Die Stimme des Daemons
dem Zimmer zu seiner Linken.
Der Raum, der früher vielleicht einmal steif und elegant gewirkt haben mochte, strahlte jetzt eine zwanglose Behaglichkeit aus. Auf dem Fußboden lagen Spielsachen herum, und man hatte das Gefühl, dass hier eine fröhliche Familie lebte. Doch dieses Glück war gerade zerstört worden, wie man am Gesicht der Frau ablesen konnte, die hier angespannt auf dem Sofa saß.
Sie forderte ihn mit einer Geste auf, sich auf einen Sessel ihr gegenüber zu setzen.
Die Frau hob ihren Blick, und Tränen strömten aus ihren rotgeränderten Augen. »Die Kinder sind bei meiner Mutter. Gleich um die Ecke. Sie … sie mussten jetzt aus dem Haus hinaus.«
»Es tut mir leid, dass ich so hereinplatze«, sagte Sam. »Es ist aber sehr wichtig, dass wir darüber sprechen.«
»Ich weiß nicht, wer diese Leute waren.«
»Was wollten sie von Ihnen?«, fragte Sam vorsichtig.
»Nichts von uns. Sie wollten mit Alan sprechen.«
»Haben sie ihn bedroht?«
»Ja. Sie haben gesagt, sie würden uns etwas antun … mir und den Kindern.« Sie drehte sich zur Seite und sah durch das vordere Fenster auf die ruhige Straße hinaus. Ihre Stimme wurde plötzlich unnatürlich ruhig. »Wenn sie meine Kinder angerührt hätten, dann hätte ich sie umgebracht. Es waren kräftige Männer, aber ich hätte sie …« Sie atmete scharf ein. »Ich habe nicht gewusst, dass ich so sein kann.«
»Wie viele Männer waren es?«
»Drei. Einer blieb bei mir. Einer hat auf Dorrie und Clay aufgepasst. Sie hatten Pistolen, aber sie ließen sie im Gürtel stecken.«
»Wer hat Ihren Mann angerufen?«
»Das war der dritte. Ich habe ihn nicht gesehen. Er kam hinter den beiden anderen herein und ging direkt in die Bibliothek meines Mannes. Er hat von da aus telefoniert. Uns drei haben sie hier drin festgehalten.«
»Haben Sie seine Stimme gehört?«
»Ja, aber nicht deutlich. Er klang sehr ruhig, eher leise. Ich habe nur hin und wieder ein Wort aufgeschnappt, als er Alan sagte, was er mit uns machen würde. Einmal hat er einem der Wächter gesagt, er soll mich dazu bringen, dass ich schreie. Ich … ich konnte fast nicht mehr aufhören. Ein paar Sekunden später hörte ich einen lauten Knall und ein Geräusch, wie wenn Glas bricht. Dann gingen die Männer weg, und ich lief sofort ans Telefon. Es war auf Freisprechen geschaltet; er wollte, dass ich die Geräusche höre. Da habe ich dann mit Ihnen gesprochen.«
»Haben Sie vielleicht die Stimme des Mannes erkannt? Ist sie Ihnen irgendwie bekannt vorgekommen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Es war eine ganz gewöhnliche Stimme, wie man sie überall hören kann.«
»Kein Akzent, kein Tonfall, der Sie an irgendwen erinnert?«
»Eine ganz gewöhnliche Stimme«, beharrte sie.
»Fällt Ihnen irgendjemand ein, der Ihrem Mann vielleicht schaden will?«
Mrs. Robertsons Augen blickten in die Ferne. »Alle lieben Alan. Manchmal bin ich sogar ein bisschen eifersüchtig.
« Sie lächelte. »Die Leute blühen richtig auf in seiner Nähe. Er ist so ein wunderbarer Mensch.«
Sam stieß einen frustrierten Laut aus. »Was ist mit den beiden Männern, die Sie bewacht haben. Ist Ihnen an ihnen irgendetwas bekannt vorgekommen?«
»Das waren einfach zwei große kräftige Männer. Sie trugen solche durchsichtigen Plastikmasken über dem Gesicht, die einen an Halloween ziemlich erschrecken können. Die Kinder haben sich jedenfalls sehr gefürchtet. Nur einer von ihnen hat gesprochen.«
»Was hat er gesagt?«
»Nur ganz banale Dinge. Dass wir ruhig bleiben sollen. Dass sein Boss mit Alan sprechen muss. Nur solche Sachen.«
»Hatte seine Stimme irgendetwas Bemerkenswertes an sich?«
»Eigentlich nicht. Er hatte jedenfalls keinen Akzent oder sonst etwas Auffälliges, aber ich hatte das Gefühl, dass er nicht besonders intelligent war. Ein Muskelpacket, aber wenig im Kopf.«
»Ist Ihnen denn überhaupt nichts an ihnen aufgefallen?«, fragte Sam verzweifelt. »Irgendeine Kleinigkeit?«
Die Frau sah Sam in die Augen und neigte den Kopf zur Seite. Jetzt erst schienen ihr sein mitgenommenes Gesicht und seine schmutzigen Kleider aufzufallen.
»Sie sind nicht von der Polizei«, sagte sie in plötzlicher Panik. »Wer sind Sie?«
»Sie haben meine Familie in ihrer Hand«, antwortete Sam rasch. »Meine Frau und meine Tochter. Ich muss sie finden.«
»Sind Sie ein Freund von Alan?«
»Wir gingen in dieselbe Highschool, aber wir haben uns nicht gekannt. Die Leute, die hier bei Ihnen im Haus waren, wollen
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