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Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Titel: Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Stelle.
    Carl. Planetenforscher wollte er werden, hatte er erzählt. Das war sein großer Traum. Was hieß, dass er, wenn sich dieser Traum erfüllte, jede Menge Zeit seines Lebens im Raumanzug verbringen würde – eine Vorstellung, bei der es Urs schauderte.
    In gewisser Weise, überlegte er, war Carls Traum bereits in Erfüllung gegangen, denn das war es doch, was sie gerade taten: einen fremden Planeten erforschen. Oder?
    Wobei Urs jederzeit und sofort bereit gewesen wäre, die Expedition zu beenden und nach Hause zurückzukehren. Nach Hause! Er durfte gar nicht darüber nachdenken, was noch alles an Hindernissen auf sie warten mochte, ehe sie wieder nach Hause kamen. Oder wie gering ihre Chancen waren, es überhaupt zu schaffen.
    Ihm war sozusagen automatisch die Aufgabe zugefallen, immer ein Stück vorauszugehen und nach dem besten Weg Ausschau zu halten. Nicht dass es hier auf dieser weitgehend flachen Hochebene viele Wahlmöglichkeiten gegeben hätte, aber für die beiden Marsgeborenen machte es schon einen Unterschied, ob sie durch eine Bodensenke mussten oder nicht.
    So erklomm Urs eine kleine Erhebung, die aus ein paar Steinen bestand, zwischen denen stachelige Gräser wuchsen, und sah sich um.
    Die Verdunkelung des Helmvisiers störte entschieden. Die Sonne brannte so hell herab, dass der Himmel tiefdunkelblau erschien, fast schon schwarz, und die Sonne selbst wie ein helles, hineingestanztes Loch. Feinheiten wie Wolken und dergleichen waren um diese Tageszeit überhaupt nicht mehr auszumachen, und wenn Urs sich so umsah, wurde er das Gefühl nicht los, eine zu starke Sonnenbrille aufgesetzt zu haben.
    Dummerweise ließ sich die Verdunkelung nicht abschalten; zumindest wusste Carl nicht, wie. Auf dem Mars war das nie nötig.
    Trotzdem entdeckte Urs etwas. Er streckte den Arm aus und deutete in die entsprechende Richtung. »Dort drüben scheint eine Art Einschnitt im Boden zu verlaufen«, rief er den anderen zu, »der auf die Gebäude zuführt, wie es aussieht. Vielleicht eine gute Möglichkeit, uns anzuschleichen, ohne gesehen zu werden.«
    »Warte«, rief Carl.
    Urs wartete geduldig, bis Carl heran war, und half ihm, den Hügel zu erklimmen.
    »Ah ja«, keuchte Carl, als er neben ihm stand. »Verstehe. Wäre allerdings ein Umweg.«
    »Ja.« Ein paar hundert Meter, schätzte Urs. Nicht der Rede wert. »Aber wir wären nach zwei Seiten hin geschützt.«
    »Stimmt.« Carl betrachtete die Szenerie ausgiebig. »Was denkst du, was das ist? Sieht nicht wie eine Schlucht aus.«
    »Ein Flusslauf vielleicht«, mutmaßte Urs. »Das heißt eher ein Bach oder so was. Wobei ich nicht glaube, dass da jetzt Wasser fließt, dazu sieht das Ufer zu trocken aus.«
    »Ein Gewässer. Aha.«
    Urs merkte, wie fremd Carl auch dieser Gedanke war: Dass Wasser einfach so unter freiem Himmel über den Boden fließen konnte. Auf dem Mars war seit Jahrmillionen alles Wüste und das wenige Wasser, das der Planet in seinen Anfangstagen besessen hatte, war schon vor Urzeiten in Gesteinsspalten tief unter der Oberfläche zu Eis gefroren.
    »Zumindest anschauen können wir es uns ja mal«, schlug Urs vor.
    Carl schien zu nicken, soweit man das durch den dunklen Helm hindurch erkennen konnte. »Einverstanden. Machen wir. Und so ein großer Umweg ist es eigentlich gar nicht.«
    Sie machten noch einmal ausgiebig Pause. An den Steinen, aus denen der Hügel bestand, konnte man sich gut anlehnen. Elinn schlief dabei ein, stritt es aber ab, als Carl sie weckte: Sie habe nur intensiv nachgedacht, behauptete sie.
    »Kannst du denn noch weiter?«, hakte ihr Bruder nach. »Oder sollen wir bis morgen warten?«
    Urs verdrehte die Augen. Bis morgen? Nicht schon wieder. Er wollte endlich wissen, was es mit diesen Spitzdächern auf sich hatte. Er wollte vor allem endlich etwas tun!
    Elinn gab einen unwilligen Laut von sich und begann sich wieder emporzustemmen. »Es geht schon. Gar kein Problem.«
    So ging der stumme, bedächtige Marsch weiter, Schritt um Schritt, über Steine, über Sand, auf dem sie schlurfende Spuren hinterließen, über raue, fremdartige Gräser und karges Gestrüpp.
    Plötzlich blieb Urs abrupt stehen.
    »Da«, sagte er und streckte den Arm aus. »Das ist von den Bewohnern dieses Planeten.«
    Sie hielten alle inne und betrachteten, was er entdeckt hatte. Ganz ohne Zweifel war es nicht natürlichen Ursprungs: Sie sahen eine helle, fast weiße Stange, die senkrecht aus dem Boden wuchs und an deren oberem Ende eine große, annähernd

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