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Die Stimme des Feuers

Titel: Die Stimme des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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»wirst du mich jetzt anbetteln, dich zu nehmen, meine Gattin? Du weißt, du mußt mich anflehen.«
    »Ich hasse dich«, flüsterte sie.
    Er warf den Kopf zurück und lachte herzlich.
    Sie fühlte sich so erniedrigt, daß sie jede Beherrschung verlor. Un-geachtet ihrer Nacktheit sprang sie aus dem Bett, stürzte sich auf ihn und trommelte mit den Fäusten an seine Brust.
    Mühelos fing er ihre Hände ein. Flüsternd verhöhnte er sie: »Du mußt mich bei Gelegenheit daran erinnern, daß ich dir sage, wo man einem Mann weh tun kann, Kassia!«
    »Ich hasse dich!« schrie sie ihn an. »Du bist grausam, du bist ein Tier! Ich werde dir weh tun!«
    »O nein, mein Weib. Ein Besitzstück kann seinem Herrn nichts antun.« Und mit kalter, gleichgültiger Stimme ordnete er an: »Ich will jetzt frühstücken. Zieh dich an und kümmere dich darum!«
    Kassia machte einen Ausritt mit Blanche. Unterwegs zwang sie sich verzweifelt, heiter zu erscheinen, und plapperte munter drauflos. Bis sie Blanches mitleidsvolle Miene sah. Von da an schwieg sie.
    Blanche ist ein Segen für mich, dachte Kassia, auch wenn ich nicht weiß, was diesen Wechsel in ihrer Einstellung verursacht hat. Für die Idee des morgendlichen Ausritts war sie ihr aufrichtig dankbar. Sie wollte nichts als weg von Wolffeton, und sei es auch nur für kurze Zeit.
    Schließlich brach Kassia ihr Schweigen. »Evian ist ein netter junge«, sagte sie. »Jetzt haben ihn die Männer unter ihre Fittiche genommen.«
    »Er verehrt Graelam«, sagte Blanche. »Es ist ein herrlicher Morgen, nicht wahr? Und das Meer ist so still. Es erinnert mich an poliertes Glas.«
    »Ja«, sagte Kassia knapp. »Laß uns weiter ostwärts reiten! Wir sind immer noch auf Wolffeton-Land. Hier kann uns niemand gefährlich werden.«
    »Ich mache mir nur Gedanken, weil wir ohne Erlaubnis deines Gatten weggeritten sind. Ich möchte ihn nicht erzürnen.«
    Er ist immer zornig, ganz gleich, was ich tue, dachte Kassia düster.
    Dienwald de Fortenberry saß lässig auf seinem Zelter und beobachtete mit Ruhe die beiden näherkommenden Reiterinnen. Blanche hatte er gleich erkannt. Jetzt war seine Aufmerksamkeit auf die andere gerichtet. Sie trug einen weiten Mantel. Eine Kapuze bedeckte ihr Haar.
    Kein Mann, der für seine Frau etwas übrig hatte, würde sie ohne
    Begleitschutz ausreiten lassen, auch nicht auf seinem eigenen Gebiet. Aber Blanche hatte ihm erklärt, daß sie ein zänkisches Weib sei, verzogen und mürrisch. Lord Graelam würde froh sein, sie loszuwerden. Man habe ihn durch eine List zur Heirat verlockt und ihn gezwungen, die Ehe anzuerkennen. Ich werde das Spiel nach Blanches Regeln spielen, dachte Dienwald.
    Einige Minuten später winkte er seinen beiden Männern. Sie lösten sich aus der Deckung unter den Bäumen und ritten den beiden Frauen entgegen.
    Kassia sah die Männer kommen und war einen Augenblick lang beunruhigt. Als der Mann an der Spitze, der vornehm gekleidet war, ihnen zuwinkte, brachte sie Bluebell zum Stehen.
    Jetzt kam er ihnen näher, und sie erkannte, daß sie sich geirrt hatte. Aus seinen schmalen Augen sprach ein grausamer Charakter. »Blanche!« rief sie krächzend. »Wir müssen fliehen!«
    Sie riß Bluebell herum und grub der Stute die Hacken in die Weichen. Wie konnte sie nur so eine Dummheit begehen? Ohne Begleitschutz auszureiten!
    Dann sah sie einen Schatten neben sich. Sie wollte mit Bluebell zur anderen Seite ausbrechen, aber dort ritt Blanche dicht neben ihr. Der Mann packte sie um den Leib und hob sie mühelos aus dem Sattel. Sie schrie, wehrte sich, trat um sich und fuchtelte mit den Händen vor seinem Gesicht herum. »Halt, Mylady!« sagte er und schüttelte sie. »Wenn Ihr nicht aufhört, Euch zu sträuben, lege ich Euch mit dem Gesicht nach unten auf den Sattel.«
    Kassia stellte ihre Gegenwehr ein. Sie sah, wie die beiden anderen Männer Blanche bedrängten.
    Der Mann, der sie gefangenhielt, riß sein Pferd herum und schrie den beiden anderen zu, Blanche zu ihm zu bringen.
    »Wer seid Ihr? Was wollt Ihr von mir?«
    Dienwald antwortete nicht, sondern spornte sein Pferd nur zu größerem Tempo an. Zwanzig Minuten lang ritten sie weiter ostwärts. Dann gebot er seinen Männern zu halten. Kassia war starr vor Angst.
    Er sprang mit ihr in den Armen aus dem Sattel, als wöge sie nicht mehr als eine Feder, und half ihr dann auf die Beine. »Ihr bleibt hier, Mylady«, sagte er in scharfem, kaltem Ton. »Wenn Ihr auszurücken versucht, schlage ich Euch, bis Ihr

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