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Die Steinernen Drachen (German Edition)

Die Steinernen Drachen (German Edition)

Titel: Die Steinernen Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kern
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seiner Hand. Er wusste, dass es eine Illusion war, doch der Drache schien zu atmen.
    „Aussteigen!“, forderte der Busfahrer direkt vor ihm. Sie hatten die Endhaltestelle erreicht und er war der einzige, der noch auf seinem Platz saß. Anscheinend hatte ihn der Busfahrer schon mehrmals ermahnt. „Endhaltestelle, alles aussteigen!“, formulierte der Mann erneut, dehnte die Worte in die Länge und untermalte sie mit übertriebener Mimik.
    Erschrocken stammelte er eine Entschuldigung. Der Drache hatte ihn so in seinen Bann gezogen, dass er die Welt um sich herum vergessen hatte. Ehrfürchtig faltete er die Zeichnung zusammen, steckte sie zurück in den Umschlag und verließ den Bus. Zu Hause würde er die Vorlage genau untersuchen, um hinter ihr Geheimnis zu kommen.
    Augenblicklich fielen ihm drei Chinesen auf. Sie saßen in einem grau-blauen 5er BMW und starrten in seine Richtung. Der Fahrer hatte die Seitenscheibe heruntergekurbelt, sah ihn direkt an, aber sein Gesicht zeigte nicht die geringste Regung. Von den anderen beiden konnte er nur die Umrisse erkennen. Alle drei wirkten massig und erinnerten ihn an Khams Gehilfen. Einer Eingebung folgend, entschied er, nicht die Straßenseite zu wechseln und zu versuchen, möglichst unbeteiligt zu wirken. Durch seine innerliche Aufgewühltheit, lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken. Aus den Augenwinkeln sah er, dass sich der BMW langsam in Bewegung setzte. Er beschleunigte seine Schritte. Zu allem Übel war weit und breit keine Gasse zu sehen, in die er schnell verschwinden konnte.
    Er kam an der Kneipe vorbei, in der er gestern mit Wiegand saß und erinnerte sich an dessen Fluchtweg. Unverzüglich bog er ab und betrat die Spelunke. Der Wirt grinste, als er ihn hereinkommen sah. „Hab’ wohl ’nen neuen Stammgast!“
    Den Kommentar ignorierend, steuerte er die Toiletten an. Über einen schmalen schmutzigen Gang kam er in eine enge Gasse, die hinter dem Gebäude auf eine Treppe zuführte. Der für Stuttgarts Kessellage typische Aufgang brachte ihn zur nächst höheren Straße und außer Atem. Oben angekommen, versuchte er abzuschätzen, wo er sich befand. Nervös hielt er nach einem Straßenschild Ausschau. Da fiel ihm der gelbe Briefkasten ins Auge. Ein Gedanke formierte sich in seinem rasenden Verstand. Schnell schrieb er seine Adresse auf den Umschlag und quer darüber Porto zahlt Empfänger . Dann klebte er den Brief zu und warf ihn in den Schlitz. Die nächste Leerung war in einer halben Stunde. Er atmete tief durch, versuchte seinen Puls wieder unter 120 Schläge zu bekommen.
    Urplötzlich bog der BMW um die Ecke und er begann zu rennen. An der nächsten Kreuzung schnitten sie ihm den Weg ab, indem sie quer vor ihm auf den Bürgersteig fuhren. Ein paar Mülltonnen mussten dran glauben. Die Schnelligkeit mit der die großen Männer aus dem Auto kletterten, überraschte ihn. Er schlug einen Haken und steuerte auf den nächsten Treppenaufgang zu. Hinter ihm hörte er sich schnell nähernde Schritte.
    Er kam bis zur sechsten Stufe, dann spürte er einen eisernen Griff im Nacken. Der Chinese, der ihn zu fassen bekam, schleuderte ihn nach hinten. Er schlug hart auf den Steinstufen auf und rollte zurück auf die Straße, direkt vor die Füße seines zweiten Verfolgers. Benommenheit verschleierte seinen Verstand, aber man ließ ihm keine Zeit darüber nachzudenken. Der Asiat packte ihn am Hemd, zog ihn daran hoch und warf seinen Körper in Richtung des Wagens. Bei der Landung auf dem groben Asphalt, schrammte er sich die Handflächen auf. Zudem lief ihm eine warme, zähe Flüssigkeit ins rechte Auge, er tastete danach und starrte schockiert auf seine blutigen Finger. Ehe er zu einer weiteren Reaktion fähig war, saß er neben einem Chinesen auf der Rückbank des BMWs. Noch während der Zweite vorne einstieg, setzte der Fahrer zurück und jagte den Wagen die Straße hinunter.
    Frank war immer noch benommen. Der voluminöse Mann packte ihn erneut am Genick und drückte ihn mit brutaler Gewalt in den Fußraum, so dass er nicht mehr sehen konnte, wohin sie fuhren. Schmerzen pochten an mehreren Stellen seines Körpers. Die gekrümmte Haltung verursachte einen Krampf in der linken Wade. Er schrie auf, kämpfte gegen den Druck von oben, doch der Schraubstockgriff löste sich nicht. Schnell verlor er jegliches Zeitgefühl und konnte bald nicht mehr sagen, ob sie erst zehn Minuten oder schon zwei Stunden unterwegs waren.
    Das Fahrzeug schlängelte sich rasant durch den

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