ein zweites Glas Freshh und machten sich auf den Weg zum Buchladen.
    Aber ach, noch immer kein Hinweis darauf, dass Sams Vater zurück war! Samuel wollte Lili die rätselhafte Nachricht auf dem Anrufbeantworter vorspielen – »Okay, ich wollte dich nur warnen . . .« – aber das Band war offenbar gelöscht und mit irgendwelchen unwichtigen Nachrichten überspielt worden.
    »Grandpa muss die Kassette zurückgespult haben«, vermutete Lili, »für den Fall, dass dein Vater anrufen sollte.«
    »Macht nichts«, seufzte Sam, »diese Nachricht hatte vielleicht auch gar nichts damit zu tun. Nimm schon mal das ›Buch der Zeit‹, ich bin in zwei Sekunden bei dir.«
    Während Lili in den Keller ging, lief Sam nach oben, in das Zimmer seines Vaters. Als er das letzte Mal in den Schränken nachgeschaut hatte, war ihm ein Stapel weißer Kleidungsstücke aufgefallen, die ihm rückblickend nützlich sein konnten. Ganz schlichte Hemden und grobe Baumwollhosen, die nur mit einem Stoffgürtel gebunden wurden.
    Fünf Minuten später schlüpfte er hinter dem Wandbehang mit dem Einhorn hindurch. Lili stieß einen überraschten Schrei aus: »Was soll dieser Schlafanzug? Willst du ins Bett gehen?«
    »Das ist kein Schlafanzug, das sind die Sachen von meinem Vater. Alles aus Naturfasern, um besser zu reisen.«
    »Ich versteh kein Wort. . .«
    »Es ist nur eine Vermutung, aber ich stelle mir vor, dass man mit unseren modernen Stoffen nicht durch die Zeit reisen kann. Alles Künstliche, Synthetische, was weiß ich .. . Deshalb sind meine Jeans und mein T-Shirt neulich hier geblieben. Man braucht Stoffe, die in die Zeit passen. Mein Vater hat sich die Sachen vorsorglich anfertigen lassen. Sie sind mir noch ein bisschen zu groß, aber wenn ich die Ärmel umschlage . . .«
    Lili traute ihren Ohren nicht.
    »Sammy, du willst doch nicht etwa sagen, dass du vorhast, wieder zu verschwinden!«
    »Ich habe keine Wahl, Lili. Er ist dort gefangen, Gott weiß, wie lange schon! Wenn ich mich nicht beeile, kann sonst was passieren! Vielleicht ist es sogar schon zu spät!«
    »Aber wie willst du das anstellen? Wer sagt dir, dass du am richtigen Ort landest, in der richtigen Zeit?«
    »Die Münze«, behauptete Sam und gab sich zuversichtlicher, als er in Wahrheit war. »Papa hat sie Max gegeben, damit ich ihn finden kann, falls ihm etwas zustößt. . .«
    Er hielt das runde Metallstück mit der Schlange hoch.
    »Ich bin sicher, dass sie aus der Zeit von Vlad Tepes stammt und dass sie mich direkt zu seinem Schloss führen wird. Das hast du doch eben selbst gesagt, oder nicht?«
    »Sicher«, räumte Lili kleinlaut ein. »Aber wenn du dann dort bist? Du hast doch keinerlei Chance! Dieser Typ ist ein Wahnsinniger!«
    »Ich werde eben improvisieren. Immerhin bin ich schon den Wikingern entkommen und habe ein Komplott im Tempel des Ramses aufgedeckt. Das war doch nicht schlecht für den Anfang!«
    »Und wie . . . wie willst du zurückkommen?«
    »Dafür brauche ich deine Hilfe, Lili. Du musst so oft, wie es geht, an mich denken. Ich weiß nicht, welcher Zauber da im Spiel ist, aber das hat mich beim letzten Mal zurückgebracht. Ja, glaub mir, nur dir verdanke ich, dass ich zurückgekommen bin! Du musst nur das Buch bei dir behalten und . . . Übrigens, gibt es etwas Neues?«
    Lili drehte das aufgeschlagene Buch zu ihm: »Theben, die Stadt der hundert Tore«. Es hatte sich nichts getan.
    »Das beweist nur, dass er dort festsitzt«, behauptete Sam. »Ich kann ihn jetzt nicht im Stich lassen.«
    Er umklammerte fest die Münze und machte einen entschlossenen Schritt auf den Stein zu. Wenn er jetzt nicht handelte, würde er es sich im letzten Moment wahrscheinlich noch anders überlegen. »Und ich?«, fragte Lili ängstlich. »Was soll ich den anderen sagen?«
    »Nichts, du weißt von nichts. Wenn man dich fragt, spielst du die Unschuldige. Bitte, leuchte mir mal mit der Taschenlampe, ja?«
    »Aber Grandpa? Und Grandma?«
    »Es gibt keine andere Lösung, Lili. Wenn ich versuchen würde, es ihnen zu erklären, würden sie mich niemals gehen lassen. Oder noch schlimmer, sie würden die Polizei einschalten. Niemand darf davon erfahren.«
    Er kniete vor dem Stein nieder, während Lili vorsichtig nähertrat.
    »Ist das ... ist das eine Sonne?«

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