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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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letzte Woche den Herrn in der Bar getroffen hat?«
    »Äh, jawohl, Sir.« Er hörte gedämpftes Gemurmel im Hintergrund, und dann war Bell wieder laut und deutlich zu vernehmen. »Er glaubt, es war am Donnerstag.« Er konnte die Neugier in ihrer Stimme hören, dennoch dankte er ihr ohne weiteren Kommentar und legte auf.
    »Donnerstag«, beantwortete Kincaid Dougs fragenden Blick.
    Doug biss in ein Stück geräucherten Schellfisch, sog die Luft durch die Zähne ein und sagte: »Tierisch heiß.« Er nahm einen Schluck Wasser. Dann fügte er nachdenklich hinzu: »Ich denke, es könnte auch ein Zufall gewesen sein, dass Craig Atterton begegnet ist.«
    »Könnte so gewesen sein, ja«, pflichtete Kincaid ihm bei. »Und vielleicht war die Veränderung in Rebecca Meredith’Verhalten am folgenden Tag auch nur ein Zufall. Aber ich möchte, dass Sie noch einmal im Revier West London vorbeischauen und mit ihren Kollegen sprechen. Vielleicht können Sie ja herausfinden, was am Freitag anders war als sonst.«
    »Und was wollen Sie tun?«, fragte Doug und musterte Kincaid argwöhnisch.
    »Etwas, in das ich Sie nicht hineinziehen will.« Kincaid betrachtete sein unberührtes Mittagessen. Er hatte plötzlich den Appetit verloren. »Ich werde mit Angus Craig sprechen.«
    Dougs Augen weiteten sich. Er erstarrte, die Gabel halb zum Mund gehoben. »Das wird dem Chief aber nicht gefallen.«
    Das war noch untertrieben, dachte Kincaid.
    Er war in seiner Polizeilaufbahn schon oft genug bis an die Grenzen des Erlaubten gegangen oder hatte im Verborgenen operiert; stets in dem Wissen, dass Childs ihm beträchtliche Freiheiten ließ, wenn er nur am Ende den Fall löste. Aber er konnte sich nicht entsinnen, jemals gegen den ausdrücklichen Wunsch seines Vorgesetzten gehandelt zu haben.
    Er hatte Chief Superintendent Childs gesagt, dass er die Art und Weise, wie mit Rebecca Meredith’ Anschuldigungen gegen Craig umgegangen worden war, nicht billigen konnte. Er hatte gesagt, dass Craig seiner Meinung nach sehr wohl zu den Verdächtigen zählte.
    Und er war zurückgepfiffen worden.
    Er trank noch einen Schluck von seinem Tee, der inzwischen eiskalt war, doch das war ihm egal. Er brauchte ihn, um seinen plötzlich ausgetrockneten Mund zu befeuchten.
    Wenn er vernünftig wäre, würde er diesen Fall auf der Stelle abgeben. Sollte doch jemand anders ihn übernehmen. Sollten sie doch Freddie Atterton – einen Mann, den Kincaid für unschuldig hielt – zum willkommenen Sündenbock machen. Und die ganze schmutzige Affäre um Angus Craig, der seinen Einfluss benutzte, um sich Frauen gefügig zu machen – Frauen wie Gemma und Rebecca Meredith und weiß Gott wie viele andere –, sollten sie sie doch ruhig unter den Teppich kehren.
    »Nun ja, ich kann mir auch vorstellen, dass es ihm nicht gefallen wird«, sagte er nachdenklich. »Aber ich habe vorerst nicht die Absicht, es ihm zu sagen.«

16
    Ich wappne mich für die zwanzig wichtigsten Schläge meines Lebens, und vom ersten Schlag an spüre ich, wie die Kraft sich vom einen auf den anderen überträgt, wie jeder von uns das Letzte aus sich herausholt. (James Livingston)
    David und James Livingston, Blood Over Water
    Doug Cullen war in Twyford in den Zug nach Paddington umgestiegen. Als er dort ankam, ging es schon auf drei Uhr zu.
    Er fuhr mit der U -Bahn weiter nach Shepherd’s Bush. Von dort war es noch ein gutes Stück zu Fuß bis zum Revier West London, aber das war Doug nur recht. Das schöne Wetter dauerte an, und nachdem er am Morgen die Ruderer im Leander-Club gesehen hatte, war ihm die unangenehme Erkenntnis gedämmert, dass er noch tüchtig an seiner Form arbeiten musste, ehe er es wagen konnte, sich wieder in einen Einer zu setzen.
    Die Zugfahrt und der anschließende Fußmarsch hatten ihm Zeit zum Nachdenken gegeben, und er hatte sich eine Strategie zurechtgelegt. Er würde auf keinen Fall mit Superintendent Peter Gaskill sprechen – im Gegenteil, er wollte Gaskill nach Möglichkeit ganz aus dem Weg gehen.
    Nach ihrem ersten Gespräch mit Sergeant Kelly Patterson hatte er nicht das Gefühl, dass sie noch viel mehr aus ihr herausbekommen würden – blieb also nur DC Bryan Bisik, der zwar auch abgeblockt hatte, aber viele Alternativen hatten sie ja nicht.
    Im Revier angekommen, bat er den diensthabenden Sergeant, ihn bei Bisik zu melden, und wenige Minuten darauf kam der Detective Constable zu ihm herunter. Bisik wirkte gestresst und sah ziemlich mitgenommen aus. Sein blasses

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