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Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Titel: Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Das Raunen und Murmeln, das über der Plaza hochstieg und den zylindrischen Dom über ihr erfüllte, wollte nicht verstummen. Die Erleichterung der Leute war mit Händen zu greifen, ihre Verwirrung ebenfalls.
    Er wandte sich an den Lüftungsingenieur, der neben ihm stand und auf der Suche nach der richtigen Einstellung an den Reglern seines Verstärkers drehte. »Mister Kuambeke, Sie sind in Afrika geboren. Haben Sie denn die Landschaft nicht erkannt?« Er hielt ihm das Mikrofon hin.
    Abasi Kuambeke lachte. »Die Frage musste ja kommen!«
    Gelächter ringsum. Pigrato kam sich auf einmal dämlich vor.
    »Die Antwort«, fuhr der Ingenieur ruhig fort, »ist schlicht und einfach: Nein. Afrika ist groß. Was wir gesehen haben, war Ostafrika. Ich stamme aber aus Westafrika. Ich bin in Abidschan geboren und aufgewachsen. Abidschan ist eine riesige Stadt. Und außer Städten kenne ich von Afrika nur Wüsten, tut mir leid.«
    Pigratos Blick ging in die Runde. Da waren noch ein paar dunkelhäutige Gesichter, doch die gehörten alle Leuten, die aus Amerika oder Europa stammten. Kuambeke war zurzeit tatsächlich der einzige Afrikaner auf dem Mars.
    »Gut, aber trotzdem . . .«, erwiderte er.
    Kuambeke schüttelte den Kopf. »Mister Pigrato, ich könnte Ihnen jede Menge Bilder von europäischen Landschaften zeigen, die Sie auch nicht erkennen würden, glauben Sie nicht? Die viel interessantere Frage ist, wieso das Messgerät 1,06 g angezeigt hat anstatt 1 g, wie es hätte sein müssen? Diese Messergebnisse waren doch für uns alle die klare Bestätigung, dass die Kinder auf einem völlig fremden Planeten gelandet waren.«
    Professor Caphurna hob die Hand und Pigrato reichte das Mikrofon an ihn weiter.
    »Das ist inzwischen geklärt«, erläuterte der Wissenschaftler mit sichtlichem Unbehagen. »Einer meiner Mitarbeiter hat versehentlich einen falschen Wert für die Schwerebeschleunigung der Erde eingegeben, die als Bezugsgröße diente. Ein Zahlendreher. Die irdische Schwerebeschleunigung beträgt 9,81 m/sec2 – er hat jedoch 9,18 eingetippt. Ein Versehen, wie gesagt, aber dadurch ergab sich dieser etwas zu hohe Wert.«
    Er reichte das Mikrofon zurück. Pigrato nahm es, sah die Menge der Siedler an, die ihn erwartungsvoll anstarrte, und wusste einen Moment lang nicht, was er sagen sollte.
    »Also, das ist die Situation«, sagte er, um überhaupt etwas zu sagen. »Wir sind wieder einmal mit der Tatsache konfrontiert worden, dass die gute alte Erde größer und vielgestaltiger ist, als uns normalerweise bewusst ist . . .« Was redete er da? Er sah zu seiner Frau hinüber. In Marcielas Augen stand Erleichterung. Natürlich. Darum ging es. »Das Wichtigste ist aber, denke ich, dass wir wissen, wo die Kinder abgeblieben sind und dass sie in Sicherheit sind. Dass sie auf der Erde gelandet sind, ist unter allen vorstellbaren Möglichkeiten noch die beste. Wir werden sie zurückholen.« Er räusperte sich. »Wenn auch nicht sehr bald.«
    »Das Problem«, sagte Carl am Mittagstisch der Nkaris, »ist, dass der Mars zurzeit von der Erde aus nicht angeflogen werden kann, und zwar noch etwa ein Jahr lang nicht.« Er deutete auf seinen Teller. »Das schmeckt übrigens hervorragend.«
    Urs fragte sich, ob Carl bewusst war, dass er das Essen schon mindestens fünfmal gelobt hatte. Es gab Hammelfleisch – etwas, das Carl und Elinn, die auf dem Mars nahezu vegetarisch aufgewachsen waren, noch nie im Leben gegessen hatten –, dazu verschiedenes Gemüse und Hirsebrei. Es schmeckte ungewöhnlich, aber gut. Und nach der langen Zeit im Raumanzug, mit nichts als lauwarmem, fadem Wasser und klebrigem Konzentrat war es eine Wohltat, wieder etwas Richtiges zu essen.
    Mrs Nkari reagierte auf jedes Lob mit einem Nachschlag aus den irdenen Schüsseln. Ansonsten hatte sie tausend Fragen über den Mars und wie man dort lebte, und Urs hatte den Eindruck, dass weder Carl noch Elinn merkten, wie sich in ihr Faszination und Schrecken mischten, als sie den Erzählungen der Marskinder lauschte. Einmal, als Elinn erzählte, wie sie auf der Suche nach einem Artefakt beinahe erstickt wäre, streckte Mrs Nkari die Hand aus, strich ihr über die Wange und meinte: » Malaika , wie konnten deine Eltern es dir nur antun, dich auf dem Mars leben zu lassen?«
    Elinn ließ den Löffel sinken, der ohnehin zitterte von der Anstrengung, die es für sie bedeutete, ihn zu heben. Sie sah die mitfühlend dreinblickende Frau erstaunt an.
    »Es ist schön auf dem Mars.« Sie sank ein

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