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Die Stille in Prag - Rudis, J: Stille in Prag - Potichu

Die Stille in Prag - Rudis, J: Stille in Prag - Potichu

Titel: Die Stille in Prag - Rudis, J: Stille in Prag - Potichu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Rudis
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gebracht.«
    »Scheint so.«
    »Und die Jungs?«
    »Welche Jungs?«
    »Na Jungs, die Männer. Wie läuft es mit denen …«
    »Papa, bitte …«
    »Ich wollte nur wissen, ob alles in Ordnung ist …«
    »Ja. Alles super.«
    »Freut mich.«
    »So was hat dich doch noch nie interessiert.«
    »Dann interessiert es mich eben jetzt.«
    »Jungs prima. Reicht das?«
    »Reicht. Entschuldige.«
    Er tätschelte ihre Hand. Plötzlich hatte er einen traurigen Blick. Sah gerührt aus. Das könnte vielleicht der Moment sein. Jetzt sollte sie es versuchen. Vanda holte Luft.
    »Papa, weißt du noch, dass du mir einen neuen Compi versprochen hast …«
    »Fürs Abi.«
    »Ich weiß, aber ich brauch das Ding jetzt schon. Wegen der Band, weißte?«
    »Fürs Abi, Schätzchen.«
    Sie hasste es, wenn er sie Schätzchen nannte.
    »Papa, bis zum Abi ist das aber noch so irre lang.«
    »Nur noch acht Monate. Du hast meinen alten Rechner, der ist doch zu Hause geblieben. Mit dem darfst du machen, was du willst.«
    »Aber ich brauch einen Mac. Für Musik ist der am besten.«
    »Wenn du dein Abi gemacht hast. So haben wir es abgemacht.«
    »Und was für einen Unterschied macht das, verdammt noch mal, ob du ihn jetzt oder in acht Monaten kaufst? Versprochen ist versprochen, Scheiße Scheiße Scheiße …«
    »Vanda?«
    »Vanda Vanda Vanda? Was für einen Unterschied macht das, kannst du mir das sagen?«
    »Warum schreist du mich so an? Was ist das für ein Ton?«
    »Ich rede normal mit dir!«
    »Ist das normal: Scheiße Scheiße Scheiße? Wir sind nicht zusammen in einer Band.«
    »Tschuldige.«
    »Mach dich sauber … Du hast Reis auf der Backe.«
    »Ich will das so.«
    Dann nahm sie aber doch eine Serviette und wischte sich die Wange ab.
    Und startete einen zweiten Versuch. Ruhig. Ohne die Fassung zu verlieren. Sie bat außerdem um Geld für die Schuhe und Klamotten, die sie hatte zurücklegen lassen. Es klappte nicht. Sie versuchte es zum dritten Mal. Vater bestellte sich einen Ristretto. Einen richtig starken Kaffee. Der ihm mal das Herz in Stücke reißen wird.
    »Für mich ist das wichtig, verstehst du?«
    »Du musst dir das vorher verdient haben.«
    »Klingt wie im Kommunismus.«
    »Hast du ’ne Ahnung, wie das im Kommunismus gewesen ist? Was der mit den Menschen gemacht hat?«
    »Ein Paradebeispiel dafür sitzt mir direkt gegenüber.«
    »Schätzchen, darüber wollten wir nicht reden, oder?«
    »Aber ich brauche das alles. Du hast es mir versprochen. Und hör auf mich Schätzchen zu nennen. Das habe ich dir schon tausendmal gesagt.«
    »Du hast doch vor einer Woche Taschengeld bekommen, stimmt’s?«
    »Aber ich brauch das dringend … Papa. Bitte.«
    »Denkst du, ich hab ’ne Gelddruckerei im Keller?«
    Er nahm drei Tausendkronenscheine und reichte sie ihr.
    »Mit denen kann ich mir höchstens den Hintern …«
    Er beugte sich vor und knallte ihr eine. Ein paar Gäste hörten auf zu essen. In dem Moment tat es nicht weh. Aber schon eine Sekunde später schmerzte es ganz furchtbar.
    Eine Weile war es still. Sie sahen sich nur an. In Vandas Augen standen Tränen. Eigentlich mochte sie ihn. Und sie wusste, dass ihre Freundinnen sie um einen Vater beneideten, der einen Gürtel von Einfamilienhäusern mit Minigärten und Grill um Prag geschwungen hatte. Um einen Vater, der gut aussah. Der alles konnte. Alles. Eigentlich mochte sie ihn. Und sie wusste, er würde alles für sie tun.
    Sie sahen sich immer noch wortlos an. Sie spielte mit dem Salzstreuer. Dann mit dem Besteck. Überlegte, wie es wäre, wenn sie sich die Gabel in die Hand rammen würde. Wenn sie ihn mit dem Messer attackieren würde. Sie blickte ihn an. Ob es ihm leidtat, dass er ihr eine geknallt hatte. Ein wenig schon. Er sah überrascht aus. Traurig. Irgendwie verstimmt. Sein Gesicht war rot angelaufen. Er hatte sie nie geschlagen.
    Eine ganz kleine Weile blieben sie noch still. Dann öffnete Vanda den Mund und sagte ihm alles. Sie sprudelte ihren Text wie einen heftigen Punksong heraus. Drei Akkorde. Voll intensiv. Und laut.
    Vater wurde ganz steif. Und noch röter. Er sagte nur: »Vanda …«
    Vanda sagte nichts mehr.
    Es war Zeit zu gehen. Sie steckte sich die Kopfhörer in die Ohren, erhob sich und setzte sich die Brille auf.
    »Schönen Tag noch«, sagte sie und marschierte auf die Tür zu. Wollte möglichst schnell nach draußen kommen. Am liebsten hätte sie die zehn Meter, die sie vom Ausgang trennten, mit einem Riesensprung hinter sich gebracht.
    Vater stand auf und

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