Die sterblich Verliebten
in der Geschichte seines Landes hatte zahlen müssen, eine monströse Summe, er schrieb ein Buch über sein Erlebnis, in dessen englische Fassung ich einen Blick geworfen hatte, im Verlag hatten wir eine Veröffentlichung in Spanien erwogen, aber am Ende fand Eugeni es zu deprimierend und sprang ab. Vermutlich raucht er sie immer noch, wenn er nicht aufgehört hat, was ich nicht glaube, ganz wie sein Freund Rico, der offensichtlich überall tut und sagt, was er mag, und auf die Konsequenzen pfeift (manchmal frage ich mich, ob er weiß, was Díaz-Varela getan hat, oder es zumindest wittert: unwahrscheinlich, mein Eindruck war, dass er sich kaum für Naheliegendes, Zeitgenössisches interessiert oder viel davon mitbekommt). Díaz-Varela schien zu zögern, ob er auf diesem Weg fortfahren sollte. Er tat es noch kurz, vielleicht wollte er durch einen abrupten Schwenk nicht noch unterstreichen, dass er es bereute. »So seltsam das bei einem Totschlag für dich klingen mag, Miguel umzubringen war weit weniger wichtig, als nicht erwischt, nicht hineingezogen zu werden. Ich meine, es lohnte nicht, dafür zu sorgen, dass er genau zu dem Zeitpunkt, an dem Tag oder einem der nächsten starb, wenn ich dabei auch nur das geringste Risiko eingegangen wäre, aufzufliegen oder verdächtigt zu werden, und sei es in dreißig Jahren. Das konnte ich keineswegs zulassen, in dem Fall war es besser, dass er weiterlebte, dass ich jeglichen Plan aufgab und auf seinen Tod zu dem Zeitpunkt verzichtete. Den Tag habe übrigens nicht ich ausgesucht, versteht sich, sondern der
Gorrilla.
Nachdem ich meinen Teil getan hatte, lag alles in seiner Hand. Es wäre tatsächlich geschmacklos gewesen, wenn ich ausgerechnet seinen Geburtstag gewählt hätte. Das war Zufall, wer konnte schon wissen, wann der Mann sich entscheiden oder ob er es überhaupt tun würde. Aber das erkläre ich dir später. Jetzt weiter mit deinem Bild von Tat und Umständen, in den zwei Wochen hattest du Zeit genug, daran zu basteln.«
Ich wollte mich zurückhalten, ihn reden lassen, bis er es müde war und zum Ende kam, aber wieder gelang es mir nicht, mein Gehirn hatte zwei, drei Dinge aufgeschnappt, und die brodelten zu sehr darin, als dass ich sie allesamt unter dem Deckel hätte halten können. Immer noch spricht er von Totschlag, nicht von Mord, wie kommt das, da er sich doch nicht mehr verstellt?, dachte ich. Für den Parkeinweiser ist es Ersteres, auch für Luisa, für die Polizei, die Zeugen und die Zeitungsleser, die eines Morgens auf die Nachricht stießen und schauderten, als sie sahen, was jedem von ihnen in einem der sichersten Viertel Madrids passieren kann, und dann vergaßen sie es wieder, weil keine weitere Meldung nachkam und ihnen das Unglück, nachdem die Phantasie es einmal verarbeitet hatte, auch ein Gefühl der Sicherheit gab: ›Mich hat es nicht getroffen‹, sagten sie sich, ›und zweimal geschieht so etwas kaum.‹ Aber nicht für ihn, für Javier ist es ein Mord, da nützen ihm weder die Lücken in seinem Plan, noch das Element des Zufalls oder dass seine Berechnungen nicht unbedingt aufgehen mussten, damit kann er sich nicht betrügen, er ist zu intelligent. Und warum hat er ›zu dem Zeitpunkt‹ gesagt und wiederholt? ›Dafür zu sorgen, dass er genau zu dem Zeitpunkt starb‹, ›seinen Tod zu dem Zeitpunkt‹, als hätte man ihn aufschieben können, auf später, aufs
hereafter
also, in der Gewissheit, dass er kommen würde. Und ›es wäre tatsächlich geschmacklos gewesen‹, auch das hat er gesagt, aber das ist doch allein schon der Befehl, einen Freund zu ermorden. Ich hielt mich ans Letzte, wie es so oft geht, auch wenn es nicht am meisten ins Auge sprang, allerdings am meisten kränkte.
»Tatsächlich geschmacklos«, wiederholte ich. »Was redest du da, Javier? Glaubst du, diese Kleinigkeit ändert etwas am Wesentlichen? Du sprichst von einem Mord.« Ich nutzte die Gelegenheit, um es beim Namen zu nennen. »Glaubst du, einen bestimmten Tag auszuwählen, könnte ihn schwerer oder weniger schwer wiegen lassen? Könnte ihn geschmackvoller oder weniger geschmacklos machen? Ich begreife dich nicht. Nun gut, begreifen will ich auch gar nichts, ich weiß nicht, weshalb ich dir zuhöre.« Nun war ich es, die eine zweite Zigarette anzündete und einen Schluck nahm, voll Erregung; ich war zu hastig, verschluckte mich fast, trank, als ich den ersten Rauch noch nicht ausgestoßen hatte.
»Natürlich begreifst du es, María«, antwortete er schnell,
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