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Die Stimme des Blutes

Titel: Die Stimme des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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sie im nächsten Zug schlagen konnte. Nun war die Partie rasch beendet.
    »Ihr spielt gut, Pater, aber nicht so gut wie ich. Ich werde Euch weiterhin Unterricht erteilen.«
    Roland nickte ernst. »Es wird mir eine Ehre sein.«
    Zehn Minuten später klopfte er leise an Darias Schlafzimmertür.
    Die Zofe Ena machte ihm auf.
    »Ist Eure Herrin da?«
    Die Alte nickte. »Hat er Euch zu ihr geschickt, Pater?«
    »Ja. Ich muß sie sprechen. Allein.«
    Die Zofe verließ das Zimmer. Daria sprang auf und eilte auf ihn zu. »Was ist geschehen? Gehen wir jetzt? Was ...«
    »Pst«, sagte er, nahm ihre Hände und drückte sie. »Der Graf hat mich hergeschickt, um mit Euch zu reden. Er will sichergehen, daß Ihr Jungfrau seid.«
    Sie schlug die Augen nieder.
    Diese Antwort genügte ihm. Lächelnd fuhr er fort: »Ich wußte es. Denkt nicht mehr daran! Die Sache ist aber leider so, daß der Graf merkwürdige Ansichten über Gottes Anteilnahme an seiner - des Grafen - Begierde hat. Kommt, wir müssen uns besprechen, und zwar schnell, denn er wird bestimmt bald hier sein, um zu hören, was Ihr mir geantwortet habt!«
    Er hielt noch immer ihre Hände. Sie spürte, wie seine Lebenskraft in sie überfloß. Es ließ sie zittern. Da löste er sich von ihr und trat einen Schritt zurück. »Ich traue dem Grafen nicht über den Weg. Er begehrt Euch stark. Ja, er hat schon vor mir davon gesprochen, Euch noch vor der Hochzeit in Besitz zu nehmen. Ich habe versucht, ihn davon abzubringen, aber er betrachtet seine Wünsche als gottgefällig. Wir müssen Tyberton heute nacht verlassen. Hört mir gut zu, denn wir haben wenig Zeit!«
    Roland sprach leise und schnell, aber doch nicht schnell genug.
    Denn gleich darauf wurde die Tür aufgerissen, und der Graf kam ins Schlafzimmer. Er blickte erst den Priester, dann Daria an. Die beiden standen weit genug voneinander entfernt. Dennoch fragte er mit unverhohlenem Argwohn: »Nun, Pater? Ist sie noch Jungfrau?«
    »Ja, sie ist Jungfrau«, sagte Roland.
    »Das hat sie Euch gesagt.«
    »Mich hat noch kein Mann berührt!«
    »Du bist eine Frau und damit eine geborene Lügnerin. Ich wünschte, ich könnte Euch glauben, Pater, aber ich werde meine Zweifel nicht los. Als Ihr weg wart, hörte ich, wie einer meiner Männer zu einem anderen sagte, daß alle Dirnen hier auf der Burg den Wunsch haben, mit Euch ins Bett zu gehen. Ich muß zugeben, daß ich bis dahin in Euch nur den Priester und nicht den Mann gesehen hatte. Jetzt aber sehe ich in Euch einen Mann, der mit ihr allein im Schlafzimmer war.«
    Roland nahm sofort seine frömmste Pose an. »Ihr müßt mir glauben, daß ich in Eurer Verlobten nicht die Frau sehe. Ich sehe sie als ein Geschöpf Gottes und nichts anderes.«
    Rolands Stimme klang ruhig, doch das Herz schlug ihm schneller in der Brust. Er hatte den Eindruck gewonnen, daß der Graf nicht ganz normal war.
    Edmond von Clare holte tief Atem, um seiner Erregung Herr zu werden. Er war sich seines schlechten Benehmens vollauf bewußt. Ja, er würde den Mann, der so unehrerbietig über den Priester gesprochen hatte, auspeitschen lassen. Seine Wangen waren totenblaß, seine Augen weit aufgerissen. Für ihn war es ohne Belang, was Daria dem Priester gesagt hatte und was der glaubte. Er hatte einen Entschluß gefaßt und war überzeugt, daß der liebe Gott seine Handlungen billigte.
    »Ich werde sie jetzt untersuchen«, sagte Edmond und ging auf sie zu. »Ihr bleibt hier, Pater. Ihr seid mein Zeuge, daß ich sie nicht vergewaltigt habe. Und falls sie keine Jungfrau mehr ist, werdet Ihr auch das bezeugen, so daß ich mit ihr nach Belieben verfahren kann, denn auf die Wünsche einer Hure brauche ich keine, Rücksicht zu nehmen.«
    Roland räusperte sich. Seine Stimme klang streng. »Ich verbiete es, mein Sohn.«
    Der Graf starrte ihn an, als hätte Roland den Verstand verloren. »Ich bin der Herr hier, Pater Corinthian, und niemand, nicht einmal ein Mann Gottes, hat das Recht, mir zu widersprechen, denn mein Wort ist Gesetz. Habt Ihr mich verstanden? Und nun kommt her! Ihr seid mein Zeuge.«
    Daria versuchte zu flüchten. Aber der Graf bekam sie zu packen, hob sie hoch, trug sie zu dem schmalen Bett und warf sie rücklings darauf.
    »Verdammt noch mal, Mädchen, halt still!« Er holte aus, um sie zu schlagen, bis sie sich ihm unterwarf. Da sah er den Priester steif und voller Mißbilligung neben sich stehen. Langsam ließ er die Hand sinken. So leise, daß nur sie ihn hören konnte, drohte er: »Tu, was ich

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