Die Stimme des Feuers
sie zur Tür.
Er erwischte sie, faßte sie um die Taille und wirbelte sie herum. Seine Finger gruben sich in ihre weiche Haut. Doch sie gab keinen Laut von sich. Wie betäubt starrte sie auf seine behaarte Brust und wartete ab.
Mit Hohn in der Stimme fragte er sie leise: »Wenn ich mich jetzt zwischen deine schönen Beine lege, bist du dann wieder warm und empfangsbereit?«
Sie schüttelte nur stumm den Kopf.
Er verkrallte die Finger in ihren Haaren. »Wirst du wieder vor Wonne schreien, noch bevor ich in dich hineinstoße?«
Endlich fand sie die Stimme wieder. »Willst du mich schlagen?« fragte sie.
»Verdient hättest du es«, antwortete er. Sein Blick fiel auf ihre runden, weißen Brüste. »Aber ich tue es nicht.«
Sie begann zu zittern. »Willst du mich mit Gewalt nehmen? Mich vergewaltigen, wie du es mit der armen Mary getan hast?«
»Warum nicht?« sagte er barsch. »Ich kann mit dir alles tun, was ich will. Du bist meine Frau.«
»Graelam«, flüsterte sie und versuchte sich seinen zudringlichen Händen zu entziehen, »bitte tu mir nicht weh!«
Er hob sie hoch und trug sie zum Bett. »Nein, ich tu' dir nicht weh, aber dein Vergnügen sollst du auch nicht haben.« Er legte sie auf den Bauch und zwang ihre Beine auseinander. Sie hörte seinen stoßweisen Atem und schloß die Augen, auf eine neue Demütigung gefaßt. Sie wußte, daß er sie gierig anschaute. Als seine Finger ihren Schoß abtasteten, begann sie wieder zu zittern und stieß einen leisen Schrei aus. Plötzlich ließ er sie los.
»Geh schlafen!« sagte er brüsk. »Ich will dich nicht haben.«
Sie rollte sich zusammen und zog die Bettdecken bis ans Kinn.
Gerade war sie fest eingeschlafen, da fing sie leise zu stöhnen an. Herrliche Gefühle ließen ihre Beine beben. Tief in ihr wuchs unaufhaltsam ein wachsendes Gefühl der Lust. Sie spürte seinen Mund heiß und feucht auf ihrem. Er küßte und liebkoste sie. Vergessen war der Gedanke an Demütigung, vergessen war der Schlaf.
Er nahm sie, und ihr Körper schien sich in einem Sturzbach wonnevoller Gefühle aufzulösen.
Danach war sie tief befriedigt. Doch ihre verwirrten Gedanken kamen nicht zur Ruhe. Wie konnte sie ihm nur so gern nachgeben -nach allem, was er gesagt und getan hatte? Ich bin ein ganz dummes Ding, dachte sie.
28
Kassia nahm von Evian den nächsten Pfeil entgegen. Der schwere Mantel störte sie, aber das war nicht zu ändern. Sie legte den Pfeil auf die Sehne und zog sie mit gekrümmten Fingern an die Wange. Den Blick fest auf die Zielscheibe geheftet, ließ sie die Sehne schwirren. Zu ihrer unermeßlichen Freude hörte sie den Aufprall und sah, daß der Pfeil fest im Stroh der Scheibe saß.
»Ein guter Schuß, Mylady!« rief Evian. Sie hatte die Scheibe auf sechs Meter Entfernung getroffen.
»Ich habe schon Fortschritte gemacht, nicht wahr?« fragte sie mit blitzenden Augen. Der Knappe nickte begeistert. Kassia sah, daß er vor Kälte zitterte. »Oh, Evian«, sagte sie. »Du frierst! Wir machen Schluß.«
»Nein, Mylady«, sagte er mit fester Stimme. »Ihr habt noch sechs Pfeile zu verschießen, und wir haben nicht mehr lange Tageslicht.« Er reichte ihr den nächsten Pfeil.
Rolfe wanderte durch die kahlen Apfelbäume und rieb sich über die Arme. Beim Teufel, es war kalt geworden! Dann blieb er stehen und sah zu, wie Kassia drei Pfeile abschoß. Alle drei landeten auf der Zielscheibe, einer sogar dicht am dunkelblauen Zentrum. Er erinnerte sich, wie Kassia ihn auf der Rückreise aus London angesprochen hatte. Mit unsicherem Lächeln dachte er an den Schreck, den ihm ihre Worte eingejagt hatten.
»Rolfe«, hatte sie gesagt, »ich möchte, daß du mir das Bogenschießen beibringst!« Er hätte laut darüber gelacht, wenn er nicht den flehenden Blick in ihren Augen gesehen hätte. Er war ja nicht dumm, er verstand sofort. Seine junge Herrin hatte die stolze Lady Chandra in London kennengelernt und ihr mit den anderen Edelleuten bei ihrem Wettkampf mit dem König zugeschaut.
»Warum«, fragte er sanft, »wollt ihr eine Männerkunst erlernen, Mylady?«
Sie senkte die Lider. Dann reckte sie entschlossen das kleine Kinn und sagte: »Ich will mich vervollkommnen.«
Er überlegte längere Zeit. »Eine Lady wie Ihr ist vollkommen. Ihr führt einen großen Haushalt, Ihr helft Blount mit den Kontobüchern - ja, er hat es mir gesagt Ihr sorgt für Mahlzeiten, die uns großartig schmecken. Und Ihr spielt fabelhaft Schach.«
»Das ist nicht genug«, sagte sie
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