Die Steinernen Drachen (German Edition)
Vielleicht wissen Sie auch darüber etwas?“
Er schüttelte den Kopf. Schweiß drängte sich aus allen Poren seines Körpers. Er war so sicher gewesen, dass nur er und Kreutzmann auf dem Parkdeck waren. Im Stillen zollte er Meinhans Respekt, denn dessen Weise zu ermitteln, war zweifelsohne mit Erfolg gekrönt. Der Mann schien alles auszugraben. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Kommissar herausfand, dass auch Stefan Kreutzmann das Zeitliche gesegnet hatte und wer der wahre Mörder von Ao Zhong war. Wie gern hätte er dem Polizisten eine Antwort darauf gegeben, um seinen eigenen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
„Schade! Sollte Ihnen noch etwas einfallen, rufen Sie mich an!“ Mit diesen Worten steckte Meinhans sein Notizbuch ein und begab sich zur Tür. Frank atmete aus, als sie ins Schloss fiel. Keine Minute später schellte das Telefon. Er ließ es klingeln, bis sich der Anrufbeantworter einschaltete. Es überraschte ihn nicht, Khams Stimme zu hören. „Guten Tag, Herr Grabenstein! Ich hoffe, bei Ihnen ist alles in Ordnung. Melden Sie sich doch bitte und zerstreuen Sie meine Sorgen. Denken Sie immer daran, dass Sie in mir einen Freund haben.“
Liebe braucht keine Worte
31. August 2002
Der nagende Vorwurf, sie hintergangen zu haben, war wie weggeblasen, als Lea in seinen Wagen stieg. Ihr Lächeln und ihre liebliche Aura vereinnahmten ihn unverzüglich und intensiv, sodass alles, was hinter ihm lag, keine Bedeutung mehr hatte. Die Nacht mit Ilka war vergessen. Anfänglich wollte er sich damit rechtfertigen, dass bis jetzt zwischen Lea und ihm keine offiziell ausgesprochene Beziehung existierte. Zudem war da noch Stefan Kreutzmann. Laut dessen Schwester hatte Lea immer noch eine Art Verhältnis zu diesem Mann. Davon ausgehend wollte er sich keinesfalls seinem schlechten Gewissen beugen und sich eingestehen, dass er sie betrogen hatte. Jetzt zerstreute ihre Anwesenheit auf einen Schlag alle Bedenken und Gewissensbisse.
Sie hatte am Morgen angerufen und gefragt, ob er die Zeit zwischen der Mittags- und Abendschicht mit ihr verbringen möchte.
Er war gerade aus Ilkas Bett gekrochen und wollte zu ihr unter die Dusche eilen, als sein Handy klingelte. Als er merkte, wer dran war, fühlte er sich auch seelisch nackt und durchschaut. Lea hätte neben ihm stehen können, so sehr zuckte er zusammen, als er ihre Stimme erkannte. Zu seinem Glück hatte sie nicht viel Zeit. Sie verabredeten sich mit knappen Worten und er konnte auflegen, ehe Ilka aus dem Bad kam.
Der Tag war kühl, aber das Wetter nicht wirklich schlecht. Hohe, ausladende Wolken türmten sich über dem Remstal. Ein starker Ostwind trieb sie über den Himmel auf den Schwarzwald zu. Frank parkte seinen Wagen auf dem Parkplatz unterhalb des Korber Kopfes, einem hiesigen Weinberg. Sie liefen Hand in Hand eine schmale Bewirtschaftungsstraße entlang. Ab und an begegneten ihnen Spaziergänger oder Jogger. Oberhalb des Schützenhauses war die Aussicht grandios. Sie suchten sich eine Bank und ließen sich darauf nieder. Unter ihnen lag das Weindorf Korb, dahinter und rechts Waiblingen, wiederum dahinter Fellbach. Zur Linken das zersiedelte Remstal, dazwischen immer wieder Wiesen und Weinberge. Am weit entfernten Bergrücken sah man das rote Blinken des Stuttgarter Fernsehturms.
Sie schmiegte sich eng an ihn und er legte den Arm um ihre Schulter. Über seine anfänglichen Bedenken, sich mit einer Asiatin zu zeigen, wunderte er sich nur noch. Die vereinzelten, neugierigen Blicke der Passanten fielen ihm nicht mehr auf. Die frische Luft half ihm, dass er sich nicht mehr wie ein Gefangener seiner Sinne fühlte. Er hatte seine Gedanken unter Kontrolle.
„Ich habe gestern mit Stefans Schwester gesprochen“, sagte er und sah ihr tief in die Augen. Lea wirkte unbeeindruckt. Sie schien sich keiner Schuld bewusst und lächelte sanft.
„Woher kennst du sie?“
„Du weißt ja, die Welt ist ein Dorf. Sie kommt öfters in die Bar.“
„Kommt sie wegen dir?“
Er mochte die Frage nicht, denn sie steuerte das Gespräch in eine Richtung, die er nicht einschlagen wollte.
„Das hoffe ich“, antwortete er witzelnd, wurde aber gleich wieder ernst. „Wie stehst du zu Stefan?“
„Er ist ein Freund.“
„Du weißt, was ich meine, wie eng ist eure Beziehung?“
„Bist du eifersüchtig?“
„Ja, verdammt!“
„Er ist nur ein Freund!“
„Und was bin ich?“ Sie schwieg, richtete ihre Augen auf die bewaldeten Bergrücken und presste ihren Kopf
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