Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stille über dem Wasser: Roman (German Edition)

Die Stille über dem Wasser: Roman (German Edition)

Titel: Die Stille über dem Wasser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clara Salaman
Vom Netzwerk:
ihn und schlang seinen Arm um ihren Körper. Keine Reaktion.
    »Was ist los, Robin Hood?«, flüsterte sie.
    »Nichts.« Eigentlich hätte er mit »Nichts, Lady Marian« antworten sollen, doch er konnte sich nicht dazu durchringen. Mit einem Mal spürte er eine Distanz zwischen ihnen. Er konnte keine Wärme mimen. In Wahrheit wünschte er sich nur eins von ihr: Dass sie sich für ein Vergehen entschuldigte, dessen sie sich noch nicht einmal bewusst war. Deshalb lag er so reglos da, wie er nur konnte, weil dies die einzige Möglichkeit war, um in Ruhe über alles nachzudenken, was ihn aufwühlte.
    »Mit dir stimmt doch etwas nicht.« Besorgt stützte sie sich auf dem Ellbogen auf.
    Johnny schwieg, bis er hörte, dass sie sich seufzend in die Kissen zurücksinken ließ. Dann wandte er den Kopf ab, sorgsam darauf bedacht, keinen Laut von sich zu geben, sich möglichst unsichtbar zu machen. Aber es war zwecklos.
    »Bist du scharf auf Frank?«, flüsterte er so beiläufig, wie er nur irgend konnte. Nach einer kurzen Pause hörte er das leise Rascheln ihres Kopfes auf dem Kissen, als sie sich ihm zuwandte.
    »Wovon redest du?« Schlagartig kam er sich wie ein Vollidiot vor. »Bist du etwa eifersüchtig?« Sie klang überrascht und ein ganz klein wenig geschmeichelt. Johnny war noch nie eifersüchtig gewesen.
    »Blödsinn«, wiegelte er ab. »Weshalb sollte ich eifersüchtig sein?« Er lachte kurz auf, als wäre dies die absurdeste Idee des Jahrhunderts. »Es sah nur so aus, als hättest du mit ihm geflirtet, das ist alles.«
    »Geflirtet?«
    »Ja«, antwortete er in einem Tonfall, der keinen Zweifel daran ließ, dass ihr peinliches Benehmen keinem von ihnen entgangen war.
    »Aber ich habe nicht mit ihm geflirtet.« Er machte alles kaputt. Die Magie, die sie vor wenigen Minuten an Deck noch empfunden hatte, verflog. Langsam drehte sie sich um, weg von ihm.
    Es lief alles ganz falsch. Und er war selbst schuld. Er wünschte, er würde sie nicht so sehr lieben. Sein Inneres fühlte sich wie eine riesige klaffende Wunde an, die regelrecht danach schrie, dass sie Salz hineinrieb. Er stieß einen tiefen Seufzer aus, ein einzelner Atemzug, der ihr all die komplexen und widersprüchlichen Gedanken verraten sollte, die in ihm rangen. Eifersucht war ein abscheuliches Ungeheuer, das sich hinter jeder Ecke verbergen konnte. Er wandte das Gesicht ab und spürte, wie sie sich zu ihm umdrehte – eine liebevolle Geste, die er in Wahrheit gar nicht verdiente.
    »Es tut mir leid, Clem«, sagte er.
    Sie vergab ihm auf der Stelle, rückte ein Stück tiefer und legte ihren Kopf auf seine Brust. Nach einer Weile strich sie zärtlich mit den Fingern durch sein Brusthaar. Er schloss die Augen und versuchte, sich ihrer Berührung hinzugeben. Sie hob den Kopf, legte die Hände um sein Gesicht und küsste die Kuhle unter seinem Wangenknochen, die wie geschaffen für ihre Lippen zu sein schien. Dann küsste sie ihn auf den Mund, der sich zur Strafe ein, zwei Sekunden lang gegen die Berührung sträubte, ehe er nachgab. Sie küsste ihn voller Leidenschaft, um ihm zu zeigen, dass sie ihm gehörte. Sie wusste ganz genau, was er brauchte. Sie würde mit ihm schlafen.
    »Warte«, sagte sie und löste sich von ihm. Er sah zu, wie sie aufstand. Ihr perfekt geformter Körper schimmerte im kalten Mondlicht. Sie kramte in ihren Sachen und zog eine Kassette aus der Segeltuchtasche, die sie triumphierend in die Höhe hielt. Es war ihre Otis-Kassette.
    Sie kniete sich hin und versuchte, den Rekorder auf dem Regal in Gang zu bringen. Ihre Hinterbacken, reif und glatt wie ein Pfirsich, reckten sich ihm einladend entgegen, und er spürte, wie die Lust seine Eifersucht unter sich begrub. Er stopfte sich das Kissen in den Nacken, um sie besser sehen zu können – die Konturen ihres Körpers, die weiche, glatte Haut ihres Rückens, die weiße Bikini-Linie, die sich wie gemeißelter Marmor um ihre Gesäßbacken zog und sich sanft im Mondlicht zu bewegen schien. Und dann hob Otis Reddings weiche Stimme zu These Arms of Mine an. Sie war so verrückt nach diesem Song, dass sie ihn in einer fünfundvierzigminütigen Endlosschleife auf Band aufgenommen hatte. Sie drehte die Lautstärke so weit auf, wie es ging, ohne die anderen aufzuwecken, und begann, die Schultern im Takt der eindringlichen Bluesklänge zu bewegen.
    Sie warf Johnny einen verführerischen Blick über die Schulter zu und verzog das Gesicht zu einem Lächeln à la Lehn dich zurück und genieß die Show. Als

Weitere Kostenlose Bücher