Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Strafe - The Memory Collector

Titel: Die Strafe - The Memory Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
Vom Netzwerk:
Wort: Betrügerin.
    Auf einmal wurde ihr so einiges klar. Die Tatsache, dass es immer kalt und dunkel im Haus und Misty nur selten anzutreffen war. Das Zögern, wenn es um Details des Familienlebens ging. Das fehlende Interesse der Frau daran, wie Seth mit den Ereignissen zurechtkam.
    Denn Seth war dieser Frau völlig gleichgültig.
    Jos Herzschlag beschleunigte sich. Der Streifenwagen war nicht mehr da. Auch Tina und ihr Freund waren fort. Sie war auf sich allein gestellt.
    Leise faltete sie das Foto zusammen und schob es vorn in den Hosenbund. Dann erhob sie sich und drehte sich um.
    Keine zwei Meter vor ihr stand die Betrügerin. Sie hatte das Bügeleisen in der Hand, aus dem zischender Dampf aufstieg. Die Frau hob den Arm und stürmte auf Jo zu.

    Heiß. Das Ding war glühend heiß. Jo sprang auf den Couchtisch und von dort zum Polstersessel. Scheiße , die Frau war zwischen ihr und der Eingangstür und hatte es anscheinend darauf angelegt, sie zu brandmarken oder ihr gleich das Gesicht wegzuschmelzen. Die Unbekannte wirbelte herum und schwenkte das Bügeleisen durch die Luft wie eine Bowlingkugel. Hinter ihr tanzte das lange Kabel, und der schwere Stecker ratterte über den Boden wie die Schwanzrassel einer Klapperschlange.
    Jo wich hastig zurück. Hinter ihr waren nur ein Bücherregal und die Wand. Sie brauchte einen Schutzschild, etwas Großes, sonst … Verdammt! Das Bügeleisen sauste nur zehn Zentimeter an ihr vorbei. Es zertrümmerte den Lampenschirm und fegte das ganze Ding zu Boden. Das Zimmer war auf einmal gleißend hell erleuchtet.
    Jo zerrte ein Buch aus dem Regal, einen Atlas. Schon wieder schoss das Bügeleisen auf sie zu. Sie riss den Atlas hoch und blockte den Hieb damit ab. Ein brutzelndes Geräusch drang an ihr Ohr, und es roch verbrannt. Durch die um die Buchkanten geklammerten Fingerspitzen spürte sie eine trockene, hässliche Hitze.
    Momentan benahm sich die Frau wie eine Berserkerin, doch wenn sie ein wenig zur Besinnung kam, musste ihr klarwerden, dass sie alle Zeit der Welt hatte. Sobald sie sie mit dem Bügeleisen niedergestreckt hatte, konnte sie Jo k. o. schlagen und ihr in aller Ruhe sämtliche Hautschichten vom Körper sengen, bis nur noch ein verschmorter Fleischklumpen von ihr übrig war.
    Mit einem Schrei stieß ihr Jo das Buch entgegen. Wankend wich die Frau zurück. Jo holte weit aus und traf sie voll
am Kinn. Betäubt taumelte die Frau nach hinten. Jo duckte sich zur Seite, um an ihr vorbeizuhechten, doch die Frau stürzte erneut auf sie los. Mist. Sie erhaschte einen Blick in die Augen der Unbekannten, tot, aber besessen, und auf das kreisende Bügeleisen. Verzweifelt packte sie die Frau am Arm und warf sich nach hinten. Sie rollte sich ab, als wäre sie von einem Kletterfelsen abgerutscht.
    Die Frau ruderte wild mit den Armen und prallte schließlich mit dem Gesicht voran gegen die Ecke zum Flur. Jo hörte das Krachen. Der Kopf der Unbekannten kippte zurück, und sie landete schwer auf Jo. Das Bügeleisen schoss auf sie zu.
    Nein - o Gott, heiß! Jo machte sich klein und spürte ein Zischen an ihrem Pullover. Sie unterdrückte einen Aufschrei. Polternd stürzte das Bügeleisen auf den Holzboden.
    Die Frau sackte zur Seite und berührte die Bügelfläche mit der Stirn. Kreischend fuhr sie hoch.
    Jo stieß sie von sich und kroch hektisch auf Händen und Knien weg. Finger klammerten sich um ihr Fußgelenk.
    Jo versuchte sich loszureißen. Die Frau streckte den Arm nach dem Bügeleisen aus. Jo packte das Stromkabel und ließ es schnalzen wie eine Peitsche. Rumpelnd schlitterte das Bügeleisen über den Boden. Die Unbekannte schnappte danach, verfehlte es aber.
    Jo kickte sich frei und rappelte sich hoch. Ohne das Kabel loszulassen, rannte sie aus dem Wohnzimmer in die Küche. Hinter sich hörte sie ein leises Knurren. Mit der freien Hand fegte sie Teller auf den Boden. Und eine Zweiliterflasche Olivenöl. Sie zerschellte, und Jo hörte ein träges Gluckern.

    Die Eingangstür war direkt vor ihr. Von hinten näherten sich Schritte. Das Kabel straffte sich, als die Frau das Bügeleisen wieder ergriff.
    Dann hörte Jo ein schmatzendes Knirschen, als ein Schuh über Öl und Scherben schlitterte. Mit einem dumpfen Schlag stürzte die Frau hin. Jo blickte zurück.
    Die Unbekannte lag breitbeinig auf dem Rücken, das Gesicht zu einer Grimasse verzerrt. Fieberhaft grapschte sie nach den Schränken und der Theke, um Halt zu finden. Sie war benommen, aber keineswegs außer Gefecht. Und

Weitere Kostenlose Bücher