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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Müslischale, die vor Kippen überquoll. Und aus der offen angelegten Küche schlug ihnen ein unangenehmer Geruch nach verdorbenem Essen entgegen.
    »Tut mir leid«, sagte Atterton, und er schien sich für mehr als nur den Zustand der Wohnung entschuldigen zu wollen. Er war nur mit einer Trainingshose bekleidet, seine Haare waren ungekämmt und an einer Seite plattgedrückt, als wäre er eben erst aus dem Bett aufgestanden. »Ich – ich komme irgendwie nicht mehr nach. Warten Sie, ich such mir nur schnell ein Hemd –« Er blickte sich um, als ob das gewünschte Kleidungsstück plötzlich aus dem Nichts auftauchen könnte, und entdeckte schließlich ein Anzughemd, das über einer Stuhllehne hing. Er schlüpfte hinein, nestelte zwei Knöpfe jeweils ins falsche Loch und fragte: »Kann ich Ihnen einen Kaffee machen?«
    Er nahm den improvisierten Aschenbecher und blickte sich um, offenbar auf der Suche nach einem Platz, wo er ihn abstellen könnte. Schließlich entschied er sich für den Kaminsims, über dem zwei dunkelblaue Oxford-Ruder hingen, die einzigen Farbtupfer im ganzen Raum. »Tut mir leid«, sagte er noch einmal, als er zum Sofa zurückkam. »Ich hatte eigentlich mit dem Rauchen aufgehört, aber nachdem – Ich wusste nicht, was ich sonst –«
    »Mr. Atterton«, unterbrach ihn Kincaid, »wir müssen uns mit Ihnen unterhalten. Dürfen wir Platz nehmen?«
    Freddie Attertons ohnehin schon blasses Gesicht wurde aschfahl. Er tastete mit der Hand nach der Sofalehne und ließ sich darauf niedersinken, ohne das Jackett zu beachten – oder auch nur zu bemerken –, das noch auf dem Kissen lag. » O Gott, was ist passiert?«
    Kincaid nickte Cullen zu, und sie setzten sich beide; Doug nahm den Sessel, während Kincaid sich einen der massiven grauen Esszimmerstühle aus geschnitztem Holz heranzog, um nahe bei Freddie sitzen zu können. Wer um alles in der Welt hatte nur diese potthässlichen Möbel ausgesucht?, fragte er sich. Das Zeug hätte aus der Zeit der französischen Schreckensherrschaft stammen können.
    »Mr. Atterton, es geht um Ihre Exfrau. Wir haben jetzt Grund zu der Annahme, dass sie ermordet wurde.«
    »Ermordet.« Die dunklen Ringe unter Attertons Augen sahen aus wie mit Ruß verschmiert. »Warum – Wie kann sie –« Er brach ab, schluckte. »Als Scotland Yard eingeschaltet wurde, da dachte ich, es wäre nur, weil Becca eine Kollegin von Ihnen war. Aber so etwas – nein, niemals. Wieso hätte irgendjemand Becca umbringen sollen?«
    »Deswegen sind wir ja hier, um das herauszufinden. Und wir wurden ursprünglich hinzugezogen, weil die Umstände des Verschwindens Ihrer Exfrau nicht geklärt waren«, sagte Kincaid. »Aber inzwischen liegen neue … Erkenntnisse vor.«
    »Sie wissen, was mit ihr passiert ist, nicht wahr?« Freddies Stimme war brüchig. »Sie wissen, wie sie gestorben ist. Warum hat mir niemand –« Er schüttelte den Kopf und schien sich mühsam zusammenzureißen. »Okay. Tut mir leid. Ich weiß, Sie können es mir wahrscheinlich nicht sagen.« Er holte tief Luft. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich weiß Ihre Mitwirkung zu schätzen, Mr. Atterton. Fürs Erste können Sie uns einmal sagen, wo Sie am Montagabend waren.«
    »Montag?«
    Kincaid hatte den deutlichen Eindruck, dass Attertons Erstaunen über die Frage zum Teil gespielt war. »Der Abend, an dem Ihre Frau starb. Das können Sie doch nicht vergessen haben.«
    »Nein. Nein, natürlich nicht. Es ist nur – nach allem, was passiert ist, bin ich nicht – Lassen Sie mich nachdenken …« Er klopfte auf die Brusttasche seines Hemds, stellte fest, dass sie leer war, und ließ die Hand wieder in den Schoß sinken. Die Benson-&-Hedges-Schachtel auf dem Couchtisch war zerknüllt und leer.
    »Sagen wir, zwischen vier und sechs Uhr«, half Kincaid nach.
    Freddie blinzelte einmal, dann noch einmal und griff wieder an seine Brusttasche. »Ich – Ich war hier.«
    »Allein?«
    »Ja.«
    »Kann das jemand bestätigen? Hat vielleicht ein Nachbar Sie gesehen?«
    »Nein. Nein, ich kann mich nicht erinnern, irgendwem begegnet zu sein. Ich war zum Mittagessen im Club. Da hat Milo mir von Becca erzählt – ich meine, er hat mir erzählt, dass sie ernsthaft trainiert. Ich wusste natürlich, dass sie wieder rudert, aber sie hatte gesagt, sie wolle nur wieder in Form kommen und ein bisschen Stress von der Arbeit abbauen.«
    »Aber Sie wussten, dass sie ein Boot gekauft hatte – das Filippi«, sagte Kincaid.
    »Ja, nun, aber man

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