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Die Stimme des Daemons

Die Stimme des Daemons

Titel: Die Stimme des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grant McKenzie
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hervor, das er sich an den Hals drückte, um die Blutung zu stillen. »Wenn ich lüge, werden Sie es erfahren, sobald die Polizei die Leichen identifiziert hat. Wenn ich die Wahrheit sage, bin ich der einzige Freund, den Sie haben.«
    Sam rieb sich das Kinn und spürte die rauen Stoppeln, die in den vergangenen Stunden gewachsen waren. Er suchte irgendein Ventil für seine Wut, für den ganzen Irrsinn, der in ihm kochte – doch als er den verzweifelten Mann ansah, der da neben ihm saß, wurde ihm klar, dass Zack nicht der war, an dem er es auslassen konnte.
    Er streckte ihm die Hand entgegen. »Sam White.«

    Zack sah kurz auf die ausgestreckte Hand hinunter, dann erwiderte er Sams starren Blick. In diesem kurzen Moment entstand eine Verbindung zwischen den beiden Männern. Zack steckte die Pistole ein und schüttelte Sam die Hand.
    »Was tun wir jetzt?«, fragte Sam.
    »Haben Sie das Zimmer in bar bezahlt?«
    »Kreditkarte.«
    »Das kann die Polizei verfolgen.«
    »Also?«
    »Die Leichen sind nicht die, die sie vermuten. Können Sie erklären, warum das so ist?«
    »Jetzt schon.«
    »Werden sie Ihnen glauben?«
    Sam überlegte einen Augenblick. »Ich würde es nicht glauben.«
    »Genau das will er erreichen: Er bringt Sie in eine Situation, aus der es keinen Ausweg gibt. Sie können nur noch davonlaufen, und wenn Sie ständig auf der Flucht sind, haben Sie keine Zeit, um nachzudenken.«
    »Oder zu schlafen«, fügte Sam hinzu, doch er schämte sich augenblicklich für seine Schwäche.
    »Der Schlaf gibt Ihnen Kraft«, stimmte Zack zu. »Mir war gar nicht bewusst, wie wichtig es ist, zu schlafen, bis ich versucht habe, ohne auszukommen. Sehen Sie mich an.«
    Sam sah ihm ins Gesicht.
    »Ich habe mich völlig verausgabt, weil ich diesem Dreckskerl auf die Schliche kommen wollte, aber er ist immer ausgeruht; plant in Ruhe seine nächsten Schritte und lacht sich tot. Wenn ich noch einmal die Chance
bekäme, würde ich darauf achten, dass ich auch ausgeruht bin, dann wäre ich vielleicht aufmerksamer und bereit, wenn es darauf ankommt.«
    Sam senkte den Blick, von Gewissensbissen angesichts seiner eigenen tiefen Müdigkeit geplagt.
    »Ich habe ein Zimmer, wo wir uns aufhalten können«, fuhr Zack fort. »Dort zahle ich bar, und niemand kümmert sich darum, unter welchem Namen wir dort wohnen.«
    »Wir?«, fragte Sam.
    »Der Kerl, der hinter alldem steckt, ist fertig mit mir«, erläuterte Zack. »Sie sind sein neues Spielzeug. Sie werden es mir vielleicht nicht glauben, aber ich will nicht, dass irgendjemand das Gleiche durchmachen muss wie ich und auch alles verliert. Ich tu, was ich kann, um zu helfen, aber unter einer Bedingung.«
    »Und die wäre?«
    »Sobald Ihre Familie in Sicherheit ist, bin ich der, der den Abzug drückt und diesen Dreckskerl zur Hölle schickt.«

23
    MaryAnn öffnete die Augen und sah erneut nichts als Dunkelheit. Das Geräusch der zuschnappenden Tür
wurde so rasch von den dicken Wänden geschluckt, dass es ihr vorkam wie in einem Traum.
    Sie griff sich vorsichtig an den Kopf und zuckte zusammen, als sie einen stechenden Schmerz in der Kopfhaut spürte. Sie strich ihr Haar glatt und stellte sich vor, es wäre die Hand ihrer Mutter.
    »Wer ist da?«, fragte eine Frauenstimme, kaum mehr als ein Flüstern.
    MaryAnn erstarrte. Es war jedenfalls nicht die Stimme ihrer Mutter.
    »Ich weiß, dass jemand hier ist«, fuhr die Stimme fort. »Ich habe gesehen, wie sie dich hereingeworfen haben.«
    MaryAnn schniefte und hatte Mühe, die Tränen zurückzuhalten.
    »Ich bin MaryAnn.«
    »Bist du allein?«
    »Ich … ich glaube schon.«
    »Wie bist du hierher gekommen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich war zu Hause im Bett und habe geschlafen, und dann … bin ich hier wieder aufgewacht.«
    Die Stimme der Frau wurde ein klein wenig sanfter.
    »Wie alt bist du?«
    »Dreizehn.«
    »Hast du sonst noch jemanden gesehen?«
    »Nein. Ich habe in einem anderen Raum jemanden schluchzen gehört, aber ich habe nicht gesehen, wer es war. Ich … ich denke, es könnte meine Mutter gewesen sein.«
    Die Stimme zögerte. »Sie weint schon seit Stunden. Ich glaube, sie ist ein bisschen verrückt geworden da
drin. Nicht dass ich ihr deswegen einen Vorwurf machen könnte.«
    »Wo sind wir?«
    »Ich weiß es nicht, mein Kind. Sie sind nicht besonders gesprächig, ich habe auch schon gefragt.«
    »Ich habe solche Angst«, sagte MaryAnn mit zittriger Stimme.
    »Ich weiß, Kleines«, redete ihr die Frau beruhigend zu. »Komm zu mir

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