Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Titel: Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
Vom Netzwerk:
erwachte neu, sie liebten einander noch einmal, länger und langsamer diesmal, Ewigkeiten, und Mary schrie laut auf, weil die Lust, das Entzücken, das Glück sie überwältigten. Nicolas hielt ihr seine Hand auf den Mund und neigte sich dicht über sie; sein schwarzes Haar berührte ihr Gesicht.
    »Leise, Liebste«, flüsterte er, »was soll Will Shannon denken?«
    »Das ist mir gleich! Die ganze Welt mag denken, was sie will!«
    »Und woran denkst du?«
    Sie reckte sich, ihre Lippen verzogen sich zu einem leichten Lächeln, in dem eine Spur ihrer alten Koketterie schwang.

    »Aber Nicolas! Darüber kann ich nun wirklich nicht sprechen!«
    Nicolas küßte ihre Lippen, aber er stimmte nicht in ihr Lächeln ein. Draußen ging der Mond auf und warf silbriges Licht über Fußboden und Wände des Zimmers.
    »Ich will nur wissen, ob du glücklich bist«, sagte Nicolas leise, »bist du es, Mary?«
    Verwundert, daß er diese Frage stellen konnte, umschlang sie ihn mit beiden Armen. Sie war es ja, sie war so glücklich. Aber sie hatte die Furcht in seiner Stimme vernommen und wußte, er dachte an Frederic. Noch immer gab es irgendwo in ihr, in ihrem Herzen oder ihrer Seele oder wo auch immer Erinnerungen sich bewahrten, eine schmerzende Stelle, die sich zusammenzog und brannte, wenn sie an Frederic Belville erinnert wurde. Doch hütete sie sich, darüber auch nur einen Ton verlauten zu lassen.
     
    Im August traf Mary überraschend Anne Brisbane und Lady Cathleen wieder. Sie war gleich nach ihrer Ankunft in London einmal in Cathleens Haus am Strand gewesen, aber nur ein Dienstmädchen, das sie nicht kannte, hatte ihr geöffnet und unfreundlich erklärt, Mylady sei in ihrem Landschloß in Essex und sie wisse nicht, ob sie im Sommer nach London komme. Mary hatte daraufhin nicht noch einmal nachgefragt und war nun völlig überrascht, als sie die beiden erblickte.
    Sie trafen sich auf einem der schwimmenden Läden auf der Themse. Der Führer des Schiffes hatte erst an diesem Morgen London erreicht und wie ein Lauffeuer hatte sich die Nachricht verbreitet, daß er bezaubernd schöne Stoffe anzubieten habe. Nun drängte sich die halbe Stadt bei ihm. Auch Mary hatte sich übersetzen lassen, weil sie sich ein oder zwei neue Kleider schneidern lassen wollte. Sie betrachtete voll Bewunderung die vielen Ballen schimmernder Seide, weichen Samtes und leuchtenden Brokats, lauschte den Gesprächen der Menschen, die sich heute aufgeregt darüber unterhielten, daß sich auf dem Kontinent eine Versöhnung des deutschen Kaisers mit den Franzosen abzeichnete, und sich um die Frage stritten, ob dies als Gefahr für England gewertet werden mußte. Der deutsche Gesandte am englischen Hof, Chapuys, jedenfalls
habe, so erzählte man sich, von einer großen Gefahr gesprochen und dem englischen König unverblümt geraten, Prinzessin Mary sofort in ihre alten Rechte als Prinzessin von Wales und Erbin des Thrones einzusetzen, um den Kaiser damit zu besänftigen.
    »Ein geschickter Schachzug vom Kaiser und von Chapuys«, meinte ein Mann, »Prinzessin Mary ist die Tochter der spanischen Katharina, damit das Juwel der Habsburger in England. Mit ihr als Königin von England hätte Habsburg immer ein Bein in London.«
    »Na und?« gab eine Frau zurück. »Ist es nicht auch ihr Thron? Ich sage nach wie vor, daß Katharina die rechtmäßige...«
    »Still! Nicht so laut!«
    »Ja, Vorsicht. Noch ist Anna Boleyn unsere Königin!«
    »Wer weiß, wie lange«, sagte eine junge Frau, die raffiniert und sehr kostbar gekleidet war, »es heißt, daß der Duke of Norfolk bereits an ihrem Thron sägt.«
    »Ach, und woher willst du das wissen?«
    »Na, wenn jemand weiß, was bei Hofe vorgeht, dann sie. Madame haben doch schon mit allen Beratern des Königs geschlafen!«
    Die junge Frau fuhr herum, ihre schmalen Katzenaugen funkelten wütend.
    »Ich weiß jedenfalls, was ich weiß!« rief sie. »Cromwell ist drauf und dran, Norfolk aus der Regierung zu drängen, und Norfolk erinnert sich genau, was damals passiert ist, als Katharina stürzte: Die halbe Regierung stürzte nämlich mit und die neue Königin brachte auch neue Beamte. Bloß waren das meist Boleyns, und die lassen sich von Norfolk nichts sagen. Was er braucht, ist eine Frau, die von ihm auf den Thron gehoben wird und ihm von da aus dann hilft, Cromwell und die Boleyns zu beseitigen!«
    »Was du nicht sagst!«
    »Ihr werdet schon sehen. Wo war der König denn kürzlich auf Betreiben Norfolks? Im Landschloß des

Weitere Kostenlose Bücher