Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
Vom Netzwerk:
bekomme von alldem nichts mehr mit. (James Livingston)
    David und James Livingston, Blood Over Water
    »Also, was weißt du noch über Chris Abbott?«, fragte Gemma Melody, als sie die Themse via Hammersmith Bridge überquerten.
    Es hatte über eine halbe Stunde gedauert, bis sie sich von der Gesellschaft hatten loseisen können. Gemma hatte immer wieder betont, dass alle anderen so lange bleiben könnten, wie sie wollten, doch als sie dann ihren Eltern letzte – vielleicht übertrieben detaillierte – Anweisungen gab, merkte sie bereits, dass Melodys Neuigkeiten sie zunehmend beunruhigten.
    Während Gemma sich um das Organisatorische kümmerte, hatte Melody telefoniert und ein wenig im Internet recherchiert. Gemma war längst so klug, sie nicht mehr nach ihren Quellen zu fragen.
    Als sie bald darauf in Gemmas Escort in Richtung Barnes fuhren, hatten dicke Wolken den Himmel verdüstert, der morgens noch so strahlend blau gewesen war, und die Themse unter ihnen war schiefergrau. Gemma drückte ungeduldig auf die Hupe, als der Fahrer vor ihr abbremste und sie dadurch fast die Grünphase am Ende der Brücke verpasste.
    Melody warf ihr einen erschrockenen Blick zu, sagte aber nur: »Chris Abbott, DCI , Sittendezernat. Stationiert in West End Central. Eine Überfliegerin wie Rebecca Meredith, hat auch in Oxford studiert und ist anschließend in den Polizeidienst gegangen.
    Verheiratet, der Mann Investmentbanker. Zwei Söhne, beide in Eton angemeldet.«
    Gemma pfiff durch die Zähne. »Mit einem Polizistengehalt? Na, hoffentlich verdient der Gatte ein bisschen besser. Wann hat sie die Vergewaltigung angezeigt?«
    »Vor etwas mehr als fünf Jahren. Damals war sie Sergeant – das heißt, sie ist in sehr kurzen Abständen zwei Mal befördert worden. Vielleicht als Belohnung dafür, dass sie den Mund gehalten hat, was meinst du?«
    Auch Gemma war vor fünf Jahren Sergeant gewesen. Hätte ihr Leben den gleichen Verlauf genommen wie das von Chris Abbott, wenn sie an dem Abend, als Angus Craig sie nach Hause fuhr, nicht so viel Glück gehabt hätte? Sooft sie auch darüber nachdachte, sie konnte nicht mit Gewissheit sagen, was sie getan hätte. Hätte sie ihre Karriere und die finanzielle Absicherung ihres Kindes aufs Spiel gesetzt, um Craig vor Gericht zu bringen?
    »Waren in der Vergewaltigungsanzeige Einzelheiten aufgeführt?«, fragte sie. Wenn Abbott Mann und Kinder zu Hause hatte, dürfte Craig mit seiner üblichen Methode, seinem Opfer freundlicherweise eine Mitfahrgelegenheit anzubieten, keinen Erfolg gehabt haben, ebenso wenig wie damals bei Gemma.
    »Es war nach einem Essen in einem Hotel im West End, im Anschluss an eine Personalkonferenz«, fuhr Melody fort. »Abbott gab an, sie sei auf dem Weg zur U -Bahn gewesen, als sie in einen Durchgang gezerrt und dort vergewaltigt wurde.«
    Gemma runzelte die Stirn. »Dann würde ich darauf tippen, dass Craig ein Zimmer in dem Hotel hatte. Er wird sie zu einem netten kleinen Schlummertrunk eingeladen haben, nachdem alle Teilnehmer den Abschluss der Sitzung schon mit ein paar Drinks begossen hatten. Allerdings frage ich mich, was es mit den Beförderungen auf sich hatte …« Gemma lenkte den Wagen durch einen Kreisverkehr, als sie die Randgebiete des begehrten Pendlervororts Barnes erreichten. »War das ihre Belohnung, oder kann es sein, dass Abbott beschlossen hatte, das Beste aus einer schlimmen Sache zu machen und sich ein wenig als Erpresserin zu versuchen? Ein Geschäft auf Gegenseitigkeit.«
    »Wenn es zwischen Craig und Abbott zu einer Pattsituation gekommen war«, spann Melody den Gedanken fort, »dann hat er vielleicht seinen Frust abreagiert, indem er sich immer höherrangigere Polizeibeamtinnen als Opfer aussuchte. Stellvertretend für sie, wenn du so willst. Ein gefährliches Spiel.«
    »Und am Ende ein tödliches«, pflichtete Gemma ihr bei. »Obwohl ich bezweifle, dass er sich einen solchen Ausgang vorgestellt hatte.«
    Sie fuhren inzwischen am Fluss entlang, vorbei an der Eisenbahnbrücke von Barnes, die, wie Gemma jetzt einfiel, den letzten größeren Meilenstein auf der Regattastrecke des Boat Race darstellte. Hatte es Abbott in diese Gegend gezogen, weil sie Ruderin war?
    »Es ist in der White Hart Lane«, wies Melody sie an. »Bieg hier links ab und fahr dann weiter bis fast ans Ende der Straße.«
    Die White Hart Lane war recht schmal, gesäumt von einer Mischung aus teuer aussehenden Läden und Boutiquen und schmucken Reihenhäusern. Und von

Weitere Kostenlose Bücher