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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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ihm.
    Doch als er auf dem Weg nach Hambleden an der Mühle vorbeikam, wurde ihm noch einmal bewusst, dass Angus Craig nur einen strammen Fußmarsch entfernt von dem Wehr wohnte, an dem Rebecca Meredith’ Leiche gefunden worden war. Und wenngleich Craig die Stelle am Buckinghamshire-Ufer, wo Becca vermutlich ermordet worden war, nicht ganz so leicht zu Fuß erreichen konnte, hätte er mit dem Auto zweifellos schnell und bequem dorthin gelangen können.
    Kincaid drosselte das Tempo, als er das Dorf Hambleden erreichte. Die Kirche, das Pub, die Cottages aus rotem Backstein mit ihren rosenumrankten Fassaden – all das schien die reinste Postkartenidylle.
    Und das Haus, das ein wenig außerhalb des Orts am Ende eines langen Zufahrtswegs stand, war so stattlich, dass Kincaid leise Zweifel beschlichen, ob er es als bloßer Detective Superintendent wagen konnte, einfach so unangemeldet an die imposante Tür zu klopfen.
    Er wäre versucht gewesen, das Haus einen protzigen Backsteinklotz zu nennen, hätte es sich nicht so harmonisch in die Landschaft eingefügt. Die Tatsache, dass er es von der Stilepoche her nicht einordnen konnte, ließ ihn vermuten, dass es im Laufe der Jahre immer wieder in ungewöhnlich geschickter Weise durch Anbauten erweitert worden war.
    Die weitläufigen Rasenflächen des Grundstücks waren makellos gepflegt, und das warme Rot von Backstein und Dachziegeln verschmolz mit der herbstlichen Pracht der Bäume auf dem Hügel wie in einem kunstvoll komponierten Gemälde.
    Es war ein Traum – ein Haus zum Verlieben, aber auch zum Repräsentieren.
    Und es war alles sehr nobel, selbst für einen Deputy Assistant Commissioner der Met. Vielleicht, dachte Kincaid gnädig, war ja die Ehefrau diejenige mit dem Geld.
    Er parkte den Astra in der Auffahrt und fragte sich, was er Angus Craig eigentlich genau sagen wollte, beschloss dann aber, dass es das Beste wäre, sich nicht allzu viele Gedanken darüber zu machen.
    Er stieg aus, drückte die Tür so behutsam zu, dass nur ein leises Klicken zu hören war, rückte seine Krawatte zurecht und ging über den knirschenden Kies auf das Haus zu. Er würde einfach improvisieren müssen.
    Die Messingklingel hatte die Form eines Greifs, und als er sie drückte, hörte er tief im Innern des Hauses einen Glockenschlag, gefolgt vom fernen Jaulen eines Hundes.
    Er wartete und verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Nach der bombastischen Klingel wäre er nicht überrascht gewesen, wenn ihm ein Butler in gestärktem Hemd und Cutaway geöffnet hätte, doch es war Angus Craig persönlich, der an die Tür kam.
    Craig sah so aus, wie Kincaid ihn in Erinnerung hatte, wenngleich der ohnehin schon kräftige Mann vielleicht noch ein paar Pfund zugelegt hatte, seit er ihn zuletzt gesehen hatte. Sein schütteres, strohblondes Haar war aus dem breiten, geröteten Gesicht zurückgekämmt, und er sah den Besucher mit dem verärgerten Ausdruck eines Mannes an, der bei einer wichtigen Tätigkeit unterbrochen wurde. Er trug Golfkleidung und hatte noch die Stollenschuhe an den Füßen.
    Da er befürchtete, dass Craig ihn wegen des Astra für einen Vertreter für Doppelglasfenster halten könnte, ergriff Kincaid die Initiative. »Assistant Commissioner Craig? Ich bin Superintendent Duncan Kincaid vom Yard. Sie erinnern sich wahrscheinlich nicht an mich, aber ich habe an ein oder zwei Ihrer Führungsseminare in Bramshill teilgenommen.«
    Der finstere Blick wich sogleich einem Lächeln von falscher Herzlichkeit, und Kincaid war klar, dass Angus Craig nicht nur wusste, wer er war, sondern auch, warum er gekommen war.
    »Superintendent Kincaid – doch, ich erinnere mich an Sie. Wie ich höre, leisten Sie gute Arbeit bei der Meredith-Ermittlung.«
    »Danke, Sir. Ich wollte fragen, ob ich Sie kurz sprechen könnte.«
    »Selbstverständlich«, antwortete Craig, doch er wirkte alles andere als begeistert. »Treten Sie ein. Wir können uns in meinem Arbeitszimmer unterhalten. Ich wollte gerade andere Schuhe anziehen.«
    Als Kincaid ihm ins Haus folgte, blickte Craig sich zu dem Astra um, ehe er die Tür schloss. »Ich hätte gedacht, dass der Yard einem Beamten Ihres Ranges einen etwas höherklassigen Dienstwagen zur Verfügung stellen könnte.«
    »Das ist mein Privatfahrzeug, Sir.« Kincaid war selbst überrascht, wie sehr er sich genötigt sah, den Astra zu verteidigen.
    Craig zog nur eine strohblonde Braue hoch, entschuldigte sich aber nicht für die beleidigende Bemerkung. Seine

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