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Die Stimme des Feuers

Titel: Die Stimme des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Fäuste hielten ihn nicht davon ab, in voller Länge in sie einzudringen. Dann warf er sich auf sie, nahm ihren Kopf in beide Hände und stieß ihr die Zunge in den Mund. Er schmeckte das Salz ihrer Tränen und stutzte einen Augenblick. Aber seine Erregung war so groß, daß er weiter in sie stieß, bis sich seine Sinne verwirrten und er seinen Samen in sie entleerte.
    Es war ihr jammervolles Stöhnen, das ihn schließlich zur Besinnung brachte. Er richtete sich auf und sah auf sie hinab. Sie hatte die Augen fest geschlossen, und die dichten Wimpern lagen tränenfeucht auf den Wangen.
    Auch er schloß für kurze Zeit die Augen, als wollte er das Schreckliche, das er ihr angetan hatte, aus dem Gedächtnis bannen. »Kassia!« flüsterte er rauh. Er zog sich aus ihr zurück, sah sie krampfhaft zittern und schloß sie in die Arme. Sie lag jetzt völlig unbeweglich und rührte sich auch nicht, als er ihr die Locken aus der Stirn strich.
    »Mach die Augen auf, Kassia! Verdammt, sieh mich an!«
    Sie riß die Augen weit auf, aber ihr Blick ging durch ihn hindurch, und da ahnte er, was sie von ihm dachte.
    »Hör auf!« schrie er und rüttelte sie an den Schultern. Sie leistete keinen Widerstand. Zum erstenmal in seinem Leben kam er sich wie ein elender Schurke vor, wie ein verächtlicher Rohling, der sich an einem Wesen vergriffen hatte, das nicht mal halb so stark war wie er. »Kassia«, murmelte er und vergrub den Kopf in ihren Haaren.
    »Du hast mir weh getan.«
    Beim Klang der leisen, verzweifelten Stimme warf er den Kopf hoch. Sie sah ihn an wie ein Kind, das nicht begreift, warum es vom Vater geschlagen wurde.
    »Du hast mir versprochen, du würdest mir nie mehr weh tun. Du hast mich angelogen.«
    Er wollte sie um Verzeihung bitten, aber die Worte blieben ihm im Hals stecken. Dann fuhren ihm Erinnerungen an seinen Vater durch den Kopf. Der hatte ihm doch gesagt, daß eine Frau ihrem Ehemann gehört, daß er mit ihr tun kann, was ihm beliebt. Eine Frau hatte keinen eigenen Willen zu haben. Sie lebte nur durch ihren Mann und ihre Kinder.
    »Du hast mir gesagt, daß eine Ehefrau ein besseres Leben führt als ein Hund. Du hast mir gesagt, daß das Leben einer Ehefrau seine Vorteile hat.« Und mit großer Deutlichkeit fügte sie hinzu: »Ich möchte lieber ein Hund sein.«
    »Das kannst du dir nicht auswählen!« sagte er scharf. »Du bist, als was dich Gott erschaffen hat.«
    Sie rückte von ihm ab, und er ließ sie los. Dann ordnete sie ihre Kleider und stand auf. »Darf ich jetzt mit deiner Erlaubnis gehen, Mylord? Ich muß mich um das Essen kümmern. Ich möchte nicht, daß du damit unzufrieden bist.«
    Von Schuldgefühlen zerrissen, sah er sie verzweifelt an. »Geh!« sagte er brüsk. Wortlos tat sie es.
    Graelam schloß die Augen. Er sah den Grafen von Drexel vor sich, dem er einmal als Knappe gedient hatte. Noch als sehr jungen Mann hatte ihn der Graf zum Ritter geschlagen, weil ihm Graelam in der Schlacht bei Evesham das Leben gerettet hatte. Nach der Schlacht hatte er ihm wie gewohnt aufgewartet und miterlebt, wie sich die Blutgier des Grafen in sexuelle Gier verwandelte. Das war nicht weiter überraschend für Graelam, denn er hatte schon früher gesehen, daß sein Lord die Frauen zu nehmen pflegte, ob sie wollten oder nicht.
    Das Bauernmädchen hatte sich gesträubt und laut geschrien. Der Graf lachte nur und schlug sie, bis sie das Bewußtsein verlor. »Das ist das einzige, wofür Weiber gut sind, mein Junge, für das Vergnügen des Mannes. Das dumme Mädel war nicht mal mehr Jungfrau.« Er, Graelam, hatte damals nur verdattert den Kopf geschüttelt. Der dicke Priester, der bei ihnen war, hatte nichts gesagt. Unter den Kirchenprälaten wurden noch Debatten darüber geführt, ob eine
    Frau eine Seele habe oder nicht. Warum, dachte Graelam, komme ich mir dann jetzt so verächtlich wie ein blindwütiges wildes Tier vor?
    Warum war ihm, als hätte er etwas Köstliches zerstört, als hätte er mutwillig eine seltene Blume zertreten, bevor sie noch erblüht war?
    Langsam wie ein alter Mann stand er auf und brachte seine Kleider in Ordnung. An seinem Glied war Blut. Leise fluchte er.
    Blanche lächelte und sagte fröhlich zu Guy, dessen Gesicht wie aus Stein gemeißelt war: »Es ist eine Schande, nicht wahr, Sir Guy?«
    »Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht«, sagte er kalt, ohne ihr einen Blick zu gönnen.
    Sie lachte. »Ach, wie schade! Dann habt Ihr wohl ihr Geschrei nicht gehört? Seht sie Euch doch jetzt mal an!

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