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Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Titel: Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Sir John Seymour, der ganz zufällig eine sehr hübsche, unverheiratete Tochter hat – Jane Seymour! «
    »Jetzt phantasierst du. Der König wird sich kaum ein zweites Mal scheiden lassen. Das weiß Norfolk auch.« Die Frau zuckte mit den Schultern.

    »Vergeßt eines nicht«, sagte sie, »seinen Herzenswunsch hat Anna Boleyn dem König auch nicht erfüllt, sie hat ihm keinen Sohn geschenkt!«
    »Das ist richtig.«
    »Ach was, sie ist jung, sie wird noch Kinder kriegen. Wenn der König mal nicht sowieso aus Angst vor den Habsburgern Prinzessin Mary wieder zur Thronfolgerin macht...«
    Erneut brandete eine hitzige Diskussion auf. Mary schob sich weiter durch das Gedränge. Sie hielt den Kopf stets leicht gesenkt und betrachtete aus den Augenwinkeln sorgfältig alle Entgegenkommenden. Ihre Angst, sie könne dem unseligen Archibald Claybourgh wieder begegnen, war noch nicht verflogen.
    Dann plötzlich blieb sie überrascht stehen. Denn vor ihr, an einem Tisch mit Seidenballen, standen Anne Brisbane und Lady Cathleen und begutachteten die angebotene Ware. Cathleen wirkte unsicher, Anne wie immer sehr mütterlich. Sie hielt ein Stück türkisblauer Seide in die Höhe und erkundigte sich mit selbstbewußter Stimme bei dem Händler nach dem Preis. Wahrscheinlich bestimmte sie noch genauso wie früher, welche Farben Cathleen trug und wie ihre Kleider geschnitten waren.
    Mary trat auf die beiden zu.
    »Mylady!« rief sie. »Und Miss Brisbane! Wie schön, Sie wiederzusehen! «
    Die beiden Frauen blickten Mary ungläubig an, so, als seien sie einen Moment lang nicht sicher, ob sie tatsächlich die war, die sie zu erkennen glaubten. Anne fand ihre Sprache als erste wieder.
    »Das ist ja... das ist Mary Askew!«
    »Oh, tatsächlich«, sagte Cathleen verwirrt. Sie sah mehr denn je wie ein goldhaariger Engel aus, zart und kindlich, und schien sich an Anne förmlich festzuklammern. Anne sah streng und gepflegt aus wie immer, doch sie bekam allmählich altjüngferliche Züge. Sie trug ihr dunkles Haar glatt zurückfrisiert und hatte ein hochgeschlossenes Kleid an, in dem sie ein wenig zu mager wirkte. Um ihre Augen lagen erste Falten.
    »Sie sind wieder in London?« fragte sie einfältig.
    Mary nickte.

    »Seit Dezember schon.«
    »So... wir waren in Essex bis jetzt.« Anne zögerte etwas, dann gab sie sich einen Ruck und fragte:
    »Und... eh... wo arbeiten Sie jetzt?«
    »Ich bin verheiratet.«
    »Oh...« Die Erleichterung auf Annes Gesicht war beinahe schon unhöflich.
    »Tatsächlich? Sie gingen doch damals wegen Ihrer Mutter nach Shadow’s Eyes. Was wurde aus ihr?«
    »Sie ist tot«, antwortete Mary kurz.
    Cathleen sah sie mitleidig an.
    »Das tut mir leid, Mrs .... ?«
    »Maurois. Mrs. de Maurois.«
    »Ja. Es tut mir wirklich sehr leid.«
    Sie standen in verlegenem Schweigen. Cathleen nestelte an ihrer Tasche herum, Anne sah starr geradeaus, und Marys Blick heftete sich unsicher auf die Seide vor ihnen. Eine lähmende Befangenheit lag über ihnen. Mary konnte Annes Ablehnung fast physisch spüren. Sie hatte sich mit Cathleen ihr eigenes Leben aufgebaut, aus dem sie jeden Fremden heraushalten würde, und die Tatsache, daß Mary wegen ihrer Mitwisserschaft Recht und Macht hatte, sich erneut an sie zu binden, mußte sie stören.
    Ich bin der letzte Mensch, dem sie hätte begegnen wollen, dachte Mary, und dann gleich darauf in einer unvermittelten Erkenntnis: Diese Frau könnte töten vor Eifersucht!
    Laut sagte sie: »Ich glaube, ich muß weiter. Vielleicht treffen wir uns ja wieder einmal?«
    »Ja, das wäre doch schön«, entgegnete Cathleen liebenswürdig. Gleichzeitig blickte sie Anne an, mit einer Miene, als wolle sie sich deren Erlaubnis für ihre Antwort einholen. Anne blieb unbeweglich.
    »Das ist natürlich möglich. Sagen Sie, Mrs. de Maurois, werden Sie denn in London wohnen bleiben? Stammt Ihr Mann nicht auch aus Shadow’s Eyes?«
    »Er stammt aus London. Ich habe ihn früher schon kennengelernt und er kam mir dann nachgereist.«

    »Ah so...«
    Mary konnte es sich nicht verkneifen zu sagen:
    »Sie sehen, Miss Brisbane, Sie hätten sich gar nicht so bemühen müssen, mich schleunigst unter die Haube zu bringen. Die Dinge regeln sich meist ganz von alleine !«
    Anne lächelte mühsam, aber in ihren Augen stand, was sie dachte: Mary, du Schlange, keinen Moment Seelenqual werde ich mir mehr von dir abringen lassen!
    Sie verabschiedeten sich erneut. Im Weggehen hörte Mary, wie Cathleen Anne zuflüsterte:
    »Wir hätten

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