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Die Sternenkrone

Die Sternenkrone

Titel: Die Sternenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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vor einem Empfangsschalter, der mit einer dicken Plastikauflage gepolstert ist und hinter dem weißgekleidete Krankenschwestern geschäftig hin und hereilen. Es gelingt ihr gerade, einen Blick auf die Tapete werfen, auf der kleine bekleidete Tiere, Mäuse oder Ähnliches, zu sehen sind und auf die Reihe leerer Hochstühle vor dem Schalter, als eine Schwester neben der anderen Mutter und ihr auftaucht.
    »Meine Lieben, Sie sind hier im falschen Raum.« Die Schwester, eine Weiße wie alle, die Maylene bis jetzt hier gesehen hat, scheucht sie hinaus. »Es sei denn, Sie wollen ein weiteres süßes kleines Baby adoptieren?«
    Maylene und die andere Mutter bringen kein Lächeln zustande. Das Kind mit dem Käppchen stößt einen quäkenden Schrei aus.
    Die Tür mit der Aufschrift >Baby-Annahme< ist direkt neben der, durch die sie hereingekommen sind. Drinnen ist es genauso warm und hell, mit einem ebenso gepolsterten Empfangsschalter. Die Tapeten haben ein exotisches Blumenmuster.
    Eine ganze Reihe Mütter steht bereits am Schalter und spricht mit den Schwestern über ihre Kinder. Wegen der Diskretion ist an jedem Platz zu beiden Seiten ein kleiner Sichtschutz angebracht, wie in einer Bank. Die Schwestern wirken geduldig und freundlich. Maylene aber fragt sich, ob ihre Kleine beim Essen wohl in einem der Hochstühle sitzen muß. Maylene hat sie beim Füttern immer im Arm gehalten. Sie hätte sich sowieso keinen Hochstuhl leisten können. Wird ihr Baby nun frieren oder sich fürchten?
    Ihr Baby – o Gott, wie graut es ihr davor, es wegzugeben! Es ist das einzige auf der Welt, was Maylene jemals im Leben für sich besessen hat, die Liebe zwischen dem Baby und ihr ist wie ein lebendiger Strom. Sie wagt nicht einmal, an die Zeit zu denken, die vor ihr liegt, allein ...
    Wem sie das Kind zu verdanken hat, wird sie nie wissen. Einer ihrer Brüder hatte ihre Wohnung ausfindig gemacht und stand plötzlich eines Nachts vor der Tür, mit viel Alkohol und mindestens einem Dutzend anderer junger Herumtreiber bei sich, ein oder zwei von ihnen sahen wie Weiße aus. Er zwang Maylene zum Trinken, packte sie im Genick und hielt ihr die Nase zu, bis sie schließlich schluckte. Danach konnte sie sich an immer weniger erinnern, bis sie völlig ...
    Am Morgen kam sie in einem verwüsteten Zimmer wieder zu sich, nackt und sterbenselend.
    Natürlich hatte sie nicht verhütet. Sie hatte keine männlichen Freunde und wollte auch keine. Aber sie wußte Bescheid; sie war keine Jungfrau mehr seit jenem fürchterlichen Nachmittag damals mit ihrem Onkel, als sie acht Jahre alt gewesen war. Sie wußte sofort, was los war, als es ihr regelmäßig übel wurde.
    Doch bald merkte sie, wie sehr sie sich dieses Babywünschte. Schon bevor es auf der Welt war, hatte Maylene das Gefühl, es ganz genau zu kennen. Die Geburt war nicht schwer, und in der darauffolgenden gemeinsamen Zeit war Maylene zum ersten Mal in ihrem Leben glücklich.
    Aber dann begann es ihr, während der Arbeit schwarz vor Augen zu werden, und der Arzt im Einkaufszentrum erklärte ihr klipp und klar, daß es so nicht weitergehen konnte. Sie konnte einfach nicht beide ernähren, das Baby und sich selbst. Und vielleicht schadete sie ihrem Kind auch noch dadurch.
    »Leute, die Kinder adoptieren, tun wirklich nur das Allerbeste für sie«, sagte er. »Sie wünschen sich so sehnlichst Kinder.«
    Deshalb steht sie nun hier und fühlt sich wie tot.
    Plötzlich wird sie aus ihren Gedanken hochgeschreckt. Ein junges weißes Mädchen, das hinter ihr wartet, drängt sich an ihr vorbei zum Schalter und lädt ein Baby darauf ab. »Zum Teufel damit!« bricht es aus ihr heraus. »Ihr habt mich gezwungen, ihn auf die Welt zu bringen! Hier habt ihr ihn! Er gehört euch!« Sie wirbelt herum und rennt zur Tür.
    »Oh – mein Gott! Warten Sie doch, Fräulein! Das geht nicht! Junge Frau, Sie müssen die Einwilligung unterschreiben!« Eine Schwester stürzt hinter dem Schalter hervor, um das Mädchen aufzuhalten.
    Aber das Mädchen ist großgewachsen und läßt sich nicht einschüchtern. »Einwilligung?« äfft sie die Schwester nach. »Rutscht mir den Buckel runter!« Krachend fällt die Tür hinter ihr ins Schloß.
    »Dr. Gridley! Dr. Gridley!« ruft eine ältere Schwester im Hintergrund in eine Haussprechanlage. Draußen auf der Straße hört man das knirschende Getriebe eines Autos, das zu hastig angelassen wird. Es fährt rasch davon.
    Ein schlanker großer Mann in weißem Arztkittel tritt durch eine Tür

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