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Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Titel: Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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ungewohntes Geräusch ließ Elinn hochschrecken. Etwas schlug gegen ihren Helm! Nein, noch schlimmer, gegen ihren ganzen Anzug!
    Unwillkürlich schrie sie auf. »Was ist das?«
    Es war wohl schon Tag, aber so richtig hell war es noch nicht. Der Himmel war von dunklem Grau, hing tief über ihnen, und etwas fiel unablässig davon auf sie herab.
    »Regen«, sagte Urs. Es klang, als amüsiere ihn das. »Das ist nur Regen.«
    Elinn streckte höchst beunruhigt die Hand aus, verfolgte, wie sich eine trübe Flüssigkeit darin sammelte, ehe sie zwischen ihren Fingern hindurchrann. Wasser? Aber wieso war es so milchig?
    Nach dem ersten Schreck dämmerte ihr, dass der Regen wahrscheinlich den Staub von ihrem Raumanzug wusch und dass der es war, der die Trübung verursachte. Regen. Klar, in der Schule hatte sie das gelernt. Der Wasserkreislauf. Wasser verdunstet, zieht mit den Wolken, fällt als Regen zu Boden. Das war eine der ersten Lektionen in Naturkunde gewesen, ewig her. Aber es war eine Sache, das in Form bunter Schaubilder auf einem Bildschirm zu sehen und Fragen dazu zu beantworten, aber eine ganz andere, es tatsächlich zu erleben: Wasser, das vom Himmel fiel! Einfach so! Als sei da oben in den Wolken eine riesige Sprühanlage installiert!
    Ringsum kam es nieder, pladderte auf die Steine, spülte um ihre Füße, sammelte sich zu schmutzig braunen Rinnsalen. Die Luft flimmerte silbern von all dem Wasser, das herabfiel.
    »Wir warten besser, bis es vorbei ist«, sagte Carl. »Der ganze Boden wird zu Schlamm.«
    »Meinst du, es kann den Anzügen schaden?«, erkundigte sich Elinn.
    Ihr Bruder klang, als lächle er. »Ich glaube nicht. Die sind für ganz andere Belastungen konstruiert.«
    Elinn dachte darüber nach und kam zu dem Schluss, dass Carl wahrscheinlich recht hatte. Auf dem Mars war es viel kälter als auf diesem Planeten hier, manchmal hundert Grad minus und mehr, dazu der feine Flugstaub, der sich noch in den kleinsten Ritzen festsetzte . . . Und wenn man zugestaubt worden war, ging man mit dem Anzug unter die Dusche in Schleuse 1; was war denn das im Prinzip anderes als Regen?
    »Wir können ja schon mal frühstücken«, schlug Elinn vor.
    »Gute Idee«, meinte Carl.
    Sie betätigte den Applikator, der ihr einen Konzentratriegel so vor den Mund beförderte, dass sie ihn mit spitzen Lippen fassen konnte. Die Anzeige meldete noch eine beruhigend große Zahl von Riegeln im Reservoir des Helms.
    Wenn sie nur besser schmecken würden! So ein Riegel, überlegte Elinn kauend, schmeckte wie ein Kaubonbon aus Gemüse und Haferflocken. Scheußlich mit einem Wort. Es hieß immer, man solle den Riegel möglichst lange kauen, so lange, bis er anfing, süßlich zu schmecken, aber das brachte Elinn nicht fertig; sie musste den Mampf immer schon viel eher runterschlucken. Und den anderen Applikator betätigen, der ihr das Saugröhrchen zwischen die Lippen schob. Ein Schluck Wasser hinterher, um den Geschmack im Mund loszuwerden.
    Sie hörte Urs leise schimpfen.
    »Was ist?«, fragte sie.
    »Mir ist das Konzentrat in den Helm gefallen. Was mach ich denn jetzt?«
    »Da kannst du nichts machen«, sagte Carl.
    »Wenn ich mich bewege, rutscht mir das Ding in den Hals . . . Mist!«, ärgerte sich Urs. »So was Blödes. Allmählich habe ich das Gefühl, ein wandelnder Mülleimer zu sein.«
    Elinn sah ihn an. Urs wirkte schrecklich unglücklich, wie er da auf dem Boden saß und am Brustteil seines Raumanzugs zog und zerrte. Er war den Umgang mit Raumanzügen einfach nicht gewohnt, das sah man auf den ersten Blick. Aber sie wusste auch nicht, was sie ihm hätte sagen können, um ihn zu trösten.
    Der Regen hörte so abrupt auf, wie er begonnen hatte. Die Wolkendecke riss auf, und eine gleißende Sonne, die aussah, als sei sie unbändig zornig über das, was geschehen war, und wild entschlossen, den Schaden zu reparieren, brannte durch die entstehenden Öffnungen auf sie herab. Im Nu stieg die Außentemperatur auf 24 Grad – plus! – und man konnte zusehen, wie der Boden ringsum trocknete. Wenn man den Blick in die Ferne hob, konnte man beobachten, wie überall heller Dampf vom Boden aufstieg. Die Wolken verschwanden nicht ganz, machten aber dem Himmel Platz, der von tiefem Blaugrün war. Oder kam diese Farbe von der Verdunkelung des Helmvisiers? Schwer zu sagen.
    Elinn wurde bewusst, dass sie nun schon zum dritten Mal den Selbstcheck drückte. Alles grün, trotzdem spürte sie einen Druck auf der Brust.
    »Carl?«, bat sie. »Kannst

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