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Die Stimme des Blutes

Titel: Die Stimme des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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so lieb hatte, wollte ich, daß kein anderer Mann mich zur Frau machen sollte als du.«
    »Du willst mir einreden, ich hätte dich entjungfert und könnte mich nicht mehr daran erinnern?«
    »Du hieltest mich für Leila.«
    Er prallte zurück. »Leila«, sagte er leise. »Kann sein, daß sie mir im Fiebertraum erschienen ist. Aber das ist absurd, ich könnte sie unter keinen Umständen je mit dir verwechseln. Du hast nicht die geringste Ähnlichkeit mit ihr.«
    »Nein«, sagte sie traurig und wandte sich ab, »denn du schienst sehr viel für sie übrigzuhaben. Und da war auch noch Cena.«
    »Cena«, wiederholte Roland kopfschüttelnd. Das war doch Wahnsinn. Sie machte ihm etwas vor. »Hör mir mal gut zu, Daria! Ich kann mich an nichts erinnern, und das ist nicht gelogen. Vor allem aber kann ich nicht glauben, daß eine Lady, eine unberührte Lady, mir gestattet, ja sogar Hilfe dabei leistet, ihr die Jungfernschaft zu nehmen, ohne daß ich mit ihr verheiratet bin. Wie oft
    habe ich - ein Mann im Fieberwahn, schwerkrank, aber anscheinend noch geil wie ein Bock - wie oft habe ich dich denn genommen?«
    »Nur einmal.«
    »Aha. Und bei dem einen einzigen Mal wurdest du schwanger?«
    »Ja.« Daria konnte es jetzt selber kaum noch glauben.
    »Und du erwartest von mir, daß ich dir das glaube? Wirklich? Warum machst du so was mit mir? Was habe ich dir getan? Womit habe ich das verdient? Ich bezweifle ja nicht, daß ich im Fieberwahn glaubte, an anderen Orten mit anderen Menschen zusammenzusein, und daß ich von Menschen aus meiner Vergangenheit gesprochen habe, möglicherweise auch von Leila und Cena.«
    Sie sah ihn nur müde an. Sie hatte nichts mehr zu sagen. Sie konnte es ihm nicht beweisen, sie hatte nichts mehr vorzubringen.
    »Nein, Daria. Ich habe genug von deinen Lügen. Und jetzt hast du auch noch den König und die Königin mit deinem unschuldigen Charme umgarnt, obwohl wir beide wissen, daß kein Wort davon stimmt. Du stellst mich als Schurken, als gewissenlosen Lügner hin.«
    »Ich habe nur die Wahrheit gesagt.« Er sah sie haßerfüllt an, und dieser Blick tat Daria so weh, daß sie es nicht mehr ertragen konnte. Sie drehte sich um und rannte weg. Sie achtete nicht darauf, wohin sie rannte. Sie wollte nur weg von diesem Mann, der sie haßte und sie verachtete, weil er sie für eine Lügnerin hielt.
    »Verdammt noch mal, ich bin noch nicht fertig!«
    Sie bekam Seitenstiche, rannte aber immer weiter. Plötzlich schloß sich seine Hand um ihren Arm. Sie schrie auf, drehte sich um und hämmerte mit den Fäusten gegen seine Brust. »Laß mich los! Was kümmert es dich, wo ich hin will? Oder was ich vorhabe?«
    »Es interessiert mich nicht«, sagte er, nun wieder in ruhigem Ton. »Das heißt, das stimmt nicht ganz. Es interessiert mich doch. Denn ich habe dir schon einmal gesagt, daß dein Onkel dich nicht zurückhaben will, wenn du keine Jungfrau mehr bist. Und es ist ganz leicht, das festzustellen, wie du weißt.«
    Sie schloß gequält die Augen, als sie sich daran erinnerte, wie der Graf den Finger in ihren Schoß gesteckt und gegen das Jungfernhäutchen gedrückt hatte.
    »Wenn du jetzt also zu deinem Onkel zurückkämst, würde er dich töten. Denn da er nun keine Ländereien mehr von Ralph von Colchester zu erwarten hätte, würde er deine Erbschaft an sich reißen wollen. Ist das der Grund dafür, daß du dir dieses Märchen ausgedacht hast? Du willst doch nur deine Haut retten.«
    Sie erbleichte.
    Sein Blick war brutal. »Bisher warst du für mich ein Auftrag, den ich zu erfüllen, ein wertvoller Gegenstand, den ich dem rechtmäßigen Besitzer wiederzubringen hatte. Doch jetzt bist du völlig ohne jeden Wert.«
    »Hör auf!« Sie hielt sich die Ohren zu.
    Er zog ihr die Hände weg. »Sag mir die Wahrheit, Daria!« Er schüttelte sie. »Ich schwöre dir, daß ich dir helfen werde. Aber du mußt mir die Wahrheit sagen.«
    »Ich habe dir die Wahrheit gesagt. Du hattest hohes Fieber. Zuerst hieltest du mich für eine Frau, die du Joan nanntest. Du schriest mich an und sagtest, daß ich dich betrogen hätte. Dann fingst du an in dieser fremden Sprache zu reden, nanntest mich Leila und wolltest, daß ich mich auf dich lege und dir helfe, in mich einzudringen. Ich wußte nicht, wie du das meintest, aber du hast es mir gezeigt. Dann wolltest du an meinen Brüsten saugen und hast geschimpft, weil ich noch angekleidet war und du mich nackt haben wolltest.«
    »Und da hast du dich beeilt, dir die Sachen vom Leibe zu

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