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Die Stimme des Daemons

Die Stimme des Daemons

Titel: Die Stimme des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grant McKenzie
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herüber. Hier steht ein Klappbett mit zwei Decken. Nichts Besonderes, aber besser als der dreckige Boden.«
    MaryAnn rappelte sich hoch und ging langsam in die Richtung, aus der die Stimme kam. Als sie mit den Beinen gegen den Metallrahmen eines Armeefeldbetts stieß, griff sie hinunter und spürte zwei nackte Beine mit rauen Haarstoppeln auf der glatten Haut.
    Sie wich zurück.
    »Ist schon okay, Mädchen«, versicherte die Stimme. »Wir stecken da gemeinsam drin.«
    MaryAnn kämpfte gegen ihre Instinkte an, die ihr geboten, Fremden nicht zu vertrauen. Aber sie hatte solche Angst und vermisste ihre Mutter so sehr, dass sie sich schließlich auf das Bett setzte und sich mit dem Rücken an die Beine der Frau lehnte.
    Die Frau strich ihr übers Haar und redete ihr mit einer leisen melodischen Stimme zu. MaryAnn entspannte sich ein wenig, zog die Beine an und drückte sich noch enger an den warmen Körper der Frau.
    »Ruh dich erst einmal aus, Kleines«, sagte die Stimme. »Ich werde es nicht zulassen, dass dir jemand wehtut. Das verspreche ich dir.«

    Sie wurde von ihren Gefühlen überwältigt, und weinte sich in den Schlaf.

24
    Weder der Fahrer noch der Beifahrer genossen den Komfort der weichen Ledersitze des Mercedes, während sie versuchten, in dem Meer von beängstigenden Gedanken nicht unterzugehen.
    »Er will eine Million Dollar«, dachte Sam laut. »Weiß er denn nicht, dass ich ein Sicherheitsmann in einem Einkaufszentrum bin, verdammt?«
    »Von mir wollte er das Gleiche«, sagte Zack. »Ich dachte, ich könnte es auftreiben, aber ich hatte einfach nicht genug Zeit. Ich bekam den Großteil zusammen, indem ich alles verkaufte, was ich besaß … Wenn er mir doch nur ein bisschen mehr Zeit gegeben hätte …«
    Sam wandte sich ihm zu und betrachtete die dünne Gestalt. An Zacks Handgelenk war die Haut etwas heller, dort wo er normalerweise eine Uhr trug. Auch an den Fingern hatte er keinen Schmuck, nur einen schlichten goldenen Ehering, der auch bei einem teuren Juwelier nicht mehr als tausend Dollar gekostet hätte.
    »Was ist mit dem Wagen?«, fragte Sam. »Und mit dem Anzug?«

    Zacks Augen flammten zornig auf. »Ich wäre splitternackt zu ihm gelaufen, wenn ich dadurch meine Familie hätte retten können. Ich habe ihm den Wagen angeboten. Ich habe ihm das Geld geboten. Sogar mein Leben gegen das meiner Frau und meiner Tochter, aber es war ihm nicht genug.«
    Zacks Fingerknöchel traten weiß hervor, als er das Lenkrad noch fester umklammerte. »Wissen Sie, wie viel so ein Auto wert ist, wenn man schnell Geld braucht?«
    Sam zuckte mit den Achseln. Er hatte nie ein neues Auto besessen.
    »Gar nichts«, fuhr Zack wütend fort. »Die Freunde wollen es nicht, weil es nicht das allerneueste Modell ist. Die Diebe und die Läden, in denen sie illegal Teile verscherbeln, wollen es nicht, weil es billiger ist, eins zu stehlen. Ich habe ihm das Auto angeboten und gehofft, dass er den Wert mitrechnet. Er hat weder das Geld noch das Auto genommen.«
    Sam sah ihn verblüfft an. »Er hat das Geld nicht genommen?«
    »Hinten im Kofferraum liegen 750.000 Dollar in bar. Für mich ist es jetzt wertlos.«
    Sam sah über die Schulter zurück, und sein Blick bohrte sich durch den Rücksitz, als ihm ein erschreckend gewalttätiger Gedanke kam.
    »Sie brauchen mich nicht auszurauben«, sagte Zack, als hätte er Sams Gedanken gelesen. »Sie können es haben. Meine Familie ist tot, weil ich versagt habe. Wenn ich Ihnen helfen kann …« Seine Stimme brach.

    Sam war verblüfft. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Sagen Sie, dass Sie mir vertrauen.«
    Sam sah auf seinen Schoß hinunter, wo er geistesabwesend mit der einen Hand die andere drückte und kniff. Aber auch der Schmerz konnte ihn nicht wirklich davon überzeugen, dass er wach war und sich nicht in einem einzigen furchtbaren Albtraum befand.
    »Vertrauen bekommt man nicht geschenkt, man muss es sich verdienen«, sagte er schließlich.
    Der Mann hob eine Augenbraue. »Und das geht nicht mit einem Kofferraum voll Geld?«
    »Nein.«
    Zack überlegte einige Augenblicke. »Okay. Solange ich mir Ihr Vertrauen nicht erworben habe – wie wär’s, wenn Sie mir versprechen, dass Sie mir nicht die Kehle durchschneiden, sobald ich die Augen zumache?«
    »Wenn Sie mich anlügen oder wenn ich draufkomme, dass Sie in die Sache verwickelt sind, dann ist es egal, ob Sie schlafen oder wach sind.«
    Ein dünnes Lächeln huschte über Zacks Gesicht und vertrieb für einen Moment

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