Die Steinernen Drachen (German Edition)
an seinen Oberarm. Er folgte ihrem Blick. „Die Berge sind Drachen“, sagte sie, stand auf und nahm seine Hand. Er ließ sich führen. Wortlos erreichten sie seinen Wagen. Es verunsicherte ihn, dass seine Frage unbeantwortet blieb. Innerlich ging er davon aus, dass ihr Schweigen nur eine Abfuhr bedeuten konnte. Doch Lea überraschte ihn aufs Neue. „Fahren wir zu dir“, forderte sie ihn auf.
Bis zu seiner Wohnung benötigten sie zehn Minuten. Oben angekommen, küsste sie ihn lange und innig. Er nahm sie hoch, trug sie ins Schlafzimmer und legte sie behutsam aufs Bett. Sie ließ ihn gewähren. Er setzte sich neben sie. Seine Lippen suchten die ihren, wanderten dann ihren Hals hinab. Ihr Duft machte ihn wahnsinnig.
Sie entglitt seiner Umarmung und rutschte hoch bis ans Kopfende. Dort setzte sie sich auf, streifte ihre Bluse ab und zog ihr T-Shirt über den Kopf. Sie trug keinen BH. Mit einer geschickten Bewegung schälte sie sich aus Hose und Slip. Ihr Anblick und Geruch berauschte ihn. Sein Verlangen nach ihr schien ungeahnte Ausmaße anzunehmen, seine Sinne spielten verrückt. Er ließ seine Augen über jeden Zentimeter ihres Körpers wandern. Ihre Haut glänzte wie Seide, die Brüste waren nicht so klein, wie er es bei einer Asiatin vermutet hatte, sondern wohl geformt und straff. Die dunklen Nippel streckten sich ihm entgegen. Sie öffnete die Beine und strich mit dem Finger durch das schwarze Haar ihrer Scham. Sein Penis pochte in der zu eng gewordenen Jeans. Er zog sich aus und legte sich zu ihr. Zärtlich streichelte er ihren Körper, küsste und leckte sie. Schließlich liebte er Lea bis zur totalen Erschöpfung. Dann noch einmal. Sie rieb ihren glänzenden Körper an seinem, war auf ihm, unter ihm, überall und brachte ihn erneut in Wallung. Ihr Körper war wie flüssiger Stahl, bebte in seinen Händen und brannte lichterloh. Sein Orgasmus brachte keine Erlösung, sein Gehirn wollte mehr von ihr, immer mehr. Sie war eine Zauberin. Die Königin der Ektase. Er war ihr endgültig verfallen.
Am Abend kam Ilka in die Bar. Sie funkelte ihn wie eine rollige Katze an. Franks Knie waren noch weich vom kräftezehrenden Liebesakt am Nachmittag. Seine Leisten schmerzten, doch das Ziehen war angenehm, weil er ihn an den Sex mit Lea erinnerte. Sie hatte ihren Geruch auf seiner Haut hinterlassen. Wenn er daran dachte, bekam er eine Erektion. Doch das Auftauchen der großen blonde Frau verursachte ihm Bauchschmerzen. Schon, als er sie durch die Tür kommen sah, wusste er, dass sie Lea witterte, den Duft ihrer Konkurrentin riechen konnte.
Ilka setzte sich zu ihm an die Bar, bestellte einen Aparol Sour und zündete sich eine Zigarette an. „Du bist heute Morgen so schnell verschwunden“, meinte sie vorwurfsvoll und blies den Rauch gegen die Decke.
„Es war wohl eher schon heute Mittag. Ich musste noch ein paar Dinge erledigen“, redete er sich heraus.
„Gibt es eine andere Frau?“, fragte sie unverblümt und nippte an ihrem Drink. Sie gab sich teilnahmslos und versteckte sich hinter einer Maske.
Er spürte, wie es in ihr brodelte und fühlte sich in die Enge getrieben. „Wie kommst du darauf?“, fragte er.
„Dein überstürzter Aufbruch heute früh und deine Reserviertheit, die du gerade an den Tag legst. Es deutet alles darauf hin.“
„Ich muss hier arbeiten.“ Wie, um sich zu rechtfertigen, deutete er in die Runde. Die Bar war trotz der frühen Stunde schon voll. „Der große Andrang kommt erst noch und es wird eine lange Nacht. Ich habe wenig Zeit, aber deshalb bin ich dir gegenüber doch nicht reserviert“, erklärte er. In ihren Augen sah er, wie dürftig seine Ausreden waren. Kurz flammten vor seinen Augen die Bilder von Lea auf, wie sie sich genussvoll in seiner Umarmung räkelte.
„Es gibt eine andere Frau“, behauptete Ilka und blies ihm einen Schwall Rauch ins Gesicht. Die Bilder verschwanden. „Warum kannst du es nicht zugeben?“
„Es ist nur vage ...“
„Vage? So wie mit mir? Was ist denn das für ein Machospruch?“
Er zuckte mit den Schultern. Sylvia rettete ihn, bevor für ihn die Situation noch unangenehmer wurde. Sie gab einige Bestellungen auf und er erledigte sie sofort. Ilka beobachtete jeden seiner Schritte. Er versuchte, sie zu ignorieren und möglichst beschäftigt zu wirken. Nach einer Weile legte Ilka einen Geldschein auf den Tresen und ging, ohne sich noch einmal umzudrehen. Erleichtert sah er ihr hinterher.
Das Bild des Drachen
1. Juli
Weitere Kostenlose Bücher