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Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Titel: Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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besprechen?«
    »Ich wollte nur mit Miss Brisbane reden... es ist ganz unwichtig... «
    »Sag es uns!«
    » Ich wollte Miss Brisbane nur bitten, ob sie mir vielleicht Französisch beibringen könnte.«
    Cavendor schwieg einen Moment überrascht, dann lachte er dröhnend. »Alle Achtung, Kleine«, rief er, »du nimmst dir einiges vor! Kannst du überhaupt lesen und schreiben?«
    »Ja, Sir.«
    »Oh, das hätte ich nicht gedacht.« Statt belustigt sah er sie nun nachdenklich an. »Du weißt offenbar sehr genau, was du willst. Das ist selten für ein Mädchen deiner Herkunft. Wie alt bist du?«
    »Vierzehn, Mylord.«
    »Vierzehn? Ich hätte dich zwei Jahre älter geschätzt. Nun, Mary, Miss Brisbane wird dir selbstverständlich alles beibringen, was du möchtest. Und ich werde deine Fortschritte verfolgen!« Mit einer Handbewegung gab er ihr zu verstehen, daß sie gehen durfte.
    Noch draußen hörte Mary Lady Cathleen sagen: »Von ihr lassen Sie die Finger! Sie ist zu jung. Glauben Sie nicht, ich hätte nicht bemerkt, wie Sie sie angesehen haben!«
    »Ich habe meine Pläne mit ihr, Madame, aber andere als Sie denken. Im übrigen lasse ich mir nichts vorschreiben.«
    Seine Schritte näherten sich der Tür und Mary huschte schnell die Treppe hinauf. Sie eilte in ihr Zimmer, wo sie herzklopfend stehenblieb. Welche Pläne konnte Lord Cavendor meinen?
    Den ganzen Abend, den sie mit einem anderen Hausmädchen, Agnes, in einer Kammer beim Sortieren von Wäsche verbrachte, dachte sie darüber nach, und sie wurde so einsilbig, daß Agnes sie immer wieder verwundert von der Seite ansah.

    Gedämpftes Stimmengemurmel und leise Musik klangen durch das Haus, als Mary mit einer Kerze in der Hand die knarrende Hintertreppe zu ihrer Kammer hinaufstieg. Sie fragte sich, ob Cathleen nun wohl an dem Empfang teilnahm oder nicht. Wahrscheinlich hatte sich Cavendor wieder einmal durchgesetzt und Cathleen stand mit gequältem Gesicht neben ihm in der Eingangshalle, ließ sich von aufgetakelten Lords die Hand küssen und von hochnäsigen Ladies kritisch beobachten. Mary zog sich aus, löschte die Kerze und kroch in ihr Bett. Wie an jedem Abend überfielen sie auch heute in der Dunkelheit alle Eindrücke des Tages und sie lag wach, um das alles zu ordnen. Plötzlich vernahm sie leise Schritte auf der knarrenden Holztreppe, die sich vorsichtig ihrem Zimmer näherten. Sie setzte sich auf und starrte atemlos zur Tür, auf die das Mondlicht den hellen Schatten des kleinen Fensters warf. Sie glaubte keinen Moment lang, daß es Agnes sei, die da kam, oder eines der anderen Dienstmädchen, denn keines von ihnen wäre geschlichen.
    Ganz langsam und sacht öffnete sich die Tür. Schweres Parfüm strömte in den Raum, Seide und Brokat raschelten. Das helle Licht des Mondes fiel auf das breite Gesicht von Lord Cavendor. Seine unvermeidliche Straußenfeder wippte hin und her, seine goldenen Ringe glänzten. Er lächelte.
    »Sieh an«, sagte er, »du bist ja tatsächlich noch wach, Mary!«
     
    Mary zog die Decke bis zum Hals und sah Cavendor feindselig an.
    »Wenn Sie einen Schritt näher kommen«, warnte sie ihn leise, »dann schreie ich um Hilfe, so laut, daß man es bis in den Festsaal hört!«
    Cavendor schloß die Tür hinter sich. Er hob beruhigend die Hände.
    »Nicht gleich schreien«, flüsterte er, »meine Absichten sind nicht böse. Ich will nur mit dir sprechen! « Er setzte sich auf einen Schemel in die Ecke und breitete um sich herum den Samt seines weiten, schwingenden Umhangs aus. Er wirkte in der ärmlichen Kammer so völlig fehl am Platz, daß Mary ihn fasziniert anstarrte. Die Situation hatte einen abenteuerlichen Reiz, so daß sie für einige Augenblicke ihre Abneigung gegen diesen Mann vergaß.

    » Worum geht es?« fragte sie, ebenso leise wie er zuvor. Cavendor nickte anerkennend. »Du kommst gleich zur Sache, Mary, das ist gut so. Ich habe vorhin Erkundigungen über dich eingezogen. Du kommst aus dem Armenhaus von Shadow’s Eyes?«
    »Ja, Mylord.«
    »Kein leichtes Leben, wie?«
    »Nein. Bestimmt nicht.«
    »Das glaube ich dir, das glaube ich. Du hast gelernt, dich durchzusetzen und zu verteidigen, nicht wahr?«
    »Ich glaube schon, Mylord.«
    »Mußt du, Kind, sonst wärest du nicht so alt geworden. Und säßest nicht in London. Ich glaube, du kannst mir nützlich sein.« Cavendor neigte sich vor. Seine fleischigen Finger spielten lässig mit den perlenbestickten Handschuhen.
    »Du weißt, das Leben am Hofe ist nicht einfach. So

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