Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Stimme des Feuers

Titel: Die Stimme des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
weißer Haut, als sie jetzt unter die Bettdecken schlüpfte, um ihn zu erregen.
    Nach einer Weile stand Graelam auf, kleidete sich aus, ging ans Bett, hob die Kerze hoch und betrachtete seine Frau. Konnte er Dienwald de Fortenberry einen Vorwurf daraus machen, daß er sich von diesem scheinbar arglosen, zerbrechlichen Mädchen angesprochen fühlte? Er ging zu Bett, wobei er sich zwang, Abstand von ihr zu halten.
    Königin Eleanor saß im Solarium unter ihren plaudernden Damen. Aus dem Augenwinkel beobachtete sie Kassia de Moreton, und ein interessiertes Lächeln umspielte ihren Mund. Sie wurde erst recht aufmerksam, als Chandra de Vernon sich dem Mädchen näherte.
    Dann spitzte sie die Ohren. Lady Joanna, die Tochter des Grafen von Leicester, machte gerade eine höhnische Bemerkung.
    »Ihr hättet sie sehen sollen«, sagte Joanna zu Lady Louise de Sanson, »als sie damals in Wolffeton eintraf. Lord Graelam war entsetzt, aber natürlich konnte er nichts mehr ändern.«
    »Er hat sie geheiratet, als sie im Sterben lag?« fragte Louise.
    »Ja«, sagte Joanna. »Er zog vielleicht ein Gesicht, als das dürre kleine Ding ankam! Man konnte sie für einen schmutzigen Jungen halten! Ihre Haare waren ganz kurz!« Boshaft fügte sie hinzu: »Ihr seht ja selber, daß sich ihr Aussehen kaum verbessert hat!«
    Eleanor hielt es für richtig einzuschreiten. »Ich finde sie sehr hübsch«, sagte sie mit ihrer weichen, klaren Stimme. »Lord Graelam kann sich glücklich schätzen.«
    Im Flüsterton, der dennoch weit zu hören war, sagte Joanna: »Da ist er selbst aber anderer Ansicht, Eure Hoheit. Von Lady Blanche de Blasis, der Halbschwester seiner ersten Frau, erfuhr ich, daß Lady Kassia sogar einen Fluchtversuch unternommen hat. Das zeigt, daß er mit ihr kein gutes Los gezogen hat.«
    Plötzlich schlossen sich Chandras kräftige Finger um Kassias Arm. »Überlaßt mir diese Hexe!« sagte Chandra und ging dann auf die kleine Gruppe zu. »Ah, Lady Joanna, ich hörte, daß Ihr heiraten wolltet. Was für ein Pech, daß Euch der Bräutigam entschlüpfte!«
    Königin Eleanor verbarg ihr Lächeln hinter der vorgehaltenen Hand.
    Joanna hatte von Chandra bisher nur gehört und wunderte sich, daß sie eine bildschöne Frau war und keine wilde Amazone. »Mein Vater ist sehr froh darüber, daß ich Lord Graelam nicht geheiratet habe. Er wollte nicht, daß ich in Cornwall versauere.«
    »Dennoch muß es schrecklich peinlich für Euch gewesen sein, liebe Joanna«, sagte Chandra in vorgetäuschtem Mitleid. »Schon beim ersten Versuch abgewiesen zu werden!«
    »Graelam hatte keine Wahl«, erwiderte Joanna mit schriller Stimme. »Er war gezwungen, sie zu behalten!«
    Lautlos tauchte Kassia neben Chandra auf. Sie konnte sich doch nicht von Chandra verteidigen lassen, als wäre sie ein verschrecktes Mäuschen! »Doch, er hatte eine Wahl«, sagte sie. »Unsere Ehe war noch nicht vollzogen.«
    »Warum habt Ihr dann einen Fluchtversuch unternommen?« fragte Louise aufrichtig erstaunt.
    »Ich glaube«, sagte Kassia, »daß diese Behauptung von Lady Blanche aufgestellt wurde. Sie ist aber nicht wahr. Ich schulde meinem Mann ... Treue und werde ihm auch immer die Treue halten.«
    »Da hast du deine Meinung aber sehr geändert!« sagte Blanche. Warum quäle ich sie eigentlich immer? Habe ich soviel Angst davor, daß Graelam erfährt, ich war die Schuldige?
    Nein, so geht es nicht weiter, dachte Eleanor. Das Treffen drohte in einen allgemeinen Streit auszuarten. »Meine Damen, ich möchte Euch jetzt gern vom Hofleben auf Sizilien berichten und Euch einige der Schätze zeigen, die ich von dort mitgebracht habe.«
    »Kommt!« sagte Chandra leise zu Kassia. »Wenn ich noch länger hierbleibe, drehe ich Joanna entweder den dummen Hals um, oder ich breche Blanche den Arm!«
    »Warum habt Ihr mich überhaupt verteidigt?« wollte Kassia wissen. »Ihr kennt mich doch gar nicht!«
    »Das macht mein Gerechtigkeitssinn«, sagte Chandra. »Nach allem, was ich höre, ist Joanna ein gemeines, niederträchtiges Biest.«
    Bedächtig sagte Kassia: »Das hört sich so an, als hättet Ihr Graelam verziehen, was er Euch angetan hat.«
    »Also hat er es Euch erzählt, ja?«
    »Ja, ich habe ihn gestern abend danach gefragt. Er ist ein großer Bewunderer von Euch.«
    »Nun«, sagte Chandra nach einer Weile, »wenn wir geheiratet hätten, ist es fraglich, wer von uns beiden noch am Leben wäre! Graelam ist daran gewöhnt, alle zu beherrschen, die seiner Macht

Weitere Kostenlose Bücher