Die Stimme des Feuers
gewesen, wie sie ihr hatte weismachen wollen.
Da hörte sie die Stimme ihres Mannes. »Du siehst so nachdenklich aus.«
Kassia errötete vor Verlegenheit. »Oh, ich habe nur ...«
Graelam umfaßte ihr Kinn. »Wenn ich dir drohe, dich zu schlagen, erzählst du mir dann, worüber du eben nachgedacht hast?«
Sie lächelte und rieb die Wange an seiner Hand. »Ich dachte an Wolle, Mylord! Einfach an reine Wolle!«
Er küßte sie leicht auf den Mund. »Auch meine Gedanken waren einfach und rein.«
Sie kicherte frech. »Das glaube ich nicht. Vielleicht habt Ihr einfache Gedanken, aber bestimmt keine reinen!«
»Vielleicht sollte ich dich wirklich schlagen«, sagte Graelam nachdenklich. »Ein Mann wünscht sich keine unverschämte Frau.«
»Seht her, eine gehorsame Frau!« rief Kassia und versank vor ihm in einem tiefen Knicks. Graelam mußte lächeln.
Als sie von der Burg in südlicher Richtung entlang der Küstenstraße ritten, verharrte er in Schweigen. Nie zuvor hatte er einem Liebesakt mit so wenig Leidenschaft und so vielen Überlegungen entgegengesehen. Die Straße wurde bergab rauher, wurde dann wieder eben und schwang zum Klippenrand hinüber. Zu Kassias Überraschung verließ Graelam die Straße, ließ Dämon nur noch im Schritt gehen und verschwand für einen Augenblick hinter den Klippen. Sie folgte ihm, ohne eine Frage zu stellen, und sah
nun, daß ein ausgetretener Fußweg von den Klippen zum Strand hinunterführte.
Als sie auf dem Kiesstrand ankamen, tat Kassia angenehm überrascht einen tiefen Atemzug. »O wie schön!« rief sie und glitt von Bluebells Rücken.
Der Strand bildete einen weiten Halbkreis. Die überhängenden Klippen verbargen ihn vor Blicken von oben. Graelam band Dämon und Bluebell an langen Leinen fest, und Kassia wanderte am Strand entlang.
Graelam kam hinter ihr her. »Das war ganz alleine mein Strand, als ich noch ein Junge war«, sagte er.
»Hier ist es so friedlich«, sagte sie.
»Ich freue mich, daß er dir gefällt.«
»Wir hätten Brot und Wein mitbringen sollen.«
»Kassia«, fragte er plötzlich, »wie fühlst du dich?«
»Mylord«, sagte sie mit leisem Vorwurf in der Stimme, »ich bin so gesund wie meine dicke Bluebell. Ihr braucht Euch in Zukunft um mich keine Sorgen mehr zu machen!«
»Bist du wund?«
»Wund?«
»Von heute nacht.«
»Oh!« Sie drückte die Hände an die Wangen und schüttelte den Kopf.
»Wie gesagt«, fuhr Graelam ruhig fort, »dies ist ein ganz verschwiegener Ort. Hier stört uns niemand.«
Sie war aufs äußerste verblüfft. »Ihr wollt... Euch jetzt mit mir paaren?«
»Ja«, sagte er knapp.
»Aber es ist heller Tag! Man kann uns sehen .., Nein, das könnt Ihr nicht tun!«
»Pst, Kassia«, sagte er. »Komm her!«
Sie hatte nicht damit gerechnet, daß ihr Mann schon so bald wieder nach ihr verlangen würde. Er schloß sie in die Arme und zog sie eng an sich. »Warum sagst du das?« fragte er.
»Ich weiß, Ihr werdet mich auslachen«, flüsterte sie und spürte eine eigentümliche Sehnsucht. »Ich habe nicht gedacht, daß man das so häufig tut. Ich dachte, man tut es nur einmal, um ein Kind zu zeugen.«
Er sah sie verblüfft an. Dann drückte er sie so heftig an sich, daß
sie aufschrie. »Gewöhnlich muß man sich ganz schön anstrengen, um ein Kind zu zeugen, Kassia. Aber die meisten Männer tun es gem. Und nun liegt es an mir, dich dazu zu bringen, daß du es ebenso oft tun willst wie ich.«
Sie stand regungslos an ihn gelehnt, und es war ihr peinlich, daß er mit den Händen über den Rücken strich und sie dann um ihr Gesäß legte. Da sie sich jetzt schon ein wenig mit den Wünschen der Männer auskannte, erkannte sie an dem steifen Glied, das er an ihren Bauch preßte, daß er sie haben wollte. Ihr fiel ein, wie Blanche sie damit ärgern wollte, daß sie gesagt hatte, Graelam schlafe auch mit anderen Frauen. Wenn ein Mann immer so scharf darauf war, benutzte er dann eine Frau, jede Frau nur als Objekt seiner Lust?
Graelam ließ sie los, breitete zwei dicke Decken auf dem Boden aus und strich sie glatt.
Noch nie bin ich an diese Sache mit so wenig Begeisterung herangegangen, dachte Graelam wieder. Kassia hatte auf seine Annäherung nicht reagiert. Er knirschte mit den Zähnen. Wenigstens würde sie ihm kein Vergnügen vortäuschen. Wenn sie Lust dabei empfand, war es echte Lust. Geduld, ermahnte er sich.
Er setzte sich auf die Decken und klopfte auf den Platz neben ihm. Sie ließ sich nieder. Zuerst rührte er sie nicht
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