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Die steinerne Pforte

Die steinerne Pforte

Titel: Die steinerne Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prevost Andre
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gehen.«
    »Mein Vater ist seit nunmehr beinahe zwei Wochen weg. Ich weiß, dass er kurz vorher mit Ihnen telefoniert hat. Hat er Ihnen vielleicht gesagt, wohin er wollte?«
    »Potz Blitz!«, rief Max. »Vor zwei Wochen? Natürlich war er bei mir! An dem Tag hat er mir von diesem Urlaub erzählt. Er wollte wegen irgendeiner geschäftlichen Angelegenheit in die USA, wohin genau weiß ich nicht.«
    Lili und Sam wechselten einen Blick.
    »Und Samuel, habe ich ihn gefragt, ›fährt er mit?‹ -›Nein, er muss in die Schule. Aber ich habe eine Überraschung für ihn . . . Sollte er bei Ihnen vorbeikommen, geben Sie ihm bitte das hier. Das kann ihm nützlich sein, während er auf meine Rückkehr wartet.‹«
    Max tauchte in eine Truhe, die mit einer blau-weiß-roten Fahne mit gelbem Stern in der Mitte ausgekleidet war. Er brachte einen kleinen Geldbeutel aus Stoff zum Vorschein und reichte ihn Sam.
    »›Aber nur, wenn Samuel von sich aus zu Ihnen kommt, Max‹, hat er extra noch gesagt. ›Wenn Samuel sich nicht meldet, ist es nicht nötig.‹«
    Sam löste ungeschickt das Lederband, mit dem der Beutel verschlossen war, und schüttete den Inhalt in seine Hand: eine Münze und ein Jeton, beide hatten in der Mitte ein Loch.
    »Bingo!«, stieß Sam hervor. Er untersuchte den Jeton, der aus irgendeinem synthetischen blauen Material war, Harz oder Plastik, wie die Jetons beim Pokerspiel. Die Münze war alt und abgenutzt, vom vielen Gebrauch fast schwarz geworden, aber man erkannte noch gut eine Art Schlange, die sich um das Loch in der Mitte wand. Samuel reichte beides an Lili weiter.
    »Sonst hat er Ihnen nichts gesagt?«
    »Tja«, Max kratzte sich am Kopf, »jedenfalls nichts Wichtiges. Was sind das für Dinger?«
    »Ach ... die sind für eine Sammlung, die ich gerade angefangen habe. Kam er Ihnen an dem Tag . . . normal vor?«
    »Normal? So richtig normal war dein Vater noch nie, Sam, und genau deshalb mag ich ihn! Aber, nein, er wirkte wie immer, vielleicht ein bisschen müde, sonst nichts. Er ist also immer noch nicht zurück? Habt ihr die Polizei benachrichtigt?«
    »Ja, die ist informiert.«
    »Verschwunden«, wiederholte Max und machte plötzlich ein finsteres Gesicht. »Ich habe gleich gewusst, dass das mit diesem Haus keine gute Idee war . . .«
    »Dieses Haus? Unser Haus? Warum war das keine gute Idee, Max?«
    »Dein Vater wollte nicht, dass ich mit dir darüber spreche, weder mit dir noch mit deiner Großmutter – eine gute Frau übrigens. Aber als er hierherkam, habe ich ihm davon abgeraten, das Haus zu kaufen.«
    »Sie haben ihm abgeraten? Warum?«
    »Er hat dir nichts erzählt? Das dachte ich mir! In der Stadt hat das Viertel hier sowieso schon einen schlechten Ruf, also ... Deswegen wohnen hier nur noch ein paar verrückte Alte und haben die Geschäfte alle dichtgemacht. Aber in diesem Haus, dem Barnboimschen Haus, würden nicht viele Leute wohnen wollen, das kannst du mir glauben!«
    »Unser Haus, das Barnboimsche Haus?«, fragte Sam erstaunt. »Wie der Name der Straße? Wer war dieser Barnboim?«
    »Ein komischer Typ, der vor ungefähr hundert Jahren gelebt hat. Er wohnte da mit einer ganzen Bande seltsamer Gestalten, die dort Tag und Nacht ein und aus gingen, noch dazu in den merkwürdigsten Gewändern. Ständig kamen welche, andere wiederum verließen das Haus, und es waren nie dieselben . . . Wie auf dem Jahrmarkt! Die Barnboim-Bande, so hat man sie genannt. Sie waren nicht böse, aber irgendwie fanden die Nachbarn sie beunruhigend. Manchmal soll es auch Schlägereien gegeben haben, und der alte Barnboim soll selbst ein wahrer Raufbold gewesen zu sein. Zumindest erzählt man sich das. Auf jeden Fall hat man am Ende die Straße nach ihm benannt.« »Wissen Sie noch mehr über diesen Barnboim?« »Nicht viel.« Max leerte sein Glas. »Das ist ja auch schon eine halbe Ewigkeit her! Das Einzige ist noch, dass die Leute behaupten, dieses Haus habe den bösen Blick.« »Und wer hat vor meinem Vater darin gewohnt?« »Eine Verrückte, Martha Calloway. Sie hat da drin gehaust wie eine Einsiedlerin, ihr Gewehr stets griffbereit. Nicht mal der Postbote hat es gewagt, bei ihr zu klingeln. Als sie vor zwei Jahren gestorben ist, stank es im ganzen Haus wie die Pest! Mindestens fünfzehn Hunde hatte sie da drin! Es war ganz schön mutig von deinem Vater, an so einem Ort einen Buchladen einzurichten!«
    Diese kleinen Details hatte Allan Faulkner seiner Familie natürlich nicht erzählt. Offenbar wollte er dieses Haus

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