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Die Stimme des Feuers

Titel: Die Stimme des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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unterstehen.«
    »Ja«, sagte Kassia hilflos. »Seine Meinung über mich wird er wohl nie mehr ändern.« Sie biß sich auf die Lippe.
    »Begleitet mich!« sagte Chandra. »Ich möchte mehr über Euer Abenteuer hören.«
    Einige Zeit später beendete Kassia ihren Bericht mit den Worten: »... und deshalb kann ich es Dienwald nicht übelnehmen, daß er aus dem Verlies entflohen ist. Graelam hätte ihn bestimmt getötet. Und jetzt ist Blanche hier und hat immer noch diese verächtliche Einstellung mir gegenüber. Und ich kann nichts dagegen tun. Ich kann ihn nicht vom Gegenteil überzeugen!« Plötzlich platzte sie heraus: »Ja, wenn ich mehr von Eurer Art wäre, würde er mir wahr-scheinlich verzeihen. Zumindest würde er mir dann Glauben schenken, denn er rühmte Eure Ehrenhaftigkeit und Eure Aufrichtigkeit.«
    Lächelnd sagte Chandra zu Kassia: »Ich habe eine Idee. Kommt mit mir zum Schießplatz! Da zeige ich Euch, wie man mit Pfeil und Bogen umgeht.«

27
    »Du willst dich einmischen, und das gefällt mir nicht.«
    Lady Chandra schmiegte sich eng an ihren Mann. »Sie ist aber unschuldig, Jerval«, sagte sie. »Ich will ihr doch nur helfen.«
    »Ja, sie erregt bei jedem Menschen Beschützerinstinkte«, gab Jerval zu.
    »Das stimmt. Aber glaub nur nicht, daß sie ein zerbrechliches und hilfloses Blümchen ist! Mag sein, daß sie zu biegen ist, aber brechen läßt sie sich nicht. Wenn nur Graelam nicht so ein...«
    »... hochmütiger, zynischer, arroganter, mißtrauischer Bursche wäre!«
    »Genau. Du hättest sie heute nachmittag auf dem Schießplatz erleben sollen. Zuerst sah sie meinen Bogen an, als wäre er eine giftige Schlange. Aber schnell war sie darüber hinweg. Sie hat nicht viel körperliche Kraft. Dafür hat sie ein gutes Auge und eine ruhige Hand.«
    »Du willst sie also in eine Kriegerin verwandeln?«
    »Wenn du mich auslachst, Jerval, wirst du es bereuen! Ich schneide dir mit dem Dolch deinen...«
    »Schneide mir lieber nichts ab! Es wäre auch dein Verlust. Ich mache dir einen Vorschlag. Morgen spreche ich mit Graelam und dann auch mit Sir Guy de Blasis. Er scheint mir ein anständiger Kerl zu sein.«
    Chandra ließ sich in die Arme nehmen. »Ich möchte mal wissen, was Blanche ihrem Mann gesagt hat. Glaubst du, daß er die Wahrheit weiß?«
    Sir Guy wußte alles, was es über seine Frau zu wissen gab. Schon bevor er sie mit seinem Trick dazu gebracht hatte, ihn zu heiraten, war ihm klar gewesen, daß sie nur deshalb so scharf hinter Graelam her gewesen war, weil sie Angst um die Zukunft ihres Sohnes hatte. Doch nun war Evians Zukunft gesichert. Guy war sehr in sie verliebt. Sie war eine Frau voller Leidenschaft. Wenn sie ihn beschimpfte wie jetzt, lächelte er nur. Bei ihr langweilte man sich nie.
    »Ich denke nicht daran, mich schwängern zu lassen!«
    »Aber du bist es doch schon, meine Liebe«, sagte er freundlich, »und das wird sich auch nicht ändern. Erst wenn du mir zwei, drei Söhne geboren hast, gestatte ich dir wieder, bei Bedarf deinen Gifttrank zu schlucken.«
    »Ich will aber nicht häßlich werden und mit einem dicken Bauch rumlaufen! Und ich habe keine Lust, die Schmerzen bei der Entbindung zu erleiden!«
    »Blanche«, sagte er, über den kleinen Tisch zwischen ihnen gebeugt, »das mit den Schmerzen bei der Entbindung tut mir sehr leid. Wenn ich sie verhindern könnte, würde ich es tun. Aber da bin ich machtlos. Doch wenn du glaubst, daß du häßlich aussiehst, wenn du schwanger bist, bist du dumm. Du wirst erleben, daß meine Gefühle für dich dadurch nicht beeinträchtigt werden. Du bist meine Frau und meine Geliebte. Und dabei bleibt es. Du kannst dich darauf verlassen.«
    Sie sprang auf und stützte sich mit beiden Händen auf den Tisch. »Ich weiß, warum du mich geheiratet hast! Du liebst gar nicht mich, sondern dieses dürre, kleine Mädchen!«
    Guy lehnte sich zurück. »Endlich«, sagte er mit großer Genugtuung. »Endlich hast du es zugegeben.«
    »Ich? Nichts habe ich zugegeben! Was soll ich denn zugegeben haben?«
    »Na, daß du mich liebst. Das erwärmt mein Herz, Blanche. Begreifst du, daß du es jetzt nicht mehr nötig hast, Kassia mit unwahren Vorwürfen zu verfolgen?«
    Blanche schaute schweigend zu Boden.
    »Du bist bestimmt die sturste Frau in ganz England. Los, meine Liebe, schrei mich doch wenigstens an!«
    »Ich bin nicht stur! Und sie war mit diesem Biest Chandra de Vernon zusammen!«
    »Sind denn alle Damen bei Hofe gemeine Biester? Meine arme Liebste, das

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