Die stillen Wasser des Todes - Roman
klaren Kopf.
Nachdem die Bedienung ihre Getränke gebracht hatte, schob Doug seine Brille hoch und fixierte Kincaid unverwandt. »Ich interpretiere das als ein Nein«, sagte er, als wäre ihre Unterhaltung nie unterbrochen worden.
Kincaid zuckte mit den Achseln, während er die Milch in seinen Tee rührte. »Freddie Atterton hatte ein offensichtliches Motiv: finanzielle Bereicherung. Und vielleicht noch ein weniger offensichtliches: Eifersucht. Er besitzt die nötigen Kenntnisse, und er hätte eventuell auch die Gelegenheit gehabt, Rebecca am Montagabend zu ermorden.«
»Aber wenn er ein nachprüfbares Alibi für den Anschlag auf Kieran hat –«
»Genau«, meinte Kincaid. Er hatte in der SOKO -Zentrale angerufen, während er auf Doug gewartet hatte, und eine Überprüfung von Freddies Verbindungsdaten sowie einen Kontrollanruf bei Beccas Mutter angeordnet. »Das würde bedeuten, dass Kieran Connolly ein Zufallsopfer war, was ich keine Sekunde lang glaube – oder dass es nicht Freddie war, den Kieran am Flussufer gesehen hat. Aber das ist nicht das Einzige.« Er hielt inne, um der Bedienung, einer hübschen jungen Frau in den Zwanzigern mit blankem Bauch und gepierctem Nabel, ein dankbares Lächeln zu schenken, als sie ihnen das Besteck brachte.
Er senkte die Stimme, als ein Pärchen sich an einen Nebentisch setzte, und fuhr fort: »Keines der Szenarios mit Freddie als Mörder kann erklären, was Rebecca Meredith am Freitagabend getan hat.
Warum hat sie ihren Wagen in London gelassen und den Zug genommen? Warum war sie Kieran gegenüber so kurz angebunden, als er sie am Samstag in ihrem Cottage aufsuchte? Warum hat sie das Training am selben Morgen ausgelassen? Was hatte sie am Samstag in London zu tun?
Das waren alles Abweichungen von ihrer Routine, und so etwas gefällt mir grundsätzlich nicht.« Kincaid nippte an seinem Tee und verzog das Gesicht – das Gebräu war lauwarm. Er hasste lauwarmen Tee.
»Und was mir am allerwenigsten gefällt«, sagte er, während er seine Tasse unnötig heftig auf die Untertasse stellte, »ist, dass Freddie Atterton rein zufällig mit Angus Craig Bekanntschaft schließt, und das wenige Tage, bevor Rebecca ermordet wird.«
»Sie meinen, Craig hat das bewusst eingefädelt?«
Kincaid richtete sein Messer und seine Gabel exakt auf der Serviette aus. »Ich glaube, mit Rebecca Meredith hat er einen großen Fehler gemacht. Er hat in seinem eigenen Revier gewildert, und er hat sich ein Opfer ausgesucht, das nicht so hilflos war, wie er gedacht hatte. Vielleicht hatte er an dem bewussten Abend zu viel getrunken und war leichtsinnig geworden. Aber was auch immer der Grund war, ich garantiere Ihnen, dass er es sich anschließend zur Aufgabe gemacht hatte, alles über sie herauszufinden.«
Die Bedienung brachte ihr Essen, und Kincaids Selbstbewusstsein bekam einen kleinen Dämpfer, als sie dabei Doug anlächelte und nicht ihn.
Die Fischpastete war mit einer Haube aus goldgelbem Kartoffelpüree gekrönt und duftete verführerisch. Als Kincaid mit der Gabel hineinstach, stieg eine Dampfwolke auf.
Doug nahm einen Bissen auf die Gabel und blies darauf – obwohl ihm seine Mutter bestimmt beigebracht hatte, dass man das nicht tat. »Aber wenn er wusste, wer Freddie Atterton war«, sagte Doug, »warum ist er dann jetzt erst auf ihn zugegangen?«
»Vielleicht hatte Rebecca Druck gemacht. Wir müssen herausfinden, wann sie erfahren hat, dass Craig in Ehren entlassen worden war, und dass Gaskill – oder wer auch immer die Fäden im Hintergrund zog – sein Versprechen ihr gegenüber gebrochen hatte. Und noch etwas anderes müssen wir herausfinden.«
Kincaid legte sein Besteck hin, ohne von seinem Essen gekostet zu haben, holte sein Handy hervor und rief die Nummer auf seiner Anrufliste zurück.
» DC Bell? Hier Kincaid. Sind Sie noch in der Wohnung?«
»Ja, Sir. Wir machen Fortschritte. Die Küche sieht schon wieder ganz ordentlich aus und Mr. Atterton auch.« Sie klang sehr zufrieden mit sich. »Jetzt wollte ich mit Fre… mit Mr. Atterton gerade die nötigen Anrufe erledigen.«
»Ist die Spurensicherung schon weg?«
»Ja, Sir. Ich glaube, sie haben alles mitgenommen, was sie brauchen, und ich soll Ihnen ausrichten, dass die Kollegen sich den Wagen so bald wie möglich vornehmen werden.«
»Danke, Detective. Gute Arbeit.« Kincaid hielt inne; ihm war bewusst, dass er große Vorsicht walten lassen musste. » DC Bell, könnten Sie Mr. Atterton fragen, an welchem Abend er
Weitere Kostenlose Bücher