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Die Steinernen Drachen (German Edition)

Die Steinernen Drachen (German Edition)

Titel: Die Steinernen Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kern
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dementierte, dass Asiaten nichts vom Wein verstanden. Ihr Verhalten war souverän und elegant. In etwa so, wie er es von Frauen aus vornehmen Häusern her kannte, die er früher manchmal ausgeführt hatte -  früher, vor seiner Zeit als Barkeeper.
    Als das Essen kam, hatte der Alkohol die Beklemmung vertrieben und er begann sich einen Dreck darum zu scheren, was die anderen Leute über ihn und seine Begleitung dachten. Das war der Zeitpunkt, an dem die Konversation in Gang kam.
    „Seit wann arbeitest du in der Bar?“
    Frank dachte nach: Waren es schon zwei Jahre? Zu seinem Bedauern musste er ihr diese Antwort geben.
    „Und vorher?“
    „Nun, ich war nicht immer in der Gastronomie tätig. Früher war ich Restaurator.“
    „Restaurator?“
    „Ja, ich habe Alte Meister restauriert, Gemälde.“
    „Ich weiß, was das ist“, erklärte sie deutlich.
    „Natürlich. Tut mir leid. Also, wie gesagt, Restaurator.“
    „Und warum bist du Barkeeper geworden?“
    „Sicherlich nicht freiwillig. Sagen wir mal, die Möglichkeiten Geld zu verdienen, waren für mich schlagartig begrenzt.“
    „Wie soll ich das verstehen?“ Sie nippte an ihrem Wein. Die Kerze auf ihrem Tisch war zur Hälfte heruntergebrannt. Die Flamme spiegelte sich verführerisch in ihren Augen. Er überlegte, ob er ihr von seinem Niedergang erzählen sollte. Es sprach nichts dagegen, es war kein Geheimnis. Die Presse hatte es damals breit getreten und alle seine Bekannten wussten davon.
    „Ich hatte einen Traumjob. Nach meinem Studium der Malerei stand ich, wie alle angehenden Kunstmaler, vor dem Nichts. Besser ausgedrückt, ich stand vor dem Scheideweg: Entweder Bilder zu malen mit der Hoffnung, eine Galerie zu finden, die mich fördert, oder das Angebot der Leiterin der Stuttgarter Staatsgalerie anzunehmen. Sie war eine gute Bekannte meiner Eltern und schätzte mein Talent. Da in der hauseigenen Restaurationswerkstatt der Staatsgalerie ein Posten frei war, zögerte sie nicht, mich in diese Richtung zu lenken. Darin war sie sehr überzeugend.“ Er machte eine kurze Pause, weil er an die Frau denken musste, die seine berufliche Laufbahn geebnet hatte. Im selben Maß engagiert, zerstörte sie später seine Karriere. Ein bittersüßer Geschmack lag ihm auf der Zunge, wenn er sich an diese Zeit erinnerte.
    Er schüttelte den Kopf und spülte seinen Mund mit Bier aus. Lea wartete gespannt darauf, dass er seine Geschichte fortsetzte. „Du musst verstehen, dass ein Restaurator letztendlich nichts anderes als ein Maler ist. Nur, dass er eben vorhandene Werke wiederaufbereitet. Wie gesagt, das Angebot war verlockend. Die Staatsgalerie hatte große Namen in ihren Räumen hängen und bekam zudem Restaurationsaufträge von Galerien aus aller Welt. Für mich
    zeigte sich bald, dass ich die richtige Wahl getroffen hatte. Tja, ein Traumjob. Der Werkstattleiter war ein alter, erfahrener Fuchs mit internationalem Ansehen in seiner Zunft. Er brachte mir im Laufe unserer Zusammenarbeit alle Tricks und Kniffe bei, um die wertvollen Gemälde zu erhalten und wieder auf Vordermann zu bringen. Als er später in den Ruhestand ging, hatte er sein komplexes Wissen über diese Kunst an mich weitergegeben, einschließlich seines guten und weltweit bekannten Rufs. Ich war verdammt stolz darauf, dieses Erbe fortführen zu dürfen.“
    „Was ist passiert? Warum hast du aufgehört?“, fragte sie und hob besorgt ihre Augenbrauen.
    „Sicherlich nicht aus freien Stücken. Es wurde mir nahegelegt. Nein, es war noch schlimmer. Mit der Zeit wuchs mir der Ruhm über den Kopf und ich mutierte zu einem hochmütigen Gockel. Stolz macht überheblich. Ich war der Meister in meiner Werkstatt und hatte alle Möglichkeiten, alle Voraussetzungen und das Talent. Ich fing an Bilder zu fälschen. Anfangs war es eine Art Sport – eine Herausforderung. Ich kopierte Gemälde, die zu Restaurationszwecken in die Werkstatt kamen und wenn mich der Teufel ritt, hängte ich diese Fälschungen statt der echten Bilder in die Galerie. Da ich zu allen Räumen Zugang hatte und wusste, wie das Alarmsystem funktionierte, war das kein Problem für mich. Ich wollte einfach nur wissen, ob die so genannten Kunstkenner tatsächlich so gut waren, wie sie vorgaben. Sie waren es nicht! Keiner von den hoch dekorierten Kritikern und Kunstmäzen durchschaute meine Machenschaften. Nie gab es irgendjemanden unter den Besuchern, der die Echtheit der Bilder in Frage stellte.“
    „Aber du bist aufgeflogen?“
    „Natürlich!

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