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Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Titel: Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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KI.«
    Amrita hob die Augenbrauen. Sie hatte schöne Augen, das musste man zugeben.
    »Nummern«, wiederholte sie. »Komisches System. Nein, das geht bei uns einfacher. Warte, ich zeig’s dir.«
    Sie tauschten die Plätze. Amrita schaltete den Schirm ein. Von wegen einfach! Erstaunt sah Carl, wie Teile des Bildes heraustraten, vor ihnen in der Luft zu schweben schienen und dass man sie mit den Fingern anstoßen konnte . . . Das musste dieses Holo-Interface sein, von dem er schon gehört hatte.
    »Also, wen genau willst du sprechen?«, fragte sie.
    »Senator Bjornstadt. Das ist der Vorsitzende des Ausschusses für Raumfahrtangelegenheiten.«
    »Ach so. Weiter nichts. Das ist einfach.« Sie berührte eine samtrot schimmernde Kugel, die sich vor der rechten unteren Ecke des Schirms zu drehen schien, und sagte halblaut: »Bjornstadt. Senator. Na also, da ist schon die Verbindung. Bitte sehr.« Sie stand auf.
    Carl nahm vor dem Schirm Platz. Unwillkürlich sorgte er sich, ob er eigentlich ordentlich frisiert war und wie er überhaupt aussah. Eigentlich eine unangenehme Einrichtung, so ein Bildtelefon. Er kannte nur Video-Mails: Da konnte man sich wenigstens vergewissern, welchen Eindruck man machte, ehe man sie abschickte.
    Die Verbindung wurde aufgebaut. Er blickte in einen Raum, vermutlich das Vorzimmer des Senators. Eine spitzlippige Frau stand vor einer Regalwand, ein paar Papiere in der Hand, von denen sie nicht recht zu wissen schien, wohin sie sie legen sollte. Mit einem flüchtigen Blick zu ihm herüber rief sie: »Ja, bitte?«
    »Guten Tag«, sagte Carl, »mein Name ist Carl Faggan. Ich muss dringend Senator Bjornstadt sprechen.«
    »Worum geht es?«, kam die desinteressierte Rückfrage.
    Carl begriff, dass die Hauptaufgabe dieser Frau darin bestand, Leute abzuwimmeln. Unwillkürlich geriet er ins Stottern. »Ich, ähm, bin eins der Marskinder und es geht um . . . also, das ist schwierig zu erklären . . .«
    »Marskinder«, wiederholte die Frau. Immerhin, das schien ihr etwas zu sagen. Sie schob eines der Papiere auf einen Stapel. »Der Senator ist in einer wichtigen Besprechung«, sagte sie dabei. »Ich werde ihm Bescheid geben. Wie war noch mal der Name?«
    »Faggan. Carl Faggan.«
    »Kann er dich unter dieser Verbindung erreichen, falls er zurückrufen will?«
    »Ja.«
    »Gut«, sagte sie und rief: »Kommando: Verbindung speichern. Kommando: Beenden.« Damit verschwand ihr Bild.
    Carl sah den Schirm ratlos an. Ein bläuliches, sich unmerklich veränderndes Muster wogte darauf, sonst war nichts mehr zu sehen. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass er es nicht besonders geschickt angestellt hatte.
    »Vielleicht hätte ich dem Senator doch besser eine E-Mail geschrieben«, meinte er zweifelnd.
    Amrita zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Ich schätze, die wäre auch erst mal bei seiner Sekretärin gelandet.«
    »Wahrscheinlich.« Und wahrscheinlich war das nicht einmal böser Wille, sondern notwendig, weil sich jeden Tag so viele Menschen mit irgendwelchen Anliegen an einen Senator wandten, dass jemand eine Auswahl treffen musste. Das war ein Aspekt des Lebens auf der Erde, mit dem Carl nicht vertraut war: Bis vor Kurzem hatten auf dem Mars nur knapp über zweihundert Personen gelebt, und auch wenn es inzwischen zweihundertachtzig waren, handelte es sich immer noch um eine überschaubare Anzahl. Auf der Erde lebten dagegen fast zwölf Milliarden Menschen: Das sprengte jedes Vorstellungsvermögen.
    »Solange wir warten, kann ich dir ja mal Sonnencreme holen«, sagte Amrita. Sie stand auf und öffnete eine Tür, die Carl bis zu diesem Moment nicht bemerkt hatte. In dem Raum dahinter waren metallene Schränke und allerlei Geräte untergebracht. »Hoffentlich finde ich sie«, hörte er sie rufen, dann klapperte und knallte etwas.
    »Amrita?«, rief er.
    »Alles in Ordnung.« Es klang, als antwortete sie ihm aus dem Inneren eines Stahlschranks. Sie kam wieder zum Vorschein, eine Tube in der Hand. »Es geht etwas eng zu, aber es ist alles da, was man braucht. Man muss es nur finden.«
    Sie reichte ihm die Tube und Carl begann, sich einzucremen. Die Salbe war angenehm kühl auf der Haut. Er behielt den Schirm im Auge, aber dort tat sich nichts.
    »Den Nacken auch«, mahnte Amrita. »Vor allem den Nacken.«
    »Wenn du es sagst.« Er schob die rechte Hand hinter den Kopf, bemühte sich, die Creme gleichmäßig zu verteilen.
    Sie fand das irgendwie witzig. Stand hinter ihm, tippte ihm ab und zu mit dem Finger

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