Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Stimme des Feuers

Titel: Die Stimme des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
eines Tages zu meinem Ritter machen. Gefällt dir das, Junge?«
    »Ja, Mylord«, sagte Evian. Er betrachtete Lord Graelam aus intelligenten Augen und war von diesem Augenblick an sein Sklave.
    »Meine Frau, Lady Kassia, hast du schon kennengelernt?«
    Evian nickte, und sein Blick richtete sich auf Kassia.
    »Du sollst mir willkommen sein, Evian«, sagte sie.
    »Ich bin fast so groß wie Ihr, Mylady«, sagte Evian keck.
    »Ja, und in ein, zwei Jahren muß ich schon zu dir aufsehen.«
    Blanche faßte nach der Hand ihres Sohnes. »Er kann in meiner Kammer schlafen.«
    »Nein, Blanche. Guy, komm her und begrüße meinen neuen Knappen! Der Junge wird vor meinem Zimmer auf einer Strohschütte schlafen und die Mahlzeiten mit meinen Männern einnehmen.«
    »Evian, ich habe mit dir zu sprechen!« sagte Blanche.
    Der Knabe sah seine Mutter unangenehm berührt an. Er hatte es nicht gern, wenn sie ihn wie ein kleines Kind behandelte.
    »Nein, laß ihn jetzt, Blanche!« sagte Graelam zu Evians großer Erleichterung. »Verhätscheln kannst du ihn später.« Er wandte sich an Louis. »Kommt und trinkt ein Bier! Eure Männer auch. Nan, Bier her!«
    »Er ist ein guter Junge«, sagte Graelam abends zu Blanche. »Dein Vetter hat ihn gut erzogen, aber jetzt braucht er die Gesellschaft von Männern.«
    Blanche zwang sich zu einem heiteren Lächeln. Graelam mochte
    ihren Sohn also, wie sie es gehofft hatte. Aber es war zu spät. Wie schade, daß Nan nicht noch mehr giftige Kräuter unter seinen Eintopf gemischt hatte! Blanche wußte, daß das Mädchen es gewesen war. Denn Nan hatte, als sie sich unbeobachtet glaubte, ein selbstzufriedenes, triumphierendes Lächeln nicht unterdrücken können. Eifersucht ist etwas Schreckliches, dachte Blanche. Sie haßte sich selber dafür und machte sich innerlich Vorwürfe.
    Kassia sah mit an, wie Graelam sich mit Blanche unterhielt und ärgerte sich darüber. Anders als sie war Blanche mit dem vollentwickelten, wohlgerundeten Körper einer richtigen Frau ausgestattet, und ihre langen dunklen Haare glänzten im Kerzenlicht.
    »Ihr hängt trüben Gedanken nach?«
    Kassia drehte sich um. Es war Guy. »Blanche ist eine sehr schöne Frau«, sagte sie aufrichtig.
    »Das stimmt«, bestätigte Guy genauso ehrlich. »Aber das braucht Euch wirklich nicht zu bekümmern. Lord Graelam hätte sie heiraten können, wenn er es gewünscht hätte.«
    Kassia lächelte traurig. »Ich glaube, Mylord hätte jede Frau heiraten können, die er gewollt hätte.«
    Nachdenklich sagte Guy: »Lord Graelam hat im Heiligen Land viel Elend erlebt. Krankheit, Hungersnot und blutige Schlachten. Es schien kein Ende zu nehmen. Aber es hat ihn nie wirklich berührt. Erst als er in Belleterre aus Eurem Zimmer kam und glaubte, daß Ihr sterben müßtet, sah ich sein Gesicht vor Kummer verzerrt. Ihr habt ihn gerührt wie niemand sonst - ob Mann oder Frau, Mylord ist kein besonders netter Mann, und doch behandelt er Euch immer freundlich und fürsorglich. Als Ihr von dem Essen krank wurdet, war er verzweifelt.« Nach einer Pause fuhr er vorsichtig fort: »Lord Graelam ist auch ein sehr leidenschaftlicher Mann. Dennoch stellt er seine eigenen Bedürfnisse hinter die Sorge um Euer Wohlergehen zurück.«
    »Aber jetzt bin ich doch wieder gesund!« rief Kassia und wurde gleich darauf blutrot, weil sie ihre Zunge nicht im Zaum gehalten hatte.
    Guy grinste sie fröhlich an und hob seinen Kelch. Dann sagte er: »Euer edler Gatte kommt, Mylady.«
    Sie sah in diesem Augenblick so sehr wie ein ungezogenes Kind aus, daß Graelam laut lachen mußte.
    »Ich habe von Euren... Vorzügen gesprochen, Mylord«, sagte
    Guy liebenswürdig. Graelams Blick fiel auf ihren Teller. Eine steile Falte erschien zwischen seinen Brauen. »Was hast du gegessen, Kassia?«
    Kassia, die Fisch, Huhn und Obst verzehrt hatte, schüttelte nur den Kopf. »Ich habe wie ein Vielfraß zugelangt«, sagte sie. »Darf ich Euch jetzt vorlegen?«
    Er nickte und nahm neben ihr Platz. »Dieser Knabe Evian«, sagte er zu Guy, »wir müssen ihn abhärten.«
    »Der Knabe scheint willig zu sein«, sagte Guy, »nur seine Mutter würde ihn wohl lieber zu einem Schoßhündchen erziehen.«
    Graelam brummte nur. Danach wandte sich das Gespräch de Fortenberry zu, dessen Überfälle sich ihren Grenzen näherten. Kassia hatte den Eindruck, daß Graelam darauf brannte, mit diesem Mann die Schwerter zu messen. In der Tat hoffte er, de Fortenberry würde einige der weiter draußen liegenden Pachthöfe

Weitere Kostenlose Bücher