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Die Strafe des Seth

Die Strafe des Seth

Titel: Die Strafe des Seth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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herauskommst. Zudem werde ich mich sofort zum Palast begeben und den Pharao um eine Audienz bitten. Ich bin der Hohepriester des Amun-Re. Ich bin ein einflussreicher und mächtiger Mann. Vielleicht bin ich sogar einflussreicher und mächtiger als der Wesir. Ramses-Sethherchepeschef wird mich anhören
müssen

    Amunhotep schmunzelte. »Ja, das sollte er tun, doch vergiss nicht, du bist auch mein Vater.«
    Verächtlich sog Nesamun die Luft ein und stieß sie wieder aus. Dann erhob er sich mühsam von seinem Platz und griff mit der Rechten nach seinem Amtsstab. Mit der Linken umfasste er den Arm seines Sohnes, der neben ihn getreten war und ihm beim Aufstehen half.
    »Wenn Ramses-Sethherchepeschef es auf einen Machtkampf ankommen lassen will, soll er es versuchen. Theben ist stark und mächtig, und ich bin es auch!« Nesamun nahm seinen Sohn in die Arme und drückte ihn fest an seine Brust. »Ich schicke dir heute noch deinen Sohn. Er fragt schon ständig nach dir und Meritusir.« Beschämt wich Nesamun dem Blick seines Sohnes aus. »Ich habe es nicht fertiggebracht, Usirhotep zu sagen, dass seine Mutter nicht mehr zurückkehrt. Bitte vergib mir meine Feigheit. Du wirst es ihm selbst erklären müssen.« Er wandte sich um und humpelte zur Tür hinaus.
    Auf direktem Weg begab er sich zum Palast. Der Oberste königliche Schreiber teilte ihm mit, dass der Pharao ihm keine Audienz mehr gewähren könne, da er bereits am morgigen Tag seine Reise in den Süden fortsetzen würde.
    Enttäuscht kehrte Nesamun nach Opet-sut zurück und verfasste eigenhändig einen Brief an Ramses-Sethherchepeschef, den er ihm noch am selben Tag zustellen ließ.
    Ramses-Sethherchepeschef nahm das Schreiben zur Kenntnis, tobte und zerriss es aufgebracht in tausend Stücke.

DREIUNDZWANZIG
     
     
     
     
     
     
     
    Pünktlich zum Fest von Opet kehrte der Pharao nach Theben zurück, um am neunzehnten Tag des zweiten Monats der Überschwemmung den Großen Gott Amun-Re in seinem Heiligtum zu begrüßen und anschließend die Prozession von Opet-sut nach Opet-resut anzuführen.
    Kurz vor Ende des siebenundzwanzig Tage dauernden Festes war die Trauerzeit um Meritusir dann verstrichen.
    Höflich bat Amunhotep in einem Schreiben, seine Gemahlin symbolisch in ihrem gemeinsamen Haus für die Ewigkeit im Königstal beisetzen zu dürfen.
    Als der Wesir dem König die Bitte des ehemaligen Hohepriesters vortrug, verfinsterte sich Ramses-Sethherchepeschefs Gesicht. Er wollte schon seine Zustimmung verweigern, überlegte es sich und stimmte um Meritusirs Willen zu.
    »Warum stellst du Amunhotep nicht vor ein Gericht, um ihn für den Mord an seiner Gemahlin bestrafen zu lassen?«, wollte Senbi wissen.
    »Das geht dich nichts an«, knurrte Ramses-Sethherchepeschef und warf ihm einen missmutigen Blick zu. »Er würde nicht schuldig gesprochen werden, wenn Priester der obersten Grade als Beisitzer eingesetzt sind. Und diese stehen Amunhotep aufgrund seiner früheren Ämter zu.«
    Verständnislos sah Senbi ihn an. »Warum sollten Priester ihn nicht für schuldig befinden?«
    »Weil Amunhotep seine Frau nicht getötet hat«, brummte Ramses-Sethherchepeschef. »Ich weiß, dass du das nicht verstehst. Es gibt Dinge, die selbst dem Wesir verschlossen bleiben.«
    »Gut, Majestät«, erwiderte Senbi schulterzuckend. »Doch wenn ich mich nicht gänzlich täusche, suchst du nach einem triftigen Grund, um dich des Priesters und seines Balges zu entledigen.«
    Fragend blickte Ramses-Sethherchepeschef ihn an. »Warum sollte ich mich seines Sohnes entledigen wollen?«
    »Weil er ein Teil von Amunhotep ist, und weil du hoffst, dich mit dieser Priesterin zumindest im Schönen Westen vereinigen zu können.«
    Zweifelnd zog Ramses-Sethherchepeschef die Augenbrauen in die Höhe. »Diese Überlegung verstehe ich nicht«, gab er ehrlich zu.
    »Meritusir ist verschwunden«, hob Senbi an. »Meiner Meinung nach ist sie tot, ermordet durch die Hand ihres eigenen Mannes ...«
    »Nein, das glaube ich nicht«, fiel der Pharao ihm ins Wort.
    »Wie dem auch sei, Majestät«, winkte Senbi ab. »Egal, ob sie nun von einem Löwen oder von ihrem Mann getötet wurde. Du wirst sie erst im Reich des Osiris wiedersehen. Erst wenn auch du gestorben bist, kann sie dir gehören. Doch ich bezweifle, dass sie sich dir in die Arme werfen wird. Verzeih, Majestät, wenn ich dir das so unverblümt sage. Meritusir wird im Schönen Westen auf ihren Mann und ihren Sohn warten. Somit steht fest, dass Amunhoteps

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