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Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Titel: Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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auch überfordert.«
    Ronny verstand nicht ganz, worum die beiden Männer stritten, aber er fand, dass Van Leer ein ziemlich cooler Typ war. Und Pigrato hatte er ohnehin noch nie leiden können, daran änderte auch nichts, dass er Urs’ Vater war.
    »Jetzt mal halblang«, erwiderte der gerade. »Ich habe mir von Mister Latimer die Protokolldatei zeigen lassen. Daraus geht klar hervor, dass es Ihre ständigen Versuche waren, verschlüsselte Botschaften zur Erde zu schicken, die AI-20 überlastet haben.«
    »Na, klasse«, rief Van Leer aus. »Schieben Sie es nur mir in die Schuhe. Eine KI ohne ausdrückliche richterliche Anordnung mit einem Postsystem zu koppeln, ist illegal, Schluss, aus, basta. Hätten Sie sich einfach an die Gesetze gehalten, wäre jetzt alles in Ordnung.«
    Und so weiter und so weiter. Ronny sah wieder aus dem Fenster, hinab auf eine endlose Ebene, die nicht mehr rostrot war, sondern von dunklem Grau. Das musste schon das Daedalia Planum sein. Das hieß, es war nicht mehr weit bis zum Löwenkopf. Nicht mehr lange, bis es losging.
    Endlich sank das Flugboot tiefer, und als sie durch den Tarnschirm waren, konnte Ronny schon das startbereite Flugzeug sehen. Sie hatten es wieder auf den Tafelberg hinaufgehievt, der sich in der Mitte des Areals erhob, und da stand es nun, schmal und grazil, die ungeheuren Flügel weit ausgebreitet.
    Ronny spürte ein unternehmungslustiges Kribbeln im Bauch. Er konnte es kaum erwarten.
    Sie landeten. Einige Techniker empfingen sie, führten sie ohne viele Umstände gleich hinauf aufs Plateau. Sein Vater kam mit, Pigrato auch, Van Leer sowieso, aber trotzdem war er, Ronny, der Mittelpunkt des Geschehens. Galaktisches Gefühl.
    »Da uns hier kein Katapult zur Verfügung steht«, erklärte einer der Männer mit wichtigem Gehabe, »haben wir das Flugzeug mit Hilfsraketen ausgestattet. Zwei Stück, rechts und links, fester Treibstoff, Brenndauer zwanzig Sekunden. Das sollte nach unseren Berechnungen für den Start reichen.«
    »Gut«, sagte Pigrato.
    »Sehr gut«, sagte Vater.
    Ronny runzelte nur die Stirn. Vom Plateau aus hätte er auch ohne all den Kram starten können. Anlauf mit Propellern auf voller Kraft, über die Kante runter, Schwung holen und in weitem Bogen nach Süden, wo der Kraterwall nicht so hoch war . . .
    Aber okay. Mit den Raketen konnte er geradeaus und gleich aufwärts. Auch nicht schlecht.
    Er ging unter dem rechten Flügel durch, befühlte den Rumpf des Flugzeugs. Der Bug war schmal geschnitten und ruhte auf einfahrbaren Kufen. An der Unterseite, hinter den Stützbeinen, wölbte sich eine durchsichtige Kuppel, in der sonst die Kamera saß.
    Weiter vorne dann die Pilotenkanzel. Ronny spähte hinein. Man hatte den blechernen Notsitz durch einen richtigen Pilotensessel ersetzt, wie er in den Flugbooten üblich war. Umso besser. Und man hatte noch ein paar Geräte eingebaut, die Ronny nicht auf Anhieb identifizieren konnte.
    »Ein Navigationsgerät«, erklärte ein Techniker. »Arbeitet auf Basis von Trägheitsnavigation, ist also unabhängig von Funksignalen und so weiter. Die jeweils errechnete Position wird hier angezeigt, der zugehörige Kartenausschnitt kann aus dem Speicher auf die Frontscheibe projiziert werden.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Pigrato.
    »Dann ist es kein Problem, falls du dich verfliegst«, meinte Vater.
    Ronny blies die Backen auf. Verfliegen? Wie denn? Er musste nur die Himmelsrichtung einhalten. Das war einfach. Dazu musste er sich nur am Stand der Sonne orientieren. Dann geradeaus, bis er das Aschgrau des Daedalia Planum hinter sich hatte. Und am Schluss das Noctis Labyrinthus ausfindig zu machen, war ja nun wirklich ein Kinderspiel.
    »Hier haben wir außerdem ein Aufzeichnungsgerät«, fuhr der Techniker fort und tätschelte einen knapp faustgroßen Apparat im linken Seitenfenster. »Dokumentiert den gesamten Flug. Bildaufzeichnung, Steuerdaten, alles.«
    »Hmm«, machte Pigrato.
    »Na ja«, brummte Vater.
    Ronny zuckte nur mit den Schultern.
    Sein Blick wanderte an den Flügeln entlang. Wahnsinn. An denen konnte er sich kaum sattsehen. Sie waren schmal und sahen aus, als könnten sie jeden Moment abbrechen – was sie nicht würden, das wusste er. Vor allem aber waren sie ungeheuer lang. Von hier aus betrachtet, kam es einem vor, als berührten ihre Enden den Himmel.
    »Als idealen Startzeitpunkt haben wir neun Uhr zwei Marszeit errechnet«, erklärte ein anderer Techniker. »Der Flug sollte dann lückenlos aus dem Orbit

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