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DIE STERBENDE ERDE

DIE STERBENDE ERDE

Titel: DIE STERBENDE ERDE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Mechanismus und legte Gänge durch die ganze Stadt. Erst als er mit allem fertig war, zog er sich auf sein Totenbett zurück.
    Eine Anweisung gab er seiner neuen Maschine – und als Ampridatvir am nächsten Morgen erwachte, stellten die Bürger fest, daß die Stadt ohne Licht, ohne Strom war, die Nahrungsmittelfabriken nicht mehr arbeiteten und die Kanäle umgeleitet waren.
    In ihrem Schrecken eilten sie zu Rogol Domedonfors, und er sagte zu ihnen: »Viel zu lange war ich eurer Dekadenz und euren Exzentrizitäten gegenüber blind. Jetzt verachte ich euch.
    Ihr wart mein Tod!«
    »Aber die Stadt stirbt! Unser Volk geht zugrunde!« riefen sie.
    »Ihr müßt euch selbst helfen«, erklärte ihnen Rogol Domedonfors. »Ihr habt euch nicht um das alte Wissen gekümmert! Ihr wart zu faul zu lernen! Ihr gabt euch selbstgefällig der Religion hin, statt euch mannhaft der Welt zu stellen. Ich werde ein bitteres Experiment mit euch durchführen, das sich hoffentlich als heilsam für euch erweist.«
    Er rief die rivalisierenden Priester Pansius und Cazdals zu sich und händigte jedem eine Tafel aus durchsichtigem Metall aus.
    »Diese Tafeln sind einzeln nutzlos. Nebeneinander gelegt ergeben sie jedoch eine Botschaft. Wer immer sie auch lesen wird, hält den Schlüssel zum Wissen der Alten in der Hand und wird über die Macht verfügen, die ich für mich selbst geschaffen hatte. Jetzt geht, damit ich in Ruhe sterben kann.«
    Die Priester warfen einander böse Blicke zu, aber sie zogen sich widerspruchslos zurück. Dann hielten sie eine Ansprache an ihre Anhänger, und ein großer Krieg begann.
    Rogol Domedonfors' Leiche wurde nie gefunden. Manche glauben, seine Gebeine liegen immer noch irgendwo in den Gängen unter der Stadt. Die Tafeln sind in den Tempeln der beiden feindlichen Sekten untergebracht. Des Nachts schleicht heimtückischer Tod durch die Straßen Ampridatvirs, und des Tags herrscht Hunger. Viele sind zum Festland geflohen, und nun folge auch ich ihnen, verlasse wie sie Ampridatvir, das letzte Zuhause unserer Rasse. Ich werde mir eine Blockhütte am Hang des Mount Lius bauen und meine letzten Jahre im Tal von Mel-Palusas verbringen.
    Kandive rollte das Schriftstück wieder zusammen und gab es in die Schatulle zurück. »Deine Aufgabe«, sagte er, »ist, nach Ampridatvir zu reisen und die Magie Rogol Domedonfors'
    zurückzubringen.«
    Ein wenig zweifelnd gab Ulan Dhor zu bedenken: »Aber das Ganze liegt lange Zeit zurück – Tausende von Jahren…«
    »Stimmt«, gab Kandive zu. »Doch keine spätere Geschichtsaufzeichnungen erwähnen Rogol Domedonfors.
    Deshalb bin ich der Überzeugung, daß sein Wissen immer noch im alten Ampridatvir verborgen liegt.«
    Drei Wochen lang segelte Ulan Dhor über das stille Meer.
    Die Sonne stieg blutrot am Horizont auf und wanderte über den Himmel. Das Wasser war ruhig und glatt, es kräuselte sich nur hin und wieder in einer leichten Brise und im Schlepptau von Ulan Dhors Boot.
    Dann ging die Sonne mit einem letzten melancholischen Blick über die Welt wieder unter, um einem purpurnes Zwielicht und schließlich der Nacht Raum zu geben. Die alten Sterne funkelten am Firmament und der Schaum von Ulan Dhors Kielwasser schimmerte gespenstisch weiß. Während dieser Stunden beobachtete er unruhig die Wasseroberfläche, denn er fühlte sich so allein und verlassen auf dem weiten Ozean.

Drei Wochen segelte Ulan Dhor solcherart über den Golf von Melantein, nach Norden und Westen, und eines Morgens sah er steuerbord voraus den dunklen Schatten der Küste und backbord verschwommen im Dunst eine Insel.
    In seiner Aufregung hätte er fast den Kahn übersehen, der mit seinem geflochtenen, quadratischen Binsensegel nicht weit vor ihm schwerfällig durchs Wasser zog.
    Ulan Dhor beeilte sich, ihn einzuholen und sich längsseits zu legen. In dem plumpen Kahn saßen zwei Männer in grob gewirkten grünen Kitteln, die mit einer Schleppangel Fische fingen. Sie hatten strohblondes Haar und blaue Augen, und sie sahen ihn an, als wären sie aus allen Wolken gefallen.
    Ulan Dhor holte das Segel ein und langte nach dem Rand des Kahns. Die beiden Fischer sprachen weder, noch rührten sie sich.
    »Euch scheint der Anblick eines Fremden wohl nicht vertraut«, brummte er.
    Der Ältere der beiden stieß nervös einen Bannspruch gegen Dämonen und böse Geister aus.
    »Weshalb tut Ihr das?« Ulan Dhor lachte. »Ich bin ein Mensch wie Ihr auch.«
    Der Jüngere sagte in einem kaum verständlichen Dialekt:
    »Wir

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