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Die Steinernen Drachen (German Edition)

Die Steinernen Drachen (German Edition)

Titel: Die Steinernen Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kern
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ermitteln. Hätte man Kreutzmann gleich nach seiner Ermordung gefunden, wäre ich unverzüglich in der U - Haft gelandet. Er arrangierte es so, dass keine Beweise auf mich hindeuteten. Ließ mich allerdings in dem Glauben, dass dem so war. Sein Plan und sein Timing gingen auf.“
    „Das überzeugt mich nicht. Es ist nicht sicher, ob der Herr Minister dafür verantwortlich ist. Wenn wir Kham ausklammern, wer bleibt dann als Täter?“
    Frank bot auch dafür eine Theorie. „Kreutzmann wusste von dem Drachentatoo. Ich habe mich lange Zeit gefragt, wem dieses Wissen schaden könnte. Wenn Kham vom Drachen auf Leas Haut erfährt, ist sie mit einem Schlag nutzlos für ihn. Dann hat er kein Opfer mehr. Das Gegenteil ist sogar der Fall, derjenige, der den Drachen auf der Haut trägt, hat die Macht über die Fabelwesen. Statt einem Opfer ist Lea plötzlich zur Konkurrentin um die Macht der Drachen geworden.“
    „Sie meinen, die Chinesen haben Kreutzmann daran gehindert, auszuplaudern, dass Lea den Drachen trägt?“
    „... um Kham damit eins auszuwischen. Warum nicht?“
    „Ziemlich dürftig und riskant! Zumal er kurz darauf durch Sie erfuhr, dass sich Lea tätowieren ließ.“
    „... weil ich es Chin erzählt habe. Ja! Kham musste daher seine Pläne umschmeißen und verschwand aus Deutschland. Für ihn ging es plötzlich darum, zu verhindern, dass Lea wieder nach Laos zurückkehrt.“
    „Wenn wir mal den ganzen Mythenkram um die Drachen außen vorlassen, dann versuchen Sie mir gerade zu erklären, dass Ao Zhong sterben musste, weil er Lea nicht an die CIA verraten wollte. Kreutzmann hingegen wurde erdrosselt, weil Kham Druck machen wollte, damit Sie ihm nach Laos folgen.“
    „... oder weil die Chinesen nicht wollten, dass er das Maul aufmacht“, ergänzte er. „Es ergibt alles einen Sinn, wenn man davon ausgeht, dass Kham ursprünglich Lea opfern wollte, um die Drachen zu besänftigen. Die Chinesen hingegen versuchen mit ihrer Hilfe Macht über die Untiere zu erlangen.“
    Von Osten trieben erneut graue Wolken heran. Er fühlte sich schlecht, abwechselnd heiß und kalt. Etwas in ihm war in Aufruhr, drang in seinen Kopf, in seine Gelenke und rüttelte an seinen Muskeln. Mit schwerer Zunge formulierte er seine Gedanken zu Ende. „Als dem Geheimdienstchef die neuen Fakten bekannt wurden, wollte er mich dafür benutzen, Lea auf sein Vorhaben einzuschwören. Er griff die Idee der Chinesen auf. Sie soll für ihn die Drachen in seinem Sinn befehlen.“
    „In was für eine knietiefe Scheiße bin ich da geraten?“, murmelte der Kommissar.
    „Immerhin wären Ihre beiden Morde aufgeklärt, auch wenn Sie nie jemanden dafür dran kriegen werden.“
    „Hauptsache, Sie bekommen Ihren Kopf aus der Schlinge. Das meinen Sie doch damit?“
    „Wenn ich darüber nachdenke, was mich dort in den Bergen erwartet, wäre es vielleicht besser, Sie hätten mich in Deutschland verhaftet.“
    Capitaine Xieng kam mit einem grauhaarigen Laoten zurück, dem der linke Arm fehlte. „Es ist Zeit, den Wagen gegen das Boot zu tauschen. Ab hier kommen wir auf dem Fluss schneller voran“, erklärte er. Zehn Minuten später kletterten sie in ein schmales, etwa sechs Meter langes Boot, das von einem dröhnenden Dieselmotor angetrieben wurde. Xieng forderte Frank auf, dem Schiffer dreißig Dollar zu geben. Das war der Preis für die Passage, den er ausgehandelt hatte. Nachdem dies geklärt war, stellte sich der Laote an das Steuer am Heck und ließ die vibrierende Antriebswelle des Außenborders ins Wasser. Der Einarmige gab Gas, die Schraube wirbelte wütend in der schlammigen Brühe und schob den Kahn in die Mitte des Flusses. Das stinkende Aggregat kämpfte brüllend gegen den Strom an, den Xieng Nam Ou nannte.
    Geschickt steuerte der Grauhaarige das Langboot an schäumende Strudel vorbei, flussaufwärts, den Bergen entgegen. In der Mitte des Bootes gab es einen Unterstand, der den drei Passagieren aber nur bedingt Schutz gegen die gelegentlich einsetzenden Tropenschauer gewährte. Der niederprasselnde Regen füllte, ein aufs andere Mal, den Kahn bedenklich schnell mit Wasser, dass nach jedem neuen Guss mit angerosteten Blechbüchsen in den Fluss geschöpft wurde. Schon nach wenigen Kilometern wucherte dichter Dschungel an den steil ansteigenden Ufern des Nam Ou. Vereinzelt gab es ähnliche Dörfer am Fluss, wie das, aus dem sie ihre Fahrt angetreten hatten. Immer wieder folgten ihnen neugierige Blicke. Kinder, die in dem braunen Wasser badeten,

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